Obwohl Duchamps Werke in weltbekannten Sammlungen vertreten sind und sie zu Lebzeiten bestens in Kunstkreisen vernetzt war, blieb ihre künstlerische Bedeutung lange im Schatten ihrer Brüder Marcel Duchamp, Raymond Duchamp-Villon und Jacques Villon sowie ihres Ehemanns Jean Crotti.
Die Retrospektive zeigt rund 70, teils durch aufwändige Recherchen wiederentdeckte Werke, darunter experimentelle Collagen, figurative Darstellungen, abstrakte Gemälde und historische Fotografien sowie bedeutende Archivfunde. Sichtbar werden in der Zusammenschau Duchamps künstlerische Eigenständigkeit und Freiheit. Im Fokus der Ausstellung stehen insbesondere ihr innovativer Umgang mit Materialien und Medien sowie ihr breites künstlerisches Spektrum, das sich kunsthistorischen Kategorien oftmals entzieht. Humor und Rätselhaftigkeit verleihen Duchamps Kunst ihren charakteristischen Tonfall.
Ab Mitte der 1910er-Jahren schuf sie in der Kombination von Aspekten des Readymade, poetischen Inschriften und geometrischen Formen eine für den Dadaismus einzigartige, subtile Bildsprache. In Werken wie „Zerbrochene und wiederhergestellte Multiplikation“ (1918-19) und „Einsamkeitstrichter “ (1921) erkundete sie so die Grenzen und Erweiterungen unterschiedlicher Medien und schuf grafisch einprägsame und dabei minimalistische Kompositionen mit verheißungsvollen Titeln wie „Fabrik der Freude“ (1920).
Neben ihren Dada-Arbeiten beleuchtet die Ausstellung Duchamps frühe kubistische Interieurs und Stadtlandschaften, ihre späten figürlichen Gemälde mit oftmals ironischen Untertönen, die Landschaften der 1930er- und 1940er-Jahre sowie ihr nahezu abstraktes Spätwerk.
Für die Retrospektive konnte die SCHIRN bedeutende Leihgaben aus zahlreichen internationalen Museen, öffentlichen wie privaten Sammlungen in Frankfurt zusammenführen, u. a. aus dem MoMA in New York, dem Philadelphia Museum of Art, dem Art Institute in Chicago, dem Centre Pompidou in Paris, der Bibliothèque nationale de France und der Bibliothèque Littéraire Jacques Doucet in Paris, dem Musée des Beaux-Arts in Rouen sowie aus wichtigen Privatsammlungen wie der Bluff Collection und der Collection Francis M. Naumann and Marie T. Keller. Die Retrospektive entstand in enger Zusammenarbeit mit der Association Duchamp Villon Crotti.
Eine Ausstellung in Kooperation mit dem Kunsthaus Zürich.