5 Fragen zum großen SCHIRN-Opening in Bockenheim

15.09.2025

7 min Lesezeit

Direktor*in:
Sebastian Baden

Vor nur wenigen Tagen feierte die SCHIRN das große Opening ihres neuen Standorts in Bockenheim mit einer Parade und Tanzperformance von Sasha Waltz & Guests und MEUTE. Doch wie war die Resonanz und was folgt als nächstes? Einblicke gibt SCHIRN-Direktor Sebastian Baden im Interview.

Sasha Waltz & Guests und MEUTE

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1. Der große Umzug ist endlich geschafft und wurde wortwörtlich mit Pauken und Trompeten gefeiert: Begleitet von der bekannten Techno Marching Band MEUTE tanzten über 100 Profis und Laien in Form einer Parade vom Römerberg bis zum neuen Standort der SCHIRN, der ehemaligen Dondorf Druckerei in Bockenheim. Die Parade ebenso wie die anschließende Tanzperformance sind Teil des partizipativen Projekts „In C – Community“ der renommierten Tanzcompagnie Sasha Waltz & Guests. Wieso hat sich gerade dieses Projekt angeboten, um den neuen Standort der SCHIRN zu eröffnen und wie war die Resonanz beim Opening?

Sebastian baden

Wir hatten am Sonntag, den 7. September, eine wirklich geniale Party und ganz viel Glück, mit dem Wetter, mit unserem Publikum, und mit der rechtzeitigen Fertigstellung der Baustelle. Damit war der Weg frei für eine Parade, die unsere Erwartungen noch weit übertroffen hat. Schon bei den ersten kuratorischen Überlegungen zum Umzug war uns wichtig, dass wir diesen Übergang zwischen den Orten konkret und performativ markieren wollen, um für die Öffentlichkeit auch bewusst am neuen Standort anzukommen. Eine klassische Ausstellung sollte dann als nächstes folgen. Aber zuerst wollten wir mit Musik, Tanz und möglichst vielen Menschen diese „rite de passage” feiern.

Die Kuratorin Martina Weinhart hat dafür die passende Idee vorgeschlagen, so dass wir nicht nur mit Sasha Waltz & Guests, sondern auch noch mit MEUTE und ihrem Ausnahmeauftritt aufwarten konnten. Zusammen ergab das eine fantastische Resonanz. Viele Tausend Menschen sind dabei gewesen!

Menschen feiern in einer belebten Straße und schwenken bunte Fahnen während einer Veranstaltung.
Foto: Esra Klein
Tanzende Menschen in bunten Outfits vor einem Publikum, das eine Aufführung auf einem Platz verfolgt.
Foto: Esra Klein
Lebhafte Parade mit Musikern in roten Jacken auf einem Platz, umgeben von fröhlichen Zuschauern und historischen Gebäuden.
Foto: Esra Klein

2. In den letzten Monaten hat sich durch den Umzug hinter den Kulissen viel getan. Zugleich wurde die Zwischennutzung der Dondorf Druckerei von Seiten der SCHIRN im Kontext des Kulturcampus und der bewegten Geschichte der ehemaligen Druckerei breit diskutiert. Welche Herausforderungen haben sich durch den temporären Standortwechsel ergeben?

sebastian baden

Anders als die bald 40 Jahre alte SCHIRN am Römerberg stammt die ehemalige Dondorf Druckerei aus dem 19. Jahrhundert und hat eine bewegte Geschichte: Von der jüdischen Gründerfamilie Dondorf, über die gewerkschaftliche Union Druckerei, dann die Zeit des Nationalsozialismus und die Nutzung durch die Goethe-Universität mit dem Institut für Kunstpädagogik – bis nun schließlich die SCHIRN als Kunsthalle temporär einzieht. Es ist ein Ort, der auch der Zivilgesellschaft wichtig ist, die sich für den Erhalt des historischen Gebäudes jüngst sehr eingesetzt und seinen Abriss verhindert hat, wodurch unser Einzug erst ermöglicht wurde. Für die Stadt Frankfurt und das Land Hessen geht es zudem um eine Zukunftsperspektive, den sogenannten Kulturcampus. Damit ist eine Vision verbunden: Das alte Uni-Areal soll kulturell wiederbelebt und weitergenutzt werden. Die Herausforderung bestand also u.a. darin, diese verschiedenen Ansprüche unter einen Hut zu bekommen.

Für uns hat sich dieser Standort als das passende Interim herausgestellt und wir haben ihn extra dafür ertüchtigt. Wie am Römer können wir hier zwei Ausstellungen parallel zeigen. Mit unserer Sanierung des Gebäudes konnte zudem für eine Folgenutzung wichtige und nachhaltige Vorarbeit geleistet werden. Wir freuen uns, es nun mit unserem Programm und zusammen mit der Nachbarschaft und unserem Publikum zu aktivieren. Zeitlich geht das Bauen hinter den Kulissen weiter, da wir ja an dem großen Projekt der energetischen Sanierung unseres Stammhauses am Römer arbeiten.

Ein Mann mit Brille und blauer Jacke steht in einem modernen, lichtdurchfluteten Raum mit bunten Säulen.
Frankfurt, 7. August 2025 ,Schirn Direktor Sebastian Baden in den neuen Schirn Räumen.
Foto: Bernd Kammerer
Großer, unfertiger Raum mit Ziegelwänden, Baumaterial und Gerüsten. Tageslicht strömt durch große Fenster.
Bauphase
Foto: Esra Klein

3. Vor dem Einzug der SCHIRN wurde die einstige Druckerei zuletzt von der Goethe-Universität Frankfurt genutzt. Um das Gebäude für den Gebrauch als Kunsthalle instand zu setzen, waren also einige Maßnahmen erforderlich. Was hat sich alles verändert?

sebastian baden

Wir wollten das ehemalige Unigebäude zum Stadtteil öffnen. Zunächst mussten wir alle fünf Stockwerke – vom Dachboden bis in den Keller, inklusive Nebengebäude – schadstoffsanieren, also vor allem den Asbest rausholen. Dadurch wurde auch der Charme der Industriearchitektur wieder freigelegt. In unserer Inszenierung sieht man jetzt die gusseisernen Säulen, Backsteinwände und Kappendecken. Dann haben wir viele der Zwischenwände entfernt, für die Ausstellungsfläche im ersten Obergeschoss und die offenen Räume im Erdgeschoss, die wir flexibel für Veranstaltungen und Vermittlungen nutzen. Neu hinzu kamen die Klimaanlage und Belüftung, dazu ein Sicherheitskonzept und die Brandmeldeanlage sowie neue, barrierefreie Zugänge und ein Café. Zudem unsere Lounge und der Hof – Orte zum Aufhalten und Verweilen. Damit ist alles bestens für unsere kommenden Ausstellungen und unser Publikum vorbereitet.

Menschen sitzen in einem lebhaften Café im Freien, genießen Getränke und sind umgeben von grünen Pflanzen und historischen Mauern.
Gruppe von Menschen bei einer Freiluftveranstaltung, umgeben von Bäumen und Backsteinarchitektur.

4. Welche Wünsche hat die SCHIRN für ihre Zeit in Bockenheim? Wie soll der neue Standort wahrgenommen werden?

sebastian baden

Der neue Standort erscheint offen und man muss bei seinem Industrial Charme direkt an die Aufbruchsjahre in Berlin nach der Wende oder an den Stadtteil Brooklyn in New York denken, wo für das MoMA PS1 auch ein altes Schulgebäude renoviert wurde. Von unserem frisch sanierten Gebäude aus können wir den Stadtteil Bockenheim bestens erreichen. Wir bieten ein innovatives Vermittlungsprogramm, besondere Veranstaltungen mit Musik und öffentlichen Diskussionen, und im Kernprogramm die Ausstellungen. Ich wünsche mir, dass wir damit unsere SCHIRN FANS nach Bockenheim locken, aber auch dass uns neue Besucher*innen entdecken und zahlreiche Menschen dazukommen. Man soll merken, dass dieser besondere Ort auch besondere Momente schafft und die Menschen nachhaltig zusammenführt.

Modernes Café mit bunten Säulen und Tischen, wo Gäste arbeiten und sich unterhalten. Helle, einladende Atmosphäre.
Schild mit der Aufschrift "MINI SCHIRN" in modernem Raum mit Ziegelwänden und bunten Akzenten.

5. Auf welche Neuerungen und Programmhighlights können wir uns als nächstes in der SCHIRN freuen?

sebastian baden

Wir bieten weiterhin auf hohem Niveau unser Ausstellungsprogramm mit moderner und internationaler zeitgenössischer Kunst. Das fängt in diesem Herbst mit der Ausstellung der philippinisch-kanadischen Videokünstlerin Stephanie Comilang an, darauf folgt ab dem 10. Oktober die Retrospektive der Dada-Pionierin Suzanne Duchamp. Eine besonders schöne Neuerung ist dabei, dass wir am ersten Freitag im Monat das zweite Ticket für Besucherpaare kostenlos anbieten können. Neben den Ausstellungen gibt es aber auch Programm wie die SCHIRN Hangouts oder auch den B-Day, einen Nachbarschaftstag hier in Bockenheim, am 20. September. Zudem haben wir die MINISCHIRN für unser jüngstes Publikum neu und mobil aufgestellt. Und dann kommt auch schon bald die Kinder Halloween Party! Alle Infos dazu sind auf unserer Webseite und natürlich im Newsletter zu finden.

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