DMWTW (Don’t Mess With The Weather) ist mehr als nur die Crew hinter dem Frankfurter Rapper Gianni Suave: Ein Künstlerkollektiv mit großen Plänen, das Hip-Hop-Lifestyle, Musik, Film und Mode miteinander vereint.

Zweimal pro Woche sind Meetings angesagt. Dann trifft sich das zehnköpfige Künstlerkollektiv Don’t Mess With The Weather (kurz: DMWTW) zum Beispiel in den Geschäftsräumen einer befreundeten Agentur für Strategie- und Kommunikationsberatung unweit des Uhrentürmchens auf der Berger Straße. Zur Einrichtung gehören viele Möbel im Mid-Century-Stil. Die großen Fenster im lichtdurchfluteten Erdgeschoss werden von unzähligen Kakteen eingerahmt. Bei unserem Besuch an einem Freitagnachmittag läuft Musik von Kendrick Lamar.

„Die meisten von uns wohnen hier in Bornheim, ungefähr in einem Radius von einem Kilometer“, erzählt der Frankfurter Rapper Gianni Suave. Dank seiner beachtlichen Musikkarriere ist er das bekannteste Gesicht des Kollektivs. Mit seinem Song „Butter“ gewann er 2016 einen Nachwuchs-Wettbewerb, schlug den Hauptpreis jedoch in den Wind: einen Plattenvertrag mit dem Universal-Sublabel Chapter One. „Ich wollte mir das Team selbst aussuchen, mit dem ich zusammenarbeite“, begründet er seine Entscheidung. Vier EPs hat er inzwischen veröffentlicht. Das Debutalbum soll im Anschluss an EP Nummer fünf folgen. DMWTW war ursprünglich der Name einer Dropbox-Gruppe, über die Suave mit seinen damaligen Produzenten Beats austauschte.

DMWTW war ursprüng­lich der Name einer Drop­box-Gruppe

Trotzdem würde es ihm nicht einfallen, sich als Kopf des Kollektivs zu bezeichnen. „In der Außenwirkung scheint das vielleicht so“, gibt er zu. „Aber wir arbeiten in der Gruppe inzwischen an den unterschiedlichsten Projekten. Und dabei geht es längst nicht nur um meine Musik. Nach und nach sind immer mehr Freunde, mit denen wir ohnehin viel Zeit verbracht haben, in das Kollektiv hineingerutscht. Der Gedanke war: Lasst uns doch, statt einfach nur miteinander abzuhängen, lieber etwas Kreatives machen.“

Lasst uns doch, statt einfach nur miteinander abzuhängen, lieber etwas Kreatives machen

Gianni Suave
Gianni suave, (c) Neven Allgeier

Berndre zum Beispiel, der uns an einem ovalen Konferenztisch gegenübersitzt, produziert mit Unterstützung des Teams gerade seinen zweiten Kurzfilm. In einer Altbauwohnung in Fulda wurde vor kurzem die erste Szene gedreht. „Meine Filme behandeln ein breites Spektrum an Problemen, mit denen sich Jungs in unserem Alter beschäftigen. Es geht um verschwendetes Potential und Erwartungen, die wir an uns selbst haben. Auch um gescheiterte Liebe – das ist ebenfalls so ein ongoing Thema.“

Als Filmemacher ist Berndre Autodidakt. „Mein Interesse gilt vor allem dem Storytelling. Mit meinen Ideen gehe ich zu Nick oder Niclas, den beiden Foto- und Videografen in unserer Gruppe. Sie haben Zugang zu Equipment und helfen mir bei der Umsetzung.“ Ambitionierte Musikvideos von Hip-Hop-Größen wie Kanye West und Asap Rocky nennt er als wichtige Einflüsse, von denen er sich inspirieren ließ. „Daher kommt, glaube ich, mein Tick, visuell zu denken.“

Veran­stal­tungs­reihe „Weather Service“

Zusammen mit Behzad konzipiert Berndre außerdem eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Weather Service“. „Ursprünglich komme ich aus dem Künstlermanagement. Früher habe ich DJs gebucht und betreut“, erzählt Behzad. Der Plan: Unterschiedliche Locations in der Stadt sollen mit einem abwechslungsreichen Programm bespielt werden. Im kommenden August wird es auch eine Ausgabe in der SCHIRN geben. Der Abend beginnt mit einem Auftritt von Gianni Suave. Anschließend legen befreundete DJs auf.

Auch wenn die meisten DMWTW-Mitglieder ihre Wurzeln im Hip-Hop haben, wollen sie sich musikalisch nicht auf ein Genre festlegen lassen. „Hip-Hop ist für uns in erster Linie ein Mindset. Den Mut zu haben, als jemand, der sich alleine vielleicht klein fühlt, zu sagen: Wir können uns zusammenschließen und gemeinsam etwas Großes schaffen“, sagt Gianni Suave – und fügt hinzu: „Natürlich geht es aber auch um den Lifestyle: Wir wollen gut aussehen und coole Sachen machen.“

DMWTW als Plattenlabel

Ein Traum von ihm ist es, DMWTW in Zukunft auch als Plattenlabel zu etablieren. „Aus finanziellem Druck müssen Musiker oft Kompromisse machen, um Anklang zu finden. Gerade im Deutschrap geht es oft nur darum, Trends zu bedienen, um den nächsten Hit zu landen. Dem würden wir gerne etwas entgegensetzen. Nur wenn man den Mut hat, aus der Reihe zu tanzen, kann etwas Neues entstehen.“

Natür­lich geht es aber auch um den Life­style: Wir wollen gut ausse­hen und coole Sachen machen

Gianni Suave

Claudio Strapinsky, auch er sitzt bei unserem Treffen mit am Tisch, ist der Visual Art Director des Kollektivs. Als Jugendlicher lebte er drei Jahre lang mit seinen Eltern in China. Ein Freund nahm ihn dort mit zu einem Rap-Battle. „Verstanden habe ich kein Wort, dafür aber die Energie gefühlt“, erinnert er sich. Bald begann er damit, Beats zu bauen. Sein eigentliches Talent entdeckte er auf Umwegen: „Ich wollte meine Musik herausbringen und brauchte dafür ein Artwork. Weil ich niemanden kannte, der mir dabei helfen konnte, brachte ich mir die Skills eben selber bei.“

Das Logo: eine Wolke, die von einem Dolch durch­sto­ßen wird

Zurück in Deutschland machte er eine Ausbildung bei einer Agentur, die darauf spezialisiert war, Tonträger zu visualisieren. Für DMWTW hat Strapinsky, der mit bürgerlichem Namen Rafael heißt, unter anderem das Logo entworfen – eine Wolke, die von einem Dolch durchstoßen wird. Dass die Stoßwaffe immer mal wieder für ein Schwert gehalten wird, ist beinahe so etwas wie ein Running Gag in der Gruppe.

In Zukunft wollen DMWTW auch Mode machen und nicht nur weitere Motive rund um das Thema Wetter, sondern auch die Schnitte der Klamotten selbst entwerfen. „Wir kennen jemand, der das nötige Know-how hat und auf dem Weg ist, Modedesigner zu werden“, sagt Schulz. „Mode ist ein schwieriges Thema, aber wir wollen es angehen.“

Claudio Strapinsky, (c) Neven Allgeier
Tung, (c) Neven Allgeier
Rio, (c) Neven Allgeier

Mode ist ein schwieriges Thema, aber wir wollen es angehen

Schulz

Inzwischen ist auch der Rest der zehnköpfigen Gruppe zum Fotoshooting eingetroffen. Nebenbei werden Gespräche geführt, Verabredungen für eine Partie Boccia getroffen und die Zutaten diskutiert, die man für eine perfekte Sauce Bolognese braucht. Eine graue Katze aus der Nachbarschaft betritt den Raum und verlangt nach Aufmerksamkeit. Man spürt, wie vertraut die zehn Jungs im Umgang miteinander sind. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir uns nicht sehen“, sagt Gianni Suave. Draußen scheint die Sonne, als wir uns verabschieden. Das Wetter hat es heute wirklich gut mit uns gemeint.

Sanch, (c) Neven Allgeier
Saad, (c) Neven Allgeier

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