Vom Atelier an den Esstisch: The Christmas Edition

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Für die Weihnachtsausgabe unserer Serie über die Küchen der Kunstwelt haben wir uns vom What’s Cooking-Archiv inspirieren lassen: Passend zur Lebenswelt von fünf Künstler*innen aus der Reihe haben wir fünf klassischen Gebäcksorten ein neues Gewand verpasst. Das Ergebnis ist zum Aufessen (fast) zu schade!

Dorothy Iannone – Lebkuchenbrüste / Le(boob)kuchen

Es ist kein Zufall, dass bereits auf dem Vorsatz ihres Künstler-Kochbuchs „A Cookbook“ pralle Frauenbrüste und ein nackter Hintern zu sehen sind. Schließlich porträtierte und zelebrierte Dorothy Iannone die weibliche Sexualität in ihrem Werk über sechzig Jahre humorvoll, offen und tabulos.

Als Hommage an die ehemals in Berlin ansässige Künstlerin haben wir den für gewöhnlich eher unscheinbaren Elisenlebkuchen ein wenig umgestaltet – so wird er auf dem bunten Teller garantiert nicht übersehen.

Tipp: Wer die Lebkuchenbrüste nachbacken möchte, sollte neben Zartbitter-, Milch- und weißer Schokolade für die Kuvertüre nach der Schokoladensorte „Ruby“ (gewonnen aus pinken Kakaobohnen) und der blondfarbenen „Dulcey“ Ausschau halten.

GIF: Florencia Romagnoli & Julia Keller
Ältere Frau in einem geflochtenen Stuhl, umgeben von bunten Textilien und Dekorationen, sitzt an einem roten Tisch.
Dorothy Iannone
Foto: Jason Schmidt
Dorothy Iannone, A Cookbook (Detail), 1969
Image via airdeparis.com

Gilbert and George – Adrette Lebkuchenmänner

Die legendären britischen Vorzeige-Exzentriker Gilbert Proesch und George Passmore leben seit Ende der 60er Jahre im gleichen Haus im Londoner East End, und mindestens genauso lange sieht man Gilbert and George schon auf den Straßen ihres Viertels herumspazieren, stets tadellos gekleidet. Als Kontrastprogramm zu den maßgeschneiderten Anzügen tragen die großformatigen Fotoarbeiten des Künstlerduos Titel wie „The Naked Shit Pictures“ und zeigen das Paar mit heruntergelassenen Unterhosen.

Da sich Weckmänner in der Regel – bis auf ein paar Alibi-Knöpfe – auch im nackten Zustand am wohlsten zu fühlen scheinen, sind sie das ideale Gebäck für ein essbares Porträt des Künstlerduos.

Zwei aus Teig geformte Figuren mit bunten Krawatten vor einem karierten Hintergrund.
Foto: Florencia Romagnoli & Julia Keller
Zwei Männer in bunten Anzügen sitzen an einem Küchentisch, vor ihnen Geschirr und ein Krug.
Gilbert & George in einer (nicht ihrer) Küche
Foto: Christian Sinibaldi

Donald Judd – Bunte Spekulatiuskästen

Mit Installationen in Form von Kuben und Quadern aus Holz, Stahl und Plexi­glas wurde Donald Judd Ende der 1960er-Jahre zu einem der bekanntesten Vertreter der amerikanischen „Minimal Art“. Er nutzte Materialien und Produktionsweisen aus der Industrie für seine künstlerischen Werke, in denen die serielle Wiederholung eine zentrale Rolle spielte. Auch zu Hause umgab sich Judd gerne von Objekten aus dem Industriedesign: Obwohl er kaum kochte, stattete er seine Küche mit einem professionellen Spültisch aus Edelstahl und einem Groß­kü­chen­herd aus.

Auch wenn Spekulatiusteig und Karamell für die Anfertigung makellos geometrischer Objekte eher ungeeignet sind, haben wir es dennoch gewagt, Donald Judds Installation „Untitled“ von 1992 aus ebendiesen Zutaten nachzubilden.

Wer sich der Herausforderung ebenfalls gewachsen fühlt, kann folgenden Trick anwenden: Sobald sie aus dem Ofen kommen, drückt man mit einem Backblech oder einem anderen flachen Utensil auf die noch heißen Spekulatius, um sie in eine möglichst flache Form zu bringen. Für die bunten Rechtecke haben wir gefärbtes Isomalt benutzt – ein Zuckerersatz, der beim Erhitzen nicht braun wird.

In Donald Judds selbstdesignerter Küche
(Foto: Stefan Ruiz)
Image via wallpaper.com
Donald Judd, Untitled, 1992
Image via moma.org
Mann steht neben einer rechteckigen Skulptur aus gestapelten Tafeln in einem minimalistischen Raum. Schwarzweißaufnahme.
Donald Judd, posierend neben seinen Arbeiten in der Leo Castelli Galerie, New York, 6. Februar, 1966
Foto: Fred W. McDarrah/Getty Images
Bunt gefüllte Behälter auf einem Metalltablett, die verschiedene Farben und Texturen präsentieren.
Foto: Florencia Romagnoli & Julia Keller

Ólafur Elíasson – Mürbeteigsonnen

Fast zwanzig Jahre ist es mittlerweile her, dass Ólafur Elíasson eine riesige künstliche Sonne in die Turbinenhalle der Londoner Tate Gallery hängte, und doch assoziiert man den dänisch-islän­di­schen Künst­ler noch immer mit diesem spektakulären Werk. Licht und Farbe, sowie das Experimentieren mit der menschlichen Wahrnehmung faszinieren Elíasson, der sein Werk an der Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft verortet.

In Anlehnung an Elíassons Farbexperimente haben wir Zitronen-Mürbeteigplätzchen mit gelb schattiertem Zuckerguss gebacken, die an astronomische Darstellungen erinnern. Absolut unwissenschaftlich, aber für das Auge und den Gaumen genau richtig.

Ausstellungsansicht The weather project, 2003, Tate Modern, London
Mann mit Brille steht in einem Raum, hält eine Schüssel und schaut in die Kamera, während im Hintergrund weitere Personen sitzen.
Ólafur Elíasson in seiner Studioküche
Foto: erik olsson / WSJ Magazine
Eine Auswahl runder Kekse in verschiedenen Gelbtönen auf einem hellen Hintergrund.
Foto: Florencia Romagnoli & Julia Keller

Georgia O’Keeffe – Kakao-Kräuterplätzchen

Wer Georgia O’Keeffes monumentale Landschaftsgemälde betrachtet, bekommt ein Gespür dafür, wie eng sie mit der Natur und dem Terrain ihrer Heimat New Mexico verbunden war. Sie baute im Vorgarten ihres traditionellen Adobe-Hauses Obst und Gemüse an, trocknete Kräuter, buk ihr eigenes Brot und war entschiedene Verfechterin einer ökologischen, saisonalen Ernährung.

Diese einfachen Haferplätzchen mit Kokosnussöl, Vollkornmehl und Kakao in den Rot- und Brauntönen der Wüstenlandschaft hätten O’Keeffe daher vermutlich gefallen. Ihre Form soll an trockene, rissige Erde erinnern – ihr Geschmack möglichst nicht.

Getrocknete Kräuter auf handgemachten Keksen in Blattform, angerichtet auf einem neutralen Untergrund.
Foto: Florencia Romagnoli & Julia Keller
Ältere Frau in einem Raum, die sorgfältig mit Kräutern und Materialien arbeitet, von natürlichem Licht umgeben.
Georgia O’Keeffe am Kräuter schneiden, New Mexico 1960
Tony Vaccaro / Tony Vaccaro Studio

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Wir wünschen euch eine kreative Adventszeit!

Bunt dekorierte Plätzchen in Figuren- und geometrischen Formen auf einem Gitterrost, umgeben von weiteren Süßigkeiten.
Foto: Florencia Romagnoli & Julia Keller

So sehen die Küchen der Kunstwelt aus

Von Frida Kahlo bis Christo