Natürlich schön und intelligent?
Faszination Pflanze
02.05.2025
6 min Lesezeit
Das Museum Sinclair-Haus versammelt in der Gruppenausstellung „Unter Pflanzen“ bis zum 17. August künstlerische Positionen, die zu einer Neubewertung von Pflanzen als wahrnehmungs- und empfindungsfähige Wesen anregen. Nach diesem Ausstellungsbesuch blickt man auf das Pflanzenreich mit anderen Augen.
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Es ist ein warmer Frühlingstag und über dem strahlend blauen Himmel von Bad Homburg ziehen Amseln ihre Kreise. Ihr Gesang klingt wie ein Vorbote der sonnigsten Zeit des Jahres. Beim Betreten der Ausstellung „Unter Pflanzen“ im Museum Sinclair-Haus zwitschern immer noch Vögel. Fast könnte man meinen, ein paar davon hätten sich in die Räumlichkeiten verirrt. Tatsächlich handelt es sich jedoch um Hängepflanzen, die von dem Künstler*innenduo Scenocosme in eine interaktive Soundinstallation verwandelt wurden und die Besucher*innen unmittelbar dazu anregen, die Ausstellung mit allen Sinnen wahrzunehmen. In großen Buchstaben steht die Aufforderung an der Wand, die Pflanzen anzufassen. Sobald die Fingerkuppen das Grün berühren, ertönt der Vogelgesang. Das Kunstwerk unterstreicht damit gleich zu Beginn die These der Ausstellung, die an zwei Ausstellungskapiteln entlang verhandelt wird: Pflanzen werden hier als empfindungsfähige, vernetzte Lebewesen gesehen.

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Die Künstlerin Kiki Smith greift wiederum das Thema der Metamorphosen auf. Ihre frühen Arbeiten sind geprägt von gesellschaftlichen Debatten der 1980er-Jahre, beispielsweise über AIDS. Später beschäftigt sie sich intensiv mit dem weiblichen Körper. Anfang der 1990er-Jahre begann Smith zudem, sich vermehrt mit Umwelt und Natur als schützenswerten Raum auseinanderzusetzen. Die Bronzefigur „FLOWER HEAD 2“ aus dem Jahr 2012 ist halb Gesicht, halb Blume. Während der Kopf dem menschlichen Antlitz eindeutig zugeordnet werden kann, ragen an der Stelle der Haare, dem Ohr, den Wangen und dem Kinn große Blütenblätter heraus. Die geschlossenen Augen der Skulptur vermitteln Harmonie, Ruhe und den Einklang zwischen Mensch und Natur. Mit ihren radikalen Darstellungen des menschlichen Körpers – verletzlich, vergänglich und biologischen Prozessen ausgeliefert – verweist die Künstlerin auf den Menschen, der, so wie der Titel der Ausstellung suggeriert, „Unter Pflanzen“ agiert.




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Fast wie ein Baby, das man behutsam an seinem Körper trägt und in den Armen hält, zeigt die Fotografie „Die Erde halten“ eine männlich gelesen Person mit einem weißen Hemd, die ein Häufchen Erde hält. Die Arbeit von Lois Weinberger, der ein österreichischer Künstler war und maßgeblich die Debatte um „Kunst-Natur“ ab den 1990er-Jahren mitbestimmte, wirft mit simplen wie zärtlichen Mitteln die Frage auf: Wie behandeln wir die Erde, auf der wir leben?
Eine einfache Frage, die sich wie ein roter Faden durch die Ausstellung zieht.
„Unter Pflanzen“ zeigt auf zwei Etagen und in zwei Kapiteln einerseits die Vielfalt von Pflanzen und fordert die Besucher*innen heraus, sich genauer auf sie einzulassen, sie zu studieren und in den verschiedensten Formen und Darstellungen zu begegnen. Andererseits ergründet die Show die Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten, also pflanzliche „Intelligenz“, die in der Wissenschaft kontrovers diskutiert wird. Eines steht fest: Die Natur im Bad Homburger Schlossgarten sieht man nach dem Ausstellungsbesuch durch andere Augen an.

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