Sind Künstler*innen besonders kreativ, wenn es ums Kochen geht? Ein Blick in die Küchen der Kunstwelt. Diesmal mit einem kleinen ABC des „Eat Art“-Begründers Daniel Spoerri.

Alice Waters, Köchin und Mitgrün­de­rin des berühm­ten kali­for­ni­schen Slow-Food-Restau­rants Chez Panisse, hat die enge Verbin­dung zwischen Kunst und Kochen auf den Punkt gebracht: „…sie sind beide reak­tiv und krea­tiv, sie imitie­ren sich gegen­sei­tig und passen sich einan­der an.“ Exis­tiert demnach eine Verbin­dung zwischen dem, was in den Ateliers von Künst­le­r*innen passiert, und dem, was in ihren jewei­li­gen Küchen vor sich geht? Finden sich Bezüge zu ihrem Werk und ihrer Persön­lich­keit wieder? Sind Künst­ler*innen beson­ders krea­tiv, wenn es um den alltäg­li­chen Akt des Kochens geht? Anhand von Anek­do­ten und Fotos rund um ihre Küchen und Ess­ge­wohn­hei­ten geben wir Einbli­cke in die kuli­na­ri­schen Lebens­wel­ten bekann­ter Künst­le­r*innen.

Dieses Mal schauen wir auf den Text- und Essenskünstler Daniel Spoerri und haben (hoffentlich in seinem Sinne) ein kleines Spoerri-ABC erstellt: 

Daniel Spoerri (c) Foto: Eugenia Maximova

SPOERRI-ABC

A wie Ausstellung

Die Idee, eine Ausstellung zu organisieren, die nur so lange geöffnet ist, wie die Kochzeit für ein hartes Ei, kann eigentlich nur von Daniel Spoerri kommen. Der 1930 in Rumänien geborene Schweizer setzte diese Aktion 1963 in der Galerie Zwirner in Köln konsequent um und ließ seine Arbeiten lediglich sieben Minuten lang hängen. Damit stellte Spoerri humorvoll die Regeln des Kunstmarktes auf den Kopf und tat ganz nebenbei auch etwas für seinen eigenen Magen. Das Ei als urzeitliches Nahrungsmittel und Symbol des Lebens faszinierte Spoerri zeitlebens: Er sammelte literarische Ei-Zitate und alle möglichen Küchenutensilien zur Verarbeitung von Eiern.

B wie Brot

Ein weiterer Grundbaustein der Ernährung spielt in Spoerris Biografie eine wichtige Rolle: das Brot. Als junger, mittelloser Student in Paris pflegte er altes Brot in einer Schublade aufzubewahren, es am Ende des Monats mit Brühwürfeln aufzukochen und zu Brotsuppe zu verarbeiten. Eines Tages kam er auf die Idee, eine Büchse billigen Pfeffer zu kaufen, womit er den Geschmack der Suppe radikal verbesserte. Dieses Aha-Erlebnis nannte Spoerri „die Urzelle seiner Kochkrankheit“, der Startpunkt seiner lebenslangen Leidenschaft für das Kochen.

C wie Catalogue Tabou

Anlässlich der Ausstellung „Der Krämerladen“ in Kopenhagen ließ Spoerri 1961 achtzig frische Brötchen backen, die mit Abfall, Nägeln und Glassplitter gefüllt waren, und verteilte sie als Katalog an die Besucher. Dieser „Catalogue Tabou“ war als Kommentar zur Verschwendung von Lebensmitteln gedacht, die Bäckerzunft reagierte dennoch empört und schrieb Protestbriefe. Das Thema Brot tauchte in Spoerris Werk 1970 ein weiteres Mal auf, diesmal in Form von Dingen des alltäglichen Gebrauchs wie Schuhe oder eine Schreibmaschine, die der Künstler mit Teig befüllte und buk.

D wie Dinner

Neben der Objektkunst entdeckte Spoerri 1968 die Inszenierung thematischer Dinner als Ausdrucksmittel für sich. Seine spektakulären Bankette sollten nicht nur den Magen anregen, sondern auch den Kopf: Sie stellten kulinarische und künstlerische Konventionen infrage, thematisierten soziokulturelle Aspekte des Essens und hinterfragten den Geschmacksbegriff der Tischgäste. So verschreckte er die Teilnehmer eines Gulasch-Dinners in Heidelberg mit der Nachricht, dass sie gerade Pferdefleisch konsumierten, um die Ankündigung kurz darauf zu widerrufen. Unter dem Motto „Die Küche der Armen der Welt“ bereitete Spoerri seinen Gästen aus wenigen, günstigen Zutaten äußerst schmackhafte und nahrhafte Gerichte zu, etwa Erbsenbrei mit Speck oder Stockfisch mit Kartoffeln.

E wie Eat Art

Der Begriff „Eat Art“ wurde von Spoerri Ende der 60er-Jahre als Überbegriff für die künstlerische Auseinandersetzung „mit allem, was essbar ist oder essbar scheint“ erfunden. Die unter diesem Motto entstandenen Arbeiten zeugen von Spoerris Interesse am kulturellen Stellenwert des Essens und Kochens, an den grundlegenden Prinzipien der Ernährung und am Akt des Essens als existenzieller Vorgang.

F wie Fallenbilder

Als Spoerri 1960 auf die Idee kam, die Überbleibsel einer Mahlzeit – schmutzige Teller, leer getrunkene Gläser, eine zerknautschte Zigarettenschachtel – exakt so auf den Tisch zu kleben, wie er sie vorgefunden hatte, die Unterlage dann um neunzig Grad zu drehen und sie an die Wand zu hängen, war das Erste seiner ikonischen Fallenbilder geboren. Ein Jahr später kaufte das MoMA eines dieser dreidimensionalen Stillleben – mit Resten des Frühstücks seiner damaligen Freundin Kichka Baticheff – von denen er im Laufe seines Lebens unzählige Variationen produzierte. Zum richtigen Zeitpunkt „die Falle zuschnappen zu lassen“, um alltägliche Gegenstände in ihrer spontanen Anordnung festzuhalten, ist noch heute ein Leitmotiv seines Schaffens.

G wie Gewürze

Die Bedeutung von Kunst für die Gesellschaft verglich Spoerri einmal mit der von Pfeffer und Salz für die Zubereitung von Speisen. Entsprechend gut bestückt war sein eigenes Gewürzregal, das er 1963 in dessen Originalform ausstellte. In der gewaltigen, drei mal zwei Meter großen Ablage bewahrte der Künstler neben Senf- und Sambalpasten, Ketchups und diversen Heinz-Soßen, Angosturas, Curry, Liebstöckel, Dill oder Ysop-Pulver auch eine Packung Maggiwürze auf, ein für den Schweizer unersetzliches „Heimatparfüm“.

H wie Homonymes Dinner

1978 organisierte Spoerri „Hommage à Karl Marx“, ein Bankett, zu dem er nur Gäste einlud, die prominente Namen trugen. Mittels Telefonbuch machte er Johann Wolfgang Goethe, Richard Wagner, Friedrich Engels und viele andere „Berühmtheiten“ ausfindig – ein Herr Hinz und ein Herr Kunz waren ebenfalls vertreten. Serviert wurden entsprechend renommierte Speisen: Schillerlocken, Mozartkugeln, Hitchcock Orangensaft und Bismarck-Heringe.

I wie Inselleben

1966, nach knapp zehn Jahren in Paris, wo er mit der Eat-Art als Künstler Fuß gefasst hatte, machte Spoerri einen radikalen Schnitt: Er zog mit Kichka Baticheff auf die abgelegene griechische Insel Symi um sich ein Jahr lang nur dem Kochen zu widmen. Das knappe Lebensmittelangebot auf der Insel, gepaart mit der absoluten Frische der Zutaten – Gemüse aus den Inselgärten, nur Stunden zuvor gefangener Fisch, Honig mit dem intensiven Aroma der auf dem Steinboden wachsenden Kräuter – beflügelte Spoerris Kreativität. Er notierte täglich, was er gekocht und gegessen hatte, und veröffentlichte daraufhin ein „Gastronomisches Tagebuch“ (1967) seiner Reise.

Daniel Spoerri, Aktion "Restaurant Spoerri" in Düsseldorf vom 16. November 1972, ahlers collection, Image via kunstaspekte.art

Daniel Spoerri, 723 USTENSILES DE CUISINE, Restaurant de la Galerie J., Paris, 1963, Image via ada-invitations.de

J wie Galerie J

Die ultimative Verschmelzung von Kunst und Gastronomie schaffte Spoerri 1963 anlässlich einer Ausstellung in der Galerie J in Paris: Er eröffnete dort ein temporäres Restaurant und kochte als „le Chef Daniel“ zwei Wochen lang jeden Abend für 30 Gäste eine Version seiner konzeptuellen Bankette. Als Kellner engagierte er Kunstkritiker, und am Ende jedes Abends wählte Spoerri einen Tisch aus, den er in seinem momentanen Zustand fixierte und zum Fallenbild machte.

K wie Kochbücher

Seine Passion für das Essen lebte Spoerri nicht nur praktisch aus, sondern auch theoretisch: Anfang der Siebzigerjahre fing er an, Kochbücher zu sammeln, heute besitzt er über 800 Exemplare, darunter Seltenheiten wie die signierte Erstausgabe von „Le pâtissier pittoresque“ aus dem Jahr 1815 von Marie-Antoine Carême. Nach Rezept kocht Spoerri trotzdem nicht, er nutzt die Bücher höchstens als Inspiration für neue Geschmackskombinationen.

L wie Löffel

Fasziniert von der Vielfalt alltäglicher Gebrauchsgegenstände sammelte Spoerri jahrelang Küchenutensilien. Als er 723 Küchengeräten angehäuft hatte, beschloss er, seine Sammlung zu reduzieren und sich auf Sparschäler zu konzentrieren: „Es schien mir, dass die typisch schweizerische Tugend des Sparens in dieser Erfindung [...] am perfektesten und ironischsten zum Ausdruck kommt.“ Daraus wurde eine weitere Sammlung, die 100 leicht unterschiedliche Sparschäler umfasste.

M wie Menü

Kurz nach seiner Rückkehr aus Symi eröffnete „le Chef Daniel“ 1968 in Düsseldorf das „Restaurant Spoerri“. Er setzte neben Rindersteaks auch Pythonschnitzel, Ameisenomelettes und Schlangenragout auf die Karte, um den Geschmackshorizont seiner Gäste zu erweitern; kreierte Fallenbilder am laufenden Band und dekorierte die Wände mit den Arbeiten befreundeter Künstler. Mehr „multimedia-super-happening-Kunstwerk“ als Esslokal, wurde der Ort schnell zu einem zentralen Treffpunkt der lokalen Kunstszene.

N wie Nouveau Réalisme

„Kunst ist Leben, Leben ist Kunst“ lautete das Motto des Noveau Réalisme, der von Spoerri 1960 mitbegründeten Künstlerbewegung, zu der unter anderem seine Kollegen Yves Klein, Jean Tinguely, Niki de Saint Phalle und Raymond Hains zählten. Trotz großer Unterschiede in ihrer künstlerischen Praxis vereinte die Mitglieder eine Ablehnung des Abstrakten Expressionismus und der Vorsatz, sich in ihrem Werk der Realität des Alltags zu nähern.

O wie Ohne großes Trallala

Am liebsten isst Spoerri einfache, unkomplizierte Speisen. Die Sterneküche mit ihrem starren Regelwerk ist ihm suspekt, so auch Kochbücher mit seitenlangen Kochanweisungen. Man muss nur ein paar Grundregeln kennen, dann ist Kochen eigentlich ganz einfach, findet er: „Ohne großes Trallala – hinein damit, auch verbrannt schmeckt manchmal apart, nur labbrig soll es nicht sein, und wenn es versalzen ist, kommt eben noch mehr Wasser, Milch oder sonst was dazu“.

P wie Palindrom

Nach dem Prinzip des Palindroms, das man sowohl vorwärts als auch rückwärts lesen kann, gestalte Spoerri eine Serie von Eat-Art-Banketten: Er servierte alle Gänge in scheinbar umgekehrter Reihenfolge, beginnend mit einem Grissini in Zigarrenform, einem Kaffee, der in Wirklichkeit ein Consommé in Kaffeetassen war, und einem Dessert, das einem Eis mit Schokoladenpralinen zum Verwechseln ähnlich sah, sich aber als Kartoffelbrei mit Hackfleischbällchen entpuppte.

Q wie Quadratmeter

Nur 12 Quadratmeter hatte das Zimmer Nummer 13 im Hotel Carcassonne in Paris, in das der Künstler kurz vor seinem dreißigsten Geburtstag einzog. Er blieb sechs Jahre lang und erlebte darin trotz der beengten Räumlichkeiten Großes: Die Produktion der ersten Fallenbilder und die Geburt seiner Identität als Künstler. Als Hommage an diesen prägenden Ort ließ Spoerri 1998 das Zimmer naturgetreu aus Bronze rekonstruieren, er musste sich dafür jedoch gänzlich auf sein Gedächtnis verlassen, denn der Eintritt in das noch heute existierende Hotel wurde ihm von der Eigentümerin verweigert, die genervt davon war, öfter von Spoerri-Fans nach dem berühmten Zimmer gefragt zu werden.

R wie Rezept (für Gewürzbällchen)

Spoerri veröffentlichte 1970 in der Zeitschrift „Twen“ folgendes Rezept für „Die Liebeskugeln des Scheich Muhammad Ibn-Muhammad an-Nafzawi“: „Im Mörser zerstoßen: je 1 Teelöffel schwarzen und weißen Pfeffer, 1 Teelöffel Koriander, 3 Nelken, 2 ganze Muskatnüsse, 1 Messerspitze Muskatblüte, 2 Stangen Zimt. Kleinhacken: je 250 g gedörrte Feigen, Bananen, Datteln und Aprikosen, 1-2 Ingwerwurzeln in Sirup. Feinraspeln: Hasel-, Mandel-, Erdnüsse; im Ganzen 250 g. In eine große Schüssel geben: 250 g Rohrohrzucker, 200 g Butter, 50 g Rosmarinhonig, 3 Suppenlöffel Ingwersirup, 1 Mokkatasse Pernod. Die anderen Zutaten dazuschütten, gut durchkneten. Nussgroße Kugeln drehen, in Rohrzucker wenden und kaltstellen. Die Angaben sind nur eine Richtschnur. Weniger oder mehr von diesem und jenem verändert zwar den Geschmack, aber vielleicht nur zum Guten.“ Ein Hinweis zur Dauer der Zubereitung findet sich unter „Z wie Zeit“.

S wie Souvenirladen

Zwei Jahre nach dem Startschuss für sein Düsseldorfer Restaurant eröffnete Spoerri im darüberliegenden Stockwerk die passende Eat Art-Galerie mit einer Ausstellung seiner Brotteigobjekte. Im „Souvenirladen“, wie er die Galerie scherzhaft nannte, stellten daraufhin viele seiner Künstlerfreunde und -kollegen essbare Kunstwerke aus, darunter Joseph Beuys, Dieter Roth, André Thomkins und Robert Filliou.

Daniel Spoerri, Image via www.spoerri.at

Exponate aus der Ausstellung „Daniel Spoerri & die Eat Art“, 2020, Ausstellungshaus Spoerri: Daniel Spoerri, Il Bistro di Santa Marta. Sammlung Küchenwerkzeuge, 2014, Image via noe.orf.at

T wie Tausendsassa

Sein Wirken als Objektkünstler und Organisator kulinarischer Happenings bescherte Spoerri die größte Anerkennung, doch ein Blick auf seinen Lebenslauf entpuppt ihn als talentierten Tausendsassa. Nachdem er sich in seiner Jugend als Schuhputzer, Gemüseverkäufer, Kaufmann, Fotograf und Fremdenführer ausprobierte, machte er eine Blitzkarriere beim Ballett – er schaffte es als Solotänzer ans Stadttheater Bern –, arbeitete als Regisseur und Poet und widmete sich erst danach der bildenden Kunst. Seiner Umtriebigkeit blieb er allerdings treu und agierte, oft simultan, auch als Buchhändler, Restaurantbetreiber, Ausstellungsmacher, Schriftsteller und Professor.

U wie Ugo Dossi

Sein unermüdlicher Drang, immer wieder neue Projekte anzustoßen, führte Spoerri Anfang der Neunzigerjahre in die südliche Toskana, wo er begann, einen Skulpturenpark anzulegen. Seit über zwanzig Jahren ist „Il Giardino di Daniel Spoerri“ nun geöffnet und vereint auf einem 16 Hektar großen Gelände 113 Installationen von 55 Künstlern, viele davon schon seit Jahrzehnten im engen Freundes- und Bekanntenkreis Spoerris. So auch Ugo Dossi, der 1971 in der Eat Art-Galerie essbare Schokoladenembryos präsentierte und im Giardino mit der Eisenskulptur „Der Kuss“ vertreten ist.

V wie Von Rumohr

„Man ist, was man isst“, behauptete der Küchenphilosoph Carl Friedrich von Rumohr schon 1822. Sein Werk „Geist der Kochkunst“, in dem er für eine einfache und saisonale Ernährung plädierte und über das Zusammenspiel von Küche und Kultur reflektierte, beeinflusste Spoerri nachhaltig. Er nahm es mit auf seine Reise nach Symi und spickte das dort entstandene „Gastronomische Tagebuch“ mit Zitaten aus dem Buch. Offenbar teilten die beiden auch einen Sinn für Humor: Sie behaupteten beide, „Universaldilettanten“ zu sein.

W wie Wien

Nach einem quasi nomadischen Leben mit unzähligen Stationen, darunter in Zürich, Paris, New York, Düsseldorf und Berlin, zog Spoerri 2008 nach Wien, wo er noch heute ansässig ist. Eine knappe Autostunde entfernt, in Hadersdorf am Kamp, schlug er ebenfalls Wurzeln: Er kaufte ein ehemaliges Stummfilmkino und ein Klostergebäude und verwandelte diese in ein Ausstellungshaus, das „Kunst-Staulager AB ART“, und in ein Slow-Food-Restaurant, wo regelmäßig Eat Art-Bankette nach seinen Ideen aus den 70ern stattfinden.

X wie „X pour Yves“

Zehn Jahre nach der Unterzeichnung des Manifests in Yves Kleins Atelier in Paris lösten die Nouveaux Réalistes die Bewegung wieder auf. Spoerri organisierte in Mailand das passende Abschiedsdinner: „L‘Ultima Cena“, das Letzte Abendmahl. Die Speisekarte, gestaltet in Form einer schwarz-silbernen Beileidskarte, wurde von allen Mitgliedern unterzeichnet – nur Yves Klein fehlte, der Jahre zuvor verstorben war. An seiner Stelle signierte seine frühere Frau Rotraud Uecker mit „X pour Yves“.

Y wie Yves Klein

Das Beerdigungsbankett des Nouveau Réalisme am 19. November 1970 wurde eine der aufwendigsten Dinner, die Spoerri bis dato umgesetzt hatte. Jeder Künstler*innen der Gruppierung bekam seinen eigenen Tisch, auf dem eine essbare Interpretation seiner Werke serviert wurde. Für Yves Klein gab Spoerri eine Reproduktion seines Bildes „Ci-gît l’espace“ in Form einer riesigen, mit Blattgold überzogenen Cremetorte in Auftrag, die mit Schaumzuckerschwämmen und rosa Marzipanrosen dekoriert war.

Z wie Zeit

Während die Zeit, die er dafür aufwendet, die Objekte seiner Fallenbilder auf ihre Unterlage zu fixieren, ihn nervös macht, empfindet Spoerri das Kochen als eine Art von Meditation. Er lässt sich bewusst mehr Zeit zum Kochen als zum Essen und schreibt, passend dazu, als Kommentar zu seinem Gewürzbällchenrezept (siehe „R wie Rezept“): „Zeit brauchen diese Kugeln natürlich. Wir machen sie ja auch nicht, weil wir Zeit sparen und in der Zwischenzeit noch ins Kino gehen, Strümpfe stopfen oder was auch immer wollen, sondern weil wir ein paar Stunden in der Küche vertrödeln wollen, um zu manschen, zu kneten, zu rühren und unsere Küche in ein orientalisches Duftlabor zu verwandeln, ohne dabei zu vergessen, an einigen Pernods zu nippen. “

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