Eine Gesellschaft im Spiegel ihrer Zeit: Die SCHIRN präsentiert eine große Themenausstellung zur Kunst in der Weimarer Republik

Soziale Spannungen, politische Kämpfe, gesellschaftliche Umbrüche, aber auch künstlerische Revolutionen und Neuerungen charakterisieren die Weimarer Republik. In einer großen Themenausstellung wirft die SCHIRN ab dem 27. Oktober 2017 einen Blick auf die Kunst im Deutschland der Jahre 1918 bis 1933. Direkte, ironische, wütende, anklagende und oftmals auch prophetische Werke verdeutlichen den Kampf um die Demokratie und zeichnen das Bild einer Gesellschaft in der Krise und am Übergang. Die Probleme der Zeit bewegten zahlreiche Künstlerinnen und Künstler zu einer Spiegelung der Wirklichkeit und des Alltags, auf der Suche nach einem neuen Realismus oder „Naturalismus“.

Jeanne Mammen, Ash Wednesday (Aschermittwoch), ca. 1926, Private collection, Berlin, © VG Bild-Kunst, Bonn 2017, Photo: Mathias Schormann, Berlin

Mit individueller Handschrift hielten sie die Geschichten ihrer Zeitgenossen einprägsam fest: Die Verarbeitung des Ersten Weltkriegs mit Darstellungen von versehrten Soldaten und von „Kriegsgewinnlern“, die Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die Großstadt mit ihrer Vergnügungsindustrie und die zunehmende Prostitution.

Aktualität und Diskussionspotenzial

Die politischen Unruhen und wirtschaftlichen Abgründe werden ebenso verhandelt wie das Rollenbild der Neuen Frau, die Debatten um die Paragrafen 175 und 218 – Homosexualität und Abtreibung –, die sozialen Veränderungen durch die Industrialisierung oder die wachsende Begeisterung für den Sport. In der Zusammenschau entsteht ein eindrückliches Panorama einer Zeit, die auch 100 Jahre nach ihrem Beginn an Aktualität und Diskussionspotenzial nicht verloren hat.

Horst Naumann, Weimar Carnival (Weimarer Fasching), ca. 1928/29, Albertinum/Galerie Neue Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, © Estate Naumann, photo: bpk /Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Elke Estel/Hans-Peter Klut
Georg Scholz, Of Things to Come (Von kommenden Dingen), 1922, Neue Galerie New York, Photo: bpk / Neue Galerie New York / Art Resource, NY

Dr. Philipp Demandt, Direktor der SCHIRN, über die Ausstellung: „Die SCHIRN setzt mit ‚Glanz und Elend in der Weimarer Republik‘ ein Gegengewicht zu den bereits vielfach gezeigten Ausstellungen über die ‚goldenen‘ 1920er-Jahre und wirft einen Blick auf das ungeschminkte Leben in der Weimarer Republik. Die rund 200 Werke der 62 Künstlerinnen und Künstler halten der Gesellschaft jener Zeit schonungslos den Spiegel vor. So tritt uns eine Epoche am seidenen Faden der Demokratie vor Augen, eine Zeit, die uns vielleicht in mancher Hinsicht näher ist, als wir glauben wollen.“

Bisher eher getrennt betrachtet

Im Fokus der Ausstellung steht das Unbehagen der Epoche, das sich in den Motiven und Inhalten wie auch in einem breiten stilistischen Spektrum zeigt. In thematischen Räumen führt sie Darstellungen und Szenen aus Berlin, Dresden, Leipzig, Rostock, Stuttgart, Karlsruhe, München und Hannover zusammen, die bislang eher getrennt voneinander betrachtet wurden.

Dodo, Box Logic (Logenlogik), for the magazine Ulk, 1929, Private collection, Hamburg, © Krümmer Fine Art

Die SCHIRN vereint in dieser Ausstellung rund 200 Gemälde, Grafiken und Skulpturen von 62 bekannten sowie von bislang wenig beachteten Künstlerinnen und Künstlern, darunter Max Beckmann, Kate Diehn-Bitt, Otto Dix, Dodo, Conrad Felixmüller, George Grosz, Carl Grossberg, Hans und Lea Grundig, Karl Hubbuch, Lotte Laserstein, Alice Lex-Nerlinger, Elfriede Lohse-Wächtler, Jeanne Mammen, Oskar Nerlinger, Franz Radziwill, Christian Schad, Rudolf Schlichter, Georg Scholz und Richard Ziegler. Historische Filme, Zeitschriften, Plakate und Fotografien liefern darüber hinaus Hintergrundinformationen.

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Kate Diehn-Bitt, Self-Portrait with Son (Selbstbildnis mit Sohn), 1933, Kunsthalle Rostock

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