Begleitend zur Ausstellung „Basquiat. Boom for Real" findet am 12. April ein Panel im CROWN CLUB der SCHIRN statt. Ausgehend von Jean-Michel Basquiats Aufstieg in einer von Weißen dominierten Kunstwelt diskutieren fünf Experten die Anerkennung und Repräsentation Schwarzer Künstlerinnen und Künstler damals wie heute.

Bei Jean-Michel Basquiats rapidem Aufstieg in der Kunstwelt erstaunt schon allein sein junges Alter, mit dem er in die Kreise der etablierten New Yorker wie auch der internationalen Kunstszene aufgenommen wurde. Gerade einmal Anfang zwanzig war Basquiat, als seine erste Ausstellung 1982 in der Annina Nosei Galerie gezeigt wurde. Sein Erfolg als junger Künstler änderte jedoch Zeit seines Lebens nichts an der Tatsache, dass er immer wieder mit rassistischen Klischees und Vorurteilen beladen wurde. Diese verarbeitete er auch in seinen Werken: Seine Bilder erzählen Geschichten des westlichen Kolonialismus, der afrikanischen Diaspora und der systematischen Diskriminierung von Schwarzen.

Basquiats internationaler Aufstieg als afroamerikanischer Künstler in einer von Weißen dominierten Kunstwelt hat damals wie heute großes Aufsehen erregt. Weniger als 40 Jahre liegt seine erste Soloausstellung, der Beginn einer rasanten Karriere, nun zurück. Doch wie sieht es heute aus? Was bedeutet Basquiats Erfolg für die Anerkennung und Repräsentation schwarzer Künstler aus zeitgenössischer Perspektive? Das diskutieren die Experten Greg Tate, Françoise Vergès, Oscar Murillo und Grada Kilomba in einem Panel unter der Leitung von Paul Goodwin. Das SCHIRN MAG stellt sie vor.

Paul Goodwin, London (Leiter des Panel)

Paul Goodwin ist Professor für Contemporary Art and Urbanism an der University of Arts, London und Direktor des Transnational Art, Identity and Nation Research Centre (TrAIN). Darüber hinaus arbeitet er als freischaffender Kurator und Wissenschaftler. Seine Forschung konzentriert sich insbesondere auf schwarze Künstlerinnen und Künstler seit 1980 sowie Transnationalismus in der zeitgenössischen Kunstproduktion. In seinem interdisziplinären Forschungsprojekt „Re-visioning Black Urbanism“ setzte er sich von 2006 bis 2010 vornehmlich mit Themen des Urbanismus und der Verhandlung schwarzer Identität in Städten wie London, Lissabon und Paris auseinander. Vier Jahre lang, bis 2012, arbeitete Paul Goodwin als Kurator an der Tate Britain für das Cross Cultural Programm und kuratierte dort 2012 u.a. die Ausstellung „Migrations: Journeys Into British Art“. Paul Goodwin wird den Panel moderieren und auch selbst an der Diskussion teilnehmen.

(c) Paul Goodwin
Greg Tate, New York

Greg Tate arbeitet als freischaffender Journalist, Kunst- und Kulturkritiker und setzt sich in seinen Texten vornehmlich mit zeitgenössischer schwarzer Kunst, Musik und Literatur auseinander. Seine Texte sind bereits in zahlreichen Magazinen und Tageszeitungen erschienen, wie The Village Voice, New York Times, Washington Post, Art Forum und im Rolling Stone Magazin. Der Nachruf „Nobody Loves a Genius Child: Jean-Michel Basquiat, Flyboy in the Buttermilk“ von Greg Tate gehört mittlerweile zu den zentralen Texten zu Jean-Michel Basquiat und war unter anderem titelgebend für seine Essaysammlungen zur zeitgenössischen afroamerikanischen Kultur, „Flyboy in the Buttermilk“ sowie „Flyboy 2 – The Greg Tate Reader“.

Greg Tate, Photo: Nisha Sondhe, Image via: greg-tate-byNISHA-SONDHE.jpg 

Françoise Vergès, Paris

Die Journalistin und Wissenschaftlerin Françoise Vergès wurde in Paris geboren und ist in La Réunion and Algerien aufgewachsen. Nach der Highschool ging sie zurück nach Paris, wo sie mittlerweile, nach Stationen in den USA und Großbritannien, als Inhaberin des Lehrstuhls „Global South(s)“ an der Fondation Maison des sciences de l’homme arbeitet und darüber hinaus an weiteren Universitäten unterrichtet. Sie hat zahlreiche Schriften zur Geschichte des Kolonialismus und Sklaverei sowie zu kulturellem Erbe, Rassismus und Feminismus verfasst. 2002 war sie politische Beraterin der documenta 11 und zehn Jahre später dann bei der Paris Triennale, die damals im Palais de Tokyo stattfand. Von 2009 bis 2012 war sie außerdem Vorsitzende des Comité national pour la mémoire et l’histoire de l’esclavage.

Françoise Vergès, (c) Nicola LoCalzo
Oscar Murillo, London

Als freischaffender Künstler arbeitet Oscar Murillo mit ganz verschiedenen Medien, wie Malerei, Skulptur, Installation, Video und Performance, und setzt sich in seinen Arbeiten vornehmlich mit Postkolonialismus und kulturellem Erbe auseinander. Nach seinem Studium an der University of Westminster und anschließend am Royal College of Art in London wurden Murillos Werke in mehreren Einzelausstellungen gezeigt, erst kürzlich im Haus der Kunst in München in der Ausstellung „Going Forth: The Institute of Reconciliation“ und vorangegangenes Jahr in der Galerie nationale du Jeu de Paume in Paris, sowie am Yarat Contemporary Art Centre in Baku, Azerbaijan und 2015 am Museo de Arte de la Universidad Nacional de Colombia in Bogotá.

Oscar Murillo Portrait, Courtesy the artist. Photo (c) Jungwon Kim
Grada Kilomba, Berlin/Lissabon

Die Künstlerin Grada Kilomba setzt sich in ihren Arbeiten intensiv mit den Themen Rassismus und Postkolonialismus sowie Trauma und Erinnerung auseinander. Die von ihr selbst verfassten Texte verwebt sie mit ihrer künstlerischen Praxis, vornehmlich in Videos, Talks und sogenannten Lecture Performances, die Vorlesung und Inszenierung vereinen. Erst kürzlich wurden ihre Arbeiten in der Goodman Gallery in Kapstadt gezeigt, nachdem ihr Oeuvre bereits 2017 in einer umfassenden Einzelausstellung im MAAT in Lissabon zu sehen war. Auf der documenta 14, im Serralves Museum of Contemporary Art in Porto sowie im Haus der Kulturen der Welt in Berlin war Kilomba bereits mit Talks und Performances vertreten. Seit einigen Jahren hält sie außerdem Vorlesungen an unterschiedlichen Universitäten, unter anderem 2012 als Gast-Professorin im Department für Gender Studies an der Humboldt Universität zu Berlin.

Grada Kilomba, ILLUSIONS, 2017, Photo by Zé de Paiva, Courtesy of the Artist

DIGITORIAL ZUR AUSSTELLUNG

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