Die Schirn präsentiert 2018 den Superstar der 80er Jean-Michel Basquiat, politische Kunst der Gegenwart, den Video- und Installationskünstler Neïl Beloufa, Löwenmaler Wilhelm Kuhnert und andere wilde Künstlerinnen und Künstlern von Henri Rousseau bis heute.

BASQUIAT. BOOM FOR REAL

16. FEBRUAR – 27. MAI 2018

Mehr als drei­ßig Jahre nach Jean-Michel Basqui­ats (1960–1988) letz­ter Präsen­ta­tion in einer öffent­li­chen Samm­lung in Deutsch­land widmet die Schirn – orga­ni­siert in Koope­ra­tion mit der Barbi­can Art Gallery, London – dem Werk des US-ameri­ka­ni­schen Künst­lers eine große Über­blicks­schau. Basquiat zählt heute zu den bedeu­tends­ten Malern des 20. Jahr­hun­derts. Im New York der 1970er-Jahre hinterließ Basquiat mit Al Diaz unter dem Pseudonym SAMO© auf Häuserwänden Graffiti-Nachrichten, zeichnete mit seinem eigenen Blut, collagierte Baseball- und Postkarten, kreierte seine eigene Kleidung, malte auf improvisierten, riesigen Leinwänden. Basquiat arbeitete mit vielen Künstlern seiner Zeit zusammen, u. a. mit Andy Warhol und Keith Haring. Aus der sich im Lower Manhattan versammelnden Kreativszene des Post-Punk-Undergrounds eroberte Basquiat die Kunstwelt und erhielt 1982 als bislang jüngster Teilnehmer in der Geschichte der documenta internationale Anerkennung. In rund 100 Werken wird in der Ausstel­lung erstmals seine Bezie­hung zu Musik, Text, Film und Fern­se­hen in einem über­ge­ord­ne­ten kultu­rel­len Zusam­men­hang heraus­ge­stellt.

Edo Bertoglio, Jean-Michel Basquiat wearing an American football helmet, 1981, Photo: © Edo Bertoglio, courtesy of Maripol, Artwork: © VG Bild-Kunst Bonn, 2017 & The Estate of Jean-Michel Basquiat, Licensed by Artestar, New York

POWER TO THE PEOPLE. POLITISCHE KUNST JETZT

21. MÄRZ – 27. MAI 2018

Die Demokratie scheint in der Krise, die Ära der Post-Democracy bereits angebrochen. Die Symptome dafür sind vielfältig: populistische Führer, Fake News, Rückfall in autokratische Strukturen, totalitäre Propaganda, Neoliberalismus. Dennoch ist seit einiger Zeit spürbar, dass die Gesellschaft sich wieder politisiert. Und auch die Künstler erheben zunehmend Einspruch. Sie schaffen Werke, die sie als Instrumente der Kritik verstehen und die ausdrücklich politisch motiviert sind. In einer großen Ausstellung bringt die Schirn Kunsthalle Frankfurt künstlerische Positionen zusammen, die sich als Seismografen des politischen Handelns der Gegenwart lesen lassen. Dabei liegt der Fokus auf grundsätzlichen Fragen und der Auseinandersetzung mit Phänomenen und Möglichkeiten politischer Teilhabe. In den Arbeiten werden politische Haltungen infrage gestellt, Formen des Protests abgebildet und künstlerisches Engagement ins Visier genommen. Die Schirn präsentiert Installationen, Fotografien, Videoarbeiten, Gemälde und Skulpturen von u. a. Phyllida Barlow, Andrea Bowers, Julius von Bismarck, Sam Durant, Omer Fast, Adelita Husni-Bey, Hiwa K, Ahmet Öğüt, Rirkrit Tiravanija und Forensic Architecture.

Phyllida Barlow, untitled: 100banners2015, 2015, Lumber, plywood, tape, wadding, fabric, paint, sand, and plastic, Dimensions variable, © The artist, Courtesy Hauser & Wirth, Photo: Stefan Altenburger Photography

NEIL BELOUFA

23. AUGUST – 28. OKTOBER 2018

Der vielfach ausgezeichnete Video- und Installationskünstler Neïl Beloufa realisiert ein einmaliges Projekt: Er macht die Schirn zur Bühne. In verschiedenen Räumen außerhalb der klassischen Ausstellungsflächen der Schirn Kunsthalle Frankfurt errichtet er skulpturale Bühnen, in denen er neueste filmische Arbeiten präsentiert. Zentrum und Ausgangspunkt in Beloufas Werk ist der Film. Dessen Produktionsparameter wie Set, Licht, Schnitt und Perspektive wendet er auch für die Entwicklung seiner Bilder, Skulpturen und Installationen an. Seine Werke sind kollaborativ, mit dem Ziel, die singuläre Position und die Perspektive des Autors zu eliminieren. In Beloufas filmischen Erzählungen verschmelzen Fiktion und Realität. Von seiner eigenen Wahrnehmung irritiert kann der Betrachter schließlich zwischen wahr und falsch nicht mehr unterscheiden.

Neïl Beloufa, Sustainable Development, MRAC Sérignan, 2017, © Der Künstler, Foto: Aurélien Mole

DER KÖNIG DER TIERE. WILHELM KUHNERT UND DAS BILD VON AFRIKA

25. OKTOBER 2018 – 27. JANUAR 2019

Im Herbst präsentiert die Schirn die erste umfassende Retrospektive zum Leben und Werk Wilhelm Kuhnerts  (1865–1926). Wie kein anderer Maler zu seiner Zeit hat er die Vorstellung von Afrika geprägt – in Europa wie auch in den USA. Als einer der ersten europäischen Künstler bereiste er Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die noch weitgehend unerforschten deutschen Kolonien in Nord- und Ostafrika. Die auf diesen Reisen, teils unter widrigen Umständen, entstandenen Skizzen der dortigen Tier- und Pflanzenwelt dienten ihm als Vorlagen für monumentale Gemälde, die er nach seiner Rückkehr in seinem Berliner Atelier anfertigte. Seine Tierdarstellungen wurden in zoologischen Büchern wie Brehms Tierleben und in Publikationen des Frankfurter Zoodirektors Wilhelm Haacke ebenso verbreitet wie auf Schulwandbildern. Die Ausstellung ist eine umfassende Wiederentdeckung einer der außergewöhnlichsten Künstlerpersönlichkeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dabei wird Kuhnerts Werk auch vor dem Hintergrund der Kolonialgeschichte beleuchtet – so wird die Ausstellung auch einen Beitrag zur aktuellen Debatte über den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands leisten.

Wilhelm Kuhnert, Elefanten, 1917, Öl auf Leinwand, 48 x 86 inches, JKM Collection®, National Museum of Wildlife Art. Requested loan

WILDNIS

1. NOVEMBER 2018 – 27. JANUAR 2019

Der wiederkehrenden Faszination für die Wildnis widmet die Schirn eine umfassende Themenausstellung, in der Kunstwerke von 1900 bis zur Gegenwart präsentiert werden. In Zeiten, in denen die weißen Flecken auf den Landkarten dieser Welt weitgehend verschwunden sind und ein „unberührter Naturzustand“ fast nur noch in Form von ausgewiesenen Reservaten existiert, kehrt die „Wildnis“ zurück in die Kunst. Die Suche nach letzten freien Plätzen, die Expedition als künstlerisches Medium, posthumane Visionen einer Welt ohne Menschen prägen die Werke vieler zeitgenössischer Künstler ebenso wie die Neuverhandlung des Verhältnisses von Mensch und Tier. Mit bedeutenden Arbeiten von rund 30 Künstlern beleuchtet die Ausstellung das Phänomen Wildnis nicht in erster Linie ikonografisch, sondern auch als Prinzip und Motor künstlerischen Schaffens. Das Wilde, Ungezähmte, nicht Kultivierte hat seit Beginn der ästhetischen Moderne Künstler immer wieder in seinen Bann gezogen. „Wildnis“ diente dabei immer auch als Projektionsfläche für das Andere und das Fremde, für die Sehnsucht nach einem ursprünglichen Leben jenseits der Grenzen der Zivilisation.

Julian Charrière, The Blue Fossil Entropic Stories (1), 2013, © Der Künstler & VG Bild-Kunst Bonn, courtesy DITTRICH & SCHLECHTRIEM, Berlin

MARIA LOBODA

16. NOVEMBER 2018 – 10. FEBRUAR 2019

Bäume aufgestellt in militärischer Formation, ein Binärcode aus Serviettenringen oder sprechende Blumenbouquets: Die Skulpturen und Installationen von Maria Loboda (*1979) sind rätselhaft und voller Geheimnisse. Erst auf den zweiten Blick erschließen sich ihre verschlüsselten Botschaften. Die Künstlerin überträgt mit ihren Readymade-Objekten und Installationen im Raum längst vergangenes Wissen in die unmittelbare Gegenwart. Einer Archäologin gleich gräbt sie dafür in der Kulturgeschichte, befasst sich mit archaischen Vorstellungen und vermeintlichen Wahrheiten zur Ordnung der Welt. Für die Schirn Kunsthalle Frankfurt wird Loboda neue Arbeiten entwickeln und in der frei zugänglichen Rotunde präsentieren. Dabei wird sie in ihrem künstlerischen Ansatz dem Antagonismus zwischen Form und Inhalt folgen: Mit schlichter Ästhetik und Sparsamkeit der Mittel verstärkt die Künstlerin die poetische Wirkung ihrer Skulpturen und Rauminstallationen.

Maria Loboda, Young Warrior in the Landscape Watching the Birds Go By (Pastoral), 2017, © Die Künstlerin, Courtesy Maisterravalbuena, Foto: Philipp Hänger/Kunsthalle Basel

DOUBLE FEATURE

JEWEILS AM LETZTEN MONTAG IM MONAT, 19.30 UHR

Seit über fünf Jahren ist die Schirn Kunsthalle Frankfurt ein Forum für nationale und internationale Film- und Videokünstler. Jeweils am letzten Montag im Monat präsentieren sie unter dem Motto Double Feature eine Arbeit aus ihrem eigenen Werk, gefolgt von ihrem jeweiligen Lieblingsfilm. Im Gespräch mit den Kuratoren Katharina Dohm, Matthias Ulrich und mit Gastkuratoren geben die eingeladenen Künstler umfassenden Einblick in ihr Schaffen und insbesondere in ihr filmisches Interesse. In der Reihe konnten bereits Film- und Videoarbeiten von über 50 Künstlerinnen und Künstlern gezeigt werden. Im Jahr 2018 erwarten das Publikum u. a. Beiträge von Lili Reynaud-Dewar, Gery Georgieva, Holly Zausner und Amie Siegel. Die Videoarbeiten und Gespräche mit bisher beteiligten Künstlern wie etwa Monira Al Qadiri, Eli Cortiñas, Beatrice Gibson, Timur Si-Qin, Pilvi Takala, Tris Vonna-Michell und Andrew Norman Wilson sind unter dem Titel Double Feature Conversations über den YouTube-Kanal der Schirn abrufbar.