Zur PEACE Ausstel­lung hat die SCHIRN einen Wett­be­werb für ein PEACE-Logo unserer Zeit ausgeschrieben. Diese Top 5 wurden von einer Jury aus über 600 präsentierten Entwürfen gekürt.

Ab 1. Juli stellt die SCHIRN mit der Ausstellung PEACE die Frage: Wie geht Frieden heute eigentlich? Vorab hat sie in einem internationalen Wettbewerb ein neues PEACE-Logo ausgeschrieben. Gesucht wurden Entwürfe, die unsere heutige Vorstel­lun­g von Frie­den abbil­den. Aus über 600 Einreichungen hat eine unabhängige Jury das Gewinnerlogo, das parallel von zwei Bewerbern vorgestellt wurde, gekürt. Die Jury, bestehend aus den Künstlerinnen Marina Abra­mo­vić und Britta Thie, den Designern Konstan­tin Grcic und Eike König sowie dem Geschäftsführer der Max-Planck-Stif­tung für Inter­na­tio­na­len Frie­den und Rechts­staat­lich­keit, Tilmann Röder, hat darüberhinaus eine Shortlist gewählt. Die Top 5 Kandidaten, ihr persönliches PEACE-Logo und ihre individuelle Erläuterung hierzu, stellen wir hier vor.

Bekata Ozdikmen (Türkei)

"Was heißt Weltfrieden? Globaler Frieden – Universeller Frieden – Ideal der Gewaltlosigkeit…Die heutige Vorstellung von Frieden ist aufgrund ihrer zugrundeliegenden Logik eines übertriebenen Individualismus irreführend. Die Welt wird dabei auf unsere eigene Welt beschränkt. Wir sollten jedoch den Blick auf uns als Gesamtheit richten und nicht auf uns alleine. Wir müssen der ganzen Welt, nicht nur der Menschheit Frieden bescheren. Wir sollten uns daran erinnern, dass wir alle miteinander leben und Grenzen aufheben können:  Natur, friedlich, tatkräftig, Frieden, Sprache, Religion und Ethnie. Und darum ist der Kreis als die dynamischste Form genug, um die Welt, die uns umgibt, zu symbolisieren, Frieden in einer blauen klaren Welt."

Paul Müller (Deutschland)

"Als die Raumsonde Voyager 1 1990 ein Foto der Erde aus 6 Milliarden Kilometern Entfernung machte, war diese nur noch als Blue Dot (Carl Sagan) zu erkennen. Genau das sollte auch das Logo für den Frieden auf der Welt sein. Nichts weiter als ein blauer Punkt. Das Symbol ist kulturell universell und die Kombination eines Kreises mit blauer Farbe wird weltweit als Erde verstanden. Der Vorteil des blauen Punktes ist zudem seine universelle Umsetzbarkeit. Er ist mit einfachsten Mitteln schnell auf allen Untergründen anzubringen, und – in digitalen Zeiten besonders wichtig – es gibt sogar schon ein entsprechendes Emoji."

Gewinner PEACE-Logo, © Bekata Ozdikmen (Türkei) und Paul Müller (Deutschland)

2

Sandra Praun und Oscar Guermouche (Schweden)

"Eines der bekanntesten Symbole für Frieden wurde 1958 für die Kampagne für nukleare Abrüstung entworfen. Es ist eine Verbindung der Semaphoren der Buchstaben N und D. Die Bedingungen haben sich seither verändert. Sechzig Jahre später sehen wir uns wesentlich komplexeren Bedrohungen gegenüber, die überdies einem konstanten Wandel unterliegen: Islamistischer Extremismus, faschistische Bewegungen, eine zunehmend ungleiche Verteilung von Ressourcen, schnell wechselnde Allianzen, Umweltprobleme, Migration, Überbevölkerung. Trotz der Dringlichkeit einer atomaren Abrüstung braucht der Kampf um Frieden einen anderen Fokus. Unser Ausgangspunkt war das ursprüngliche Zeichen mit seiner Grundstruktur. Die einzelnen Buchstaben im Kreis lassen eine Uhr assoziieren. Wir haben sie vorgestellt, um zu veranschaulichen was für eine friedliche Gesellschaft heute notwendig ist und zurückgestellt, um die Grundlagen für Frieden zu schaffen: Toleranz gegenüber verschiedenen Ethnien, Identitäten, Körpern, Kulturen und Widerstand gegen jene Kräfte, die dem zuwiderhandeln. Toleranz und Widerstand."

2. Platz, © Sandra Praun and Oscar Guermouche (Schweden)

3

Manuela Schirra (Italien)

"Pangäa, der Superkontinent der Vergangenheit, in der es keine Grenzen und keine politische Geografie gab. Das Logo interpretiert Frieden als das Zusammenwirken einer Gemeinschaft  für ein gemeinsames Gut, ein gemeinsames Ziel, einen gemeinsamen Mittelpunkt. Ausgangspunkt ist ein Bild, welches in der allgemeinen Vorstellung die Welt mit ihren Kontinenten abbildet – die berühmten olympischen Ringe nach einem Entwurf von De Coubertin von 1913 –  wobei hier die Gemeinschaft der Teile in einem einzelnen Zentrum zusammengeführt wird. Ein vielfältiger Kreis der Kooperation und Partizipation, der eine Art Nest formt. Die Bewegungen eines Stroms von Menschen, die in einer endlosen Kollaboration begriffen sind. Im Logo streben die Kreise – als elementare Form – nach Gemeinschaft und dem gemeinsamen Ziel wobei die absolute Perfektion des Kreises vermieden und somit der Kompromiss und damit auch die Koexistenz und Frieden  möglich wird. Ein Bild der Gemeinschaft, der Evolution und des Schutzes, die Vorstellung einer gegenwärtigen Pangäa."

4

Nadja-Janina Isabella Büttner (Deutschland)

"Ich studiere unter Tobias Rehberger an der Städelschule und habe für eine Ausstellung Ende 2016 eine Skulptur mit dem Titel PEACE entworfen/geschaffen: zwei hintereinander angeordnete Hände, die eine Hand mit einem mahnend nach oben weisenden Zeigefinger, die andere mit einem ausgestreckten Mittelfinger. Der Skulptur gegenüber befindet sich eine Lichtquelle. Erstaunlicherweise ergibt der Schatten, den diese beiden Hände an die Wand werfen, das „Peace“-Zeichen. Diese Skulptur diente als Grundlage für das hier präsentierte Logo. Der von zwei aggressiven Gesten erzeugte Schatten kann eine friedliche Geste hervorbringen. Das kann als Mahnung dafür verstanden werden, dass wir aggressive Gesten durch friedliche Gesten ersetzen sollten. Daraus hat sich in der Zwischenzeit eine Art Markenzeichen entwickelt. Sobald man sich dabei ertappt, einen mahnenden Zeige- oder Mittelfinger zu erheben, führt die Verbindung zum „Peace“-Zeichen, bewirkt so eine Entspannung und zeigt, dass es eigentlich friedlich gemeint ist."

4. Platz, © Nadja-Janina Isabella Büttner (Deutschland)

5

Laura Saramok (Deutschland)

"Botschaft: Frieden ist eine Bewegung und entwickelt sich mit der Vorstellung von einer großen Vielfalt aus vielen unterschiedlichen Menschen und Persönlichkeiten. Frieden ist weder steril noch beschränkt, sondern etwas Schönes, Buntes und Grenzenloses. Frieden ist nicht statisch. Frieden bewegt sich selbst und andere und breitet sich aus wie eine Welle. Heute müssen die Menschen mehr als je zuvor bewusst werden, dass Frieden GEMEINSAM entwickelt werden kann. Mein Logo ist daher eine Animation aus unterschiedlichen Teilen und überschwemmt die Dunkelheit mit einer auf Gemeinsamkeit beruhenden Kraft. Dieses sich verändernde Logo kann unterschiedliche Formen annehmen; es besteht aus 180 Einstellungen, somit sind bis zu 180 verschiedene Formen möglich."

5. Platz, © Laura Saramok