Die Schirn wird ab dem 25. Oktober mit KÖNIG DER TIERE und am 1. November mit WILDNIS wiedereröffnet. Direktor Philipp Demandt verrät, was ihn an Wilhelm Kuhnert so fasziniert und wie es im neuen Jahr weitergeht.

Herr Demandt, seit zwei Jahren leiten Sie nun die SCHIRN und zeigen diesen Herbst mit „König der Tiere“ gemeinsam mit Ilka Voermann Ihre erste eigene Ausstellung in Frankfurt. Das Werk von Wilhelm Kuhnert verfolgen Sie schon seit Längerem, wie kommt’s?

Mich haben seit jeher Künstler interessiert, die zu Lebzeiten hoch gefeiert wurden und bis heute privat gesammelt werden, aber aus dem Kanon der musealen Kunstgeschichte verschwunden sind. Kuhnert ist so ein Fall. Als er 1926 starb, gehörte er zu den bekanntesten Natur- und Landschaftsmalern in Deutschland. Kunstmuseen hingegen haben sein Schaffen lange ignoriert und in Abhandlungen zur deutschen Malerei des 20. Jahrhunderts fehlt sein Name ebenfalls.

Und was bewegt Sie, Kuhnerts Werke jetzt in der SCHIRN zu präsentieren?  

Kuhnert markiert eine spannende Grenze zwischen freier Kunst und Illustration, Kunst- und Naturwissenschaftsgeschichte, zudem ist sein Wirken tief mit der Geschichte des deutschen Kolonialismus verbunden. Herausfordernde Themen also, die in der Schirn genau am richtigen Platz behandelt werden. Über all dem aber steht der Künstler: Denn Kuhnert war nicht nur ein begnadeter Maler und Zeichner, sondern hat auch wie kein anderer Maler ein Bild von Afrika geprägt, das teilweise bis heute nachwirkt.

Herausfordernde Themen also, die in der Schirn genau am richtigen Platz behandelt werden.

Philipp Demandt

Die Werke Kuhnerts sind weltweit verstreut und viele befinden sich in Händen privater Sammler. Wie haben Sie die Leihgeber davon überzeugt, sich für die Zeit der Ausstellung von ihren Werken zu trennen?

Wir hatten fast keine Absagen! Das ist selten. Es zeigt aber auch, dass sich viele Sammler  eine Wiederentdeckung des Malers wünschen und das obgleich wir das „ganze Bild“, den „ganzen Kuhnert“  präsentieren - mit all seinen Widersprüchen.

Parallel zu „König der Tiere“ wird die Ausstellung „Wildnis“ gezeigt. Gibt es eine Verbindung zwischen den beiden Ausstellungen?

Unbedingt. „Wildnis“ fängt gewissermaßen da an, wo Kuhnert aufhört. Vergleichen Sie Kuhnert mit Henri Rousseau: Dazwischen liegen Welten. Aber ist das wirklich so? „Wildnis“ denkt das Thema weiter und auch breiter: Es geht um die Verbindungen zwischen Wildnis und Kunst, von der Moderne bis zur Gegenwart. Wildnis als kulturelles Konzept wird hier zur Diskussion gestellt, das seit jeher als Projektionsfläche für das Andere und das Fremde, für Gegenbilder und Sehnsuchtsfantasien jenseits der Grenzen einer selbsternannten Zivilisation dient.  

Und wie geht es weiter in der Schirn im Frühjahr? Können Sie schon einen Ausblick geben?

Wir präsentieren das monumentale, exzentrische Spätwerk des Österreichers Bruno Gironcoli – einem der wichtigsten Bildhauer seiner Generation, der mit seiner Ästhe­tik der Maßlo­sig­keit und der Opulenz unzählige junge Künstler inspiriert hat. Und parallel dazu zeigen wir die erste große Überblicksausstellung des schwedischen Künstlerpaars Nathalie Djurberg und Hans Berg. Beide entwickeln fantastische Welten, die einen zutiefst physisch und psychisch angehen und die großen Fragen der Menschheit behandeln: Liebe, Macht, Tod, Erotik und jegliche Formen zwischenmenschlicher Beziehungen.