Noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk? Hier eine Auswahl an Büchern von und über Künstlerinnen, die bereits in der SCHIRN zu sehen waren – von der klassischen Biografie bis zum großformatigen Artist’s Book.

„Ich möchte ihn kennenlernen, diesen Modersohn.“ Schon nach ihrer ersten Begegnung auf einer Ausstellung im Kreise der Worpsweder Künstler ahnte die 19-jährige Paula Becker, dass sie einiges mit dem bedeutend älteren Landschaftsmaler Otto Modersohn verbinden könnte. Der Rest ist Geschichte, die es nun zum ersten Mal aus erster Hand zu lesen gibt: Erst im Oktober dieses Jahres erschien der Briefwechsel zwischen dem späteren Liebes- und dann Ehepaar Paula Modersohn-Becker und Otto Modersohn, einschließlich dessen Anbahnung und ergänzt um zahlreiche Tagebucheinträge Modersohns. Sehr klug und oft amüsant schreiben sich die beiden über Ehekrisen, Geburtsvorbereitung und Scheidungsüberlegungen hinweg. Einen großen Raum nimmt, natürlich, die Kunst ein – die eigene und diejenige anderer Künstler der frühen Moderne, die Paula Modersohn-Becker während ihrer Aufenthalte in Paris schätzen lernt. Fast schon prophetisch klingen im Rückblick Otto Modersohns frühe, selbstironische Überlegungen über die Malerin.

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Das rüttelt mich auf. Diese kleine Deern soll besser malen wie du, der Deubel, das wäre doch! (…) Mir sind die Augen offen. Das wird ein Wettlauf.

Otto Moderson

Roni Horn gehört zu jenen Künstlerinnen, die in Bild und Wort arbeiten – allerdings nicht zwangsläufig immer zur gleichen Zeit. 2013 bevölkerten ihre großformatigen Fotografien sowohl die SCHIRN-Rotunde als auch das Frankfurter Stadtbild. Bibliophilen Kunstfreunden seien unbedingt auch ihre Bücher ans Herz gelegt: In denen widmet sie sich konzentriert mal einzelnen Sprichworten, mal der eigenen Sammlung an Geschenken, die sie in ihrem gesamten Künstlerinnenleben erhalten hat. Das neueste ist Ende 2016 im Göttinger Steidl-Verlag erschienen: Thr rose prblm befasst sich mit dem bekannten Rosen-Sprichwort, das Horn im Cut-up Verfahren zu manchmal albernsten Versionen weiter variiert.

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Als „Der größte skandinavische Künstler aller Zeiten“ wurde Helene Schjerfbeck zu ihrem Todestag 1946 vom schwedischen "Hufvudstadsbladet“ bezeichnet. Im heutigen Finnland, wo man sich gern als Bestandteil der nordischen und nicht der skandinavischen Länder begreift, wird der berechtigte Superlativ entsprechend umformuliert. Im Lob klingt jeweils die geografische Zuschreibung mit, die Scholle, auf der man eine der wichtigsten finnischen Malerinnen verorten möchte. Schjerfbeck selbst wiederum verstand sich als einen Menschen, dessen Wurzeln selbstverständlich in Finnland liegen – jenem Land, das zu ihrer Geburt noch keines war. Genauso war sie aber sprachlich und später auch geografisch in Schweden, in jungen Jahren immer wieder in Paris und im sonnigen Pont-Aven zu Hause. Der Titel für ihre erste deutschsprachige Biografie bringt dieses Verhältnis auf den Punkt: „Helene Schjerfbeck – Die Malerin aus Finnland“ heißt Barbara Beuys‘ Buch lapidar. Virtuos umspannt die Biografin das gesamte Leben der Künstlerin, von der nur wenige O-Töne überliefert sind, eröffnet gesellschaftliche und politische Dimensionen ihrer Zeit und liefert detaillierte Werkbeschreibungen.

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Anhand dieses Büchleins, von dem heute verschiedenste Auflagen existieren, kann jeder nachträglich Yoko Onos Fluxus-Performances selbst nachvollziehen. Einige Übungen sind leicht umzusetzen: „Step in all the puddles in the city.“ (CITY PIECE, Herbst 1963). Schwieriger wird es da schon mit: „Keep coughing a year.“ (COUGH PIECE, 1961). Oder: „Throw a stone in the sky high enough / so it will not come back. “ (THROWING PIECE, Frühjahr 1964). Wer Yokos Instruktionen weniger als fertige Lektüre und Kunstwerk denn konkrete Aufforderung versteht, der muss allerdings auch ihrem kess vorangestellten Vorwort Folge leisten: „Burn this book after you’ve read it.“

…und als Nachtrag zum Fest

Die Kooperation ist eine gern gepflegte Form künstlerischer Arbeitspraxis. Bei der britischen Malerin Rose Wylie, die Ben Rivers im August-Double Feature porträtierte, und dem interdisziplinär arbeitenden Künstler Fraser Taylor soll jene Zusammenarbeit zur Kollision werden – der programmatische Titel "Collision" trägt den sicher nicht ganz ernst gemeinten Abgesang an allzu harmonische Vorstellungen gemeinschaftlichen Arbeitens in sich. Unter der Ägide von Kuratorin Alison Harley haben sich Wylie und Taylor drei Tage lang ans Werk gemacht und das Ergebnis ihrer Ko-Arbeit in schönster Fanzine-Manier im großen Zeitungsformat zusammengetragen. Und damit hören die Kooperationen noch lange nicht auf: Theseus Chan, der im Steidl-Verlag für die WERK-Reihe zuständig ist, hat das künstlerische Resultat gestaltet, zu dem vorher wiederum eine ganze Reihe weiterer Künstler ihr Scherflein beigetragen hatte. Der von vielen Künstlern beschriebenen Einsamkeit im Atelier setzen sie dieses Werk entgegen: Auf die Freundschaft, auf die geistige Verwandtschaft und die Unterschiede.