Der Maler Hannes Michanek zeigt uns kurz vor Eröffnung der Ausstellung in der Frankfurter Oberfinanzdirektion seine neuen Arbeiten

Sein Atelier liegt inmitten einer geschäftigen Gasse in der Frankfurter Innenstadt, in einem Hinterhaus. Ein zaghafter Hinweis auf dem Klingelschild, einige Türen sind noch zu passieren, bis man dort ist. Der Maler Hannes Michanek, 1979 im schwedischen Kristianstad geboren, studierte von 2007 bis 2012 an der Städelschule bei Michael Krebber. Das Atelier ist kompakt, wahrlich kein Refugium eines Malerfürsten, bis an die Decke ist es mit Leinwänden aller Formate gefüllt. Man entdeckt hier und da Leinwandstoff und Keilrahmen, Ölfarbtuben und Pinsel. Viele Farbtupfer finden sich auf dem Boden und auf den Wänden.

Im Atelier des Malers Hannes Michanek, Foto: Eugen El, 2016

Bekannt ist Michanek vor allem für die magisch anmutenden (Berg-)Landschaften, in die er Gebäude und Formen einsetzt, die etwas spielzeughaft erscheinen und sich durch ihre poppige Farbigkeit abheben. Auch Figuren und Tiere finden sich in diesen Bildern. Sie wirken verwunschen und manchmal geisterhaft. Eine Erzählung wird immer nur angedeutet, aber nie eindeutig ausformuliert. Michanek möchte dennoch nicht stehen bleiben und erweitert sein malerisches Œuvre beständig. Immer wieder experimentiert er mit neuen Verfahren und Motiven. Auch Skulpturen zählen zu Michaneks Werk. 

Mit der eigenen Vorstellungskraft arbeiten 

„Manchmal ist es ermüdend, wenn ich etwas gut kenne. Das mag ich nicht“, sagt der Künstler, und fügt hinzu: „Ich möchte, dass die Malerei für mich eine Herausforderung bleibt.“ So kann auch eine abstrakte, flächige Farbkomposition, die sonst als Hintergrund dient, zum alleinigen Bildmotiv werden. Die neuen, abstrakten Gemälde faszinieren durch ihren eigentümlichen Schein. Die Farbwirkung verändert sich je nach Tageszeit. „Diese Gemälde sind eher still“, erklärt Michanek. Sie zu betrachten, sei wie in die Sonne zu schauen. Es gehe um den Blick auf etwas, was man nicht wirklich ansehen kann. „Staring (not seeing)“ heißt ein Bild aus dieser Werkreihe.

Hannes Michanek, Geometric Scent, 2016, Copyright the artist

Die Titel seiner Gemälde ermöglichten zwar manchmal den Einstieg in das Bild, sagt Michanek. „Am interessantesten ist es aber, selbst hinzusehen und mit der eigenen Vorstellungskraft zu arbeiten“. Man müsse die Betrachter nicht ständig an die Hand nehmen, betont er. 

Die Furcht vor dem Ungewissen 

In seinem Atelier arbeitet Hannes Michanek meistens an mehreren Gemälden parallel. Die Motive malt er oft aus seinem Gedächtnis, ohne auf Bildvorlagen zurückzugreifen. Auf einigen neueren Leinwänden begegnet man Quallen. Auf diese rätselhaften, neuen Bewohner seiner Bilder angesprochen, erzählt Michanek: „Alle scheinen ein negatives Verhältnis zu Quallen zu haben. Man hat Angst vor ihnen.“ Die Qualle sei dabei ein Symbol, „meine eigene Vorstellung von Angst“. Jeder schaffe sich seine kleinen Monster, um der Ungewissheit zu entkommen, sagt Michanek. Ihm geht es dabei um die Furcht vor dem Ungewissen, die unsere Gegenwart prägt.

Hannes Michanek, Staring (not seeing), 2016, Copyright the artist

„Overgrown Eruption“ heißt ein großformatiges Diptychon, das für eine neue Melancholie in Michaneks Malerei stehen könnte. Vor einem dunkelblau schimmernden Hintergrund baut sich eine massive, gleichsam vulkanartige Landschaft auf. Sparsam sind die Formen und Figuren darauf verteilt, weniger bunte Tupfer lockern die Szenerie auf. Die Landschaft wirkt an manchen Stellen skizzenhaft, sie scheint sich im Nichts aufzulösen. Man denkt an eine Geisterinsel. „Es ist schon ein wenig mysteriös“, bestätigt der Künstler. 

„Overgrown Eruption“ wird nun mit vielen weiteren Gemälden in der Frankfurter Oberfinanzdirektion gezeigt. Hannes Michanek hat seit August 2015 für diese Ausstellung gearbeitet. Trotz einer gewissen Düsternis in seinen jüngsten Bildern muss man sich Michanek als einen glücklichen Maler vorstellen. Die Intensität seines Arbeitsprozesses bringt er treffend auf den Punkt: „Mit der Zeit verliere ich mich in dieser Welt.“

Hannes Michanek, Overgrown Eruption, 2016, Copyright the artist