EINFÜHRUNG

Plastik hat Kunst und Gesellschaft in kurzer Zeit stark verändert.
In den 1960er-Jahren wurde Plastik sogar zum wichtigsten Material für die Kunst.
Wenn man sich mit der Geschichte von Plastik in der Kunst beschäftigt, entdeckt man eine spannende Entwicklung. Diese Geschichte steckt voller Überraschungen. 

Der Künstler Andy Warhol hat gesagt: „Everybody’s plastic – but I love plastic. I want to be plastic.” (auf Deutsch: „Alle sind aus Plastik. Aber ich liebe Plastik. Ich will Plastik sein.“) 

Jetzt erscheinen groß der Titel PLASTIC WORLD und dann ein weiterer Text. 

3D-ANWENDUNG ZUR AUSSTELLUNG PLASTIC WORLD

Das ist eine 3D-Anwendung zur Ausstellung „Plastic World“ in der SCHIRN.
Man kann sich mit digitalen Bedienelementen durch die Anwendung bewegen.
Die Benutzerinnen und Benutzer können 4 verschiedene Welten erkunden.
Sie erfahren dabei viel über die Geschichte von Kunststoffen in der Bildenden Kunst. Eine Stimme begleitet die Benutzerinnen und Benutzer. 

In der Anwendung gibt es auch einige „Hotspots“. Die „Hotspots“ bestehen aus einer Überschrift und einem Text. Der Text öffnet sich, wenn die Benutzerinnen und Benutzer auf die Überschrift draufklicken. Sie können dann mehr zu einem bestimmten Thema lesen.  

WELT 1

Die Benutzerinnen und Benutzer sind jetzt in der ersten Welt. Sie hören stimmungsvolle Musik und eine Stimme im Hintergrund.
Die Benutzerinnen und Benutzer beginnen jetzt, den Raum zu erkunden. Dabei entdecken sie auch die „Hotspots“.


Überschrift: Plastik ist Pop

Erzähler-Text: Nylonhemden, Dosen, Barbiepuppen: Alles ist plötzlich aus Plastik. Dieses Material ist manchmal weich und dehnbar. Manchmal glänzt es verführerisch. Wir sind von fließenden Formen umgeben: Manchmal durchsichtig und leicht, manchmal hart und fest. Plastik scheint ewig haltbar zu sein. Und Plastik ist fast immer bunt. Plastik ist Pop. Und alle kauen Kaugummi. 


HOTSPOT 1: Alles so schön bunt hier

In den 1960er-Jahren ist Plastik am beliebtesten. Das Material ist bunt und man kann es in vielen verschiedenen Bereichen verwenden. Außerdem ist es schnell verfügbar. Auch in Kunst und Design ist Plastik beliebt. 

Junge Menschen wollen sich von ihren Eltern abgrenzen und verwenden gerne Plastik. Es ist das Material für einen neuen Lebensstil. Dieser Lebensstil unterscheidet sich stark vom Lebensstil der Eltern.


HOTSPOT 2: Zack und weg

Plastik wird zum Symbol der Massenkultur: Alles, einfach alles kann aus Plastik sein. Plastik ist sauber und sicher. Plastik macht das Leben einfacher. Die amerikanische Zeitschrift „Life“ feiert in einem Artikel die neue Wegwerfgesellschaft. Teller müssen nicht mehr gespült werden. Die moderne Hausfrau kauft Teller aus Plastik und wirft sie weg, wenn sie schmutzig sind. 


HOTSPOT 3: Kunst aus Plastik für alle

In den 1960er-Jahren ist die Demokratisierung des Konsums auch in der Kunst angekommen. Demokratisierung bedeutet hier: Kunst soll für alle da sein. Die Kunstrichtung Pop Art fordert, alle Möglichkeiten der Kunst ganz frei zu nutzen. Da kommt Plastik gerade recht: Das Material glänzt so verführerisch und kann jede denkbare Form annehmen. Die Künstlerinnen und Künstler experimentieren und erschaffen daraus Kunstwerke. Plastik kostet kaum etwas. Man kann daher mehrere Exemplare von einem Kunstwerk herstellen und damit mehr Menschen erreichen. Plötzlich können viel mehr Menschen Kunstwerke kaufen. 

WELT 2

Die Benutzerinnen und Benutzer sind jetzt in der zweiten Welt. Sie hören wieder stimmungsvolle Musik und die Stimme im Hintergrund. 

Die Benutzerinnen und Benutzer beginnen jetzt den Raum zu erkunden. 


Überschrift: Beam me up, Scotty!

Erzähler-Text: Wir erobern das Weltall. Wir sind Lichtjahre von der Erde entfernt. Wir dringen in Galaxien vor, die nie ein Mensch gesehen hat. Wir schweben durch endlose Räume. Mehrere Schichten eines neuen Kunststoffs schützen uns. Wir sind auf dem Weg in die Zukunft. Wir sind schwerelos. „Beam me up, Scotty“ (auf Deutsch: „Beam mich hoch, Scotty“) sagt Captain Kirk angeblich in der Fernsehserie „Raumschiff Enterprise“. Dieser Satz ist in der Gesellschaft sehr beliebt. In Wahrheit hat Captain Kirk das aber nie so gesagt.


HOTSPOT 1: Apollo 11 und das Moon Girl 

In den 1960er-Jahren wollen die Menschen das Weltall erobern. So entsteht eine Begeisterung für coole technische Schönheit.
Überall gibt es Anspielungen auf das Weltraumzeitalter: Im Design, in der Kunst, in der Architektur und in der Mode. Das „Moon Girl“, eine Comicfigur aus einem Comic von Marvel, erobert die Modewelt. Silber und Weiß werden beliebte Farben.
Im Juli 1969 landet das amerikanische Raumschiff Apollo 11 mit 3 Astronauten auf dem Mond. Die Zukunft ist so nah wie nie zuvor. 


HOTSPOT 2: Alles ist möglich

Es gibt immer mehr neue Kunststoffe. Zum Beispiel die dünne Mylarfolie. Sie macht Raumanzüge hitzebeständig. Diese Folie wird auch als Membran in Lautsprechern benutzt. Oder um Lebensmittel aromadicht zu verpacken. Auch Lametta und Heliumballons sind damals aus Mylarfolie. 

Mit Polyvinylchlorid (PVC) lassen sich luftige Kunstwerke und Gebäude bauen. Ihre Gestaltung ist futuristisch. Sie soll die Zukunft näherbringen und ein Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit vermitteln. 


HOTSPOT 3: Alles verändert sich

Junge Architektinnen und Architekten, Designerinnen und Designer, Künstlerinnen und Künstler experimentieren mit Plastik. Die Objekte sind aufblasbar, mobil und leicht. Mit den neuen Materialien gibt es ganz neue Möglichkeiten. Alles ist beweglich. Alles lässt sich verändern. Nichts muss so bleiben wie es ist. Die Kunstwerke lassen sich aufpumpen oder in Form gießen. Futuristische Möbel laden zum Sitzen, Liegen oder Spielen ein. 

Es finden Kunstaktionen statt. Bei diesen Kunstaktionen dürfen die Zuschauerinnen und Zuschauer manchmal auch mitmachen. Sie werden damit ein Teil des Kunstwerks.

WELT 3

Die Benutzerinnen und Benutzer sind jetzt in der dritten Welt. Sie hören wieder stimmungsvolle Musik und die Stimme im Hintergrund. 

Sie beginnen jetzt den Raum zu erkunden. 


Überschrift: Das ist schmutzig

Erzähler-Text: Was gestern noch glänzte, ist morgen Müll. Aber heute: Heute wird es erst einmal Kunst. Wir sammeln Objekte aus Plastik. Diese Objekte erzählen von Massenproduktion und Alltag. Sie erzählen auch von Abfall und Überfluss. Das macht uns manchmal Sorgen. Die Hässlichkeit des Plastikabfalls verwandeln wir in Kunstwerke. 


HOTSPOT 1: Die Stimmung verändert sich 

Plastik sorgt nicht nur für Begeisterung. Viele Künstlerinnen und Künstler erkennen die Probleme der Massenproduktion aus Plastik. Der Künstler Arman hat gesagt: „Ja, es ist ein neutrales Material, aber seine Herstellung ist schmutzig. Schmutzig wegen seiner schädlichen Auswirkungen (…)“. Arman hat die Kunstbewegung „Nouveau Réalisme“ mitgegründet. Diese Bewegung ist im Jahr 1960 entstanden. Dabei geht es darum, aus Schrott und Abfällen Kunst zu machen. Die Kunstwerke zeigen die Schattenseiten der Wegwerfgesellschaft. 

Wenige Jahre später findet der amerikanische Forscher Ed Carpenter tatsächlich Reste von Plastik in Meerestieren. Er schreibt einen Aufruf an die Kunststoffindustrie. Leider wird er nicht ernst genommen. 


HOTSPOT 2: Plastik ist Müll. Plastik ist Kunst

Zum ersten Mal gibt es auch Kritik für das Material Plastik. Künstlerinnen und Künstler des Nouveau Réalisme machen sich Sorgen. Das zeigen sie mit einer Sammlung von Gegenständen aus der Massenproduktion. Sie machen Kunstwerke aus kaputten Spielzeugpuppen, Hausmüll, Rasierapparaten und alten Telefonen. Diese Kunstwerke sollen zeigen, wie sich das Leben verschlechtert hat. Sie sollen zeigen, wie hässlich die gebrauchten Produkte sind. Das Material der Wegwerfgesellschaft macht sich damit noch ein letztes Mal nützlich: Als Material für Kunstwerke. 


HOTSPOT 3: Gekommen, um zu bleiben

Zeit für eine Zusammenfassung: Einerseits ist Plastik wertvoll für die Entwicklung moderner Gesellschaften. Vieles, was vorher Luxus war, ist heute für alle verfügbar. Das sind gute und schöne Dinge aus Plastik, die gleichzeitig praktisch sind. Gegenstände für den täglichen Bedarf und auch Kunstwerke. So gesehen ist Plastik demokratisch.
Andererseits ist Plastik fast nichts wert. Es kann so billig in Massen hergestellt werden. Deshalb gilt es lange als Wegwerfprodukt. Plastik ist für den schnellen Gebrauch gemacht. Gleichzeitig ist es ein Material für die Ewigkeit. Eine Flasche aus Plastik braucht zum Beispiel bis zu 450 Jahre, bis sie sich zersetzt hat. Aber auch dann sind noch winzige Plastikteilchen da. Sie werden wahrscheinlich nie verschwinden.

WELT 4

Die Benutzerinnen und Benutzer sind jetzt in der vierten Welt. Sie hören wieder stimmungsvolle Musik und die Stimme des Erzählers im Hintergrund.
Die Benutzerinnen und Benutzer beginnen jetzt den Raum zu erkunden. 


Überschrift: Egal, was nach uns kommt

Erzähler-Text: Jedes Jahr werden weltweit 400 Millionen Tonnen Kunststoffe produziert. Plastik ist überall – kleine und kleinste Teilchen sind im Boden, im Wasser, in der Luft. Und auch in dir. Aus dem Symbol für Fortschritt und Verfügbarkeit ist eine ökologische Zeitbombe geworden. Das bedeutet, dass Plastik ein großes Problem für die Zukunft der Welt geworden ist. Denn Plastik ist gekommen, um zu bleiben. 


HOTSPOT 1: Die ökologische Zeitbombe

Plastik ist überall: Im Meer und am Strand, im Wald, in der Landschaft und in der Stadt. In den Körpern von Menschen und Tieren. Plastik war ein Symbol für Fortschritt, Modernisierung und Demokratisierung des Konsums. Jetzt ist Plastik eines der größten Probleme für die Umwelt. Ein Drittel aller hergestellten Kunststoffe sind Verpackungen. Viele internationale Beschlüsse und Projekte wollen das Problem lösen. Oft geht es dabei aber nur um die Entsorgung des Mülls – und nicht um die Herstellung des Materials Plastik. 


HOTSPOT 2: Ein Pilz macht Hoffnung

Der Kunststoff Polyurethan wird zum Beispiel für Schuhe, Möbel, Autositze, Fußbälle und Kosmetik verwendet. Der Abfall zersetzt sich nur schwer – vor allem auf Müllhalden. Denn dort gibt es zu wenig Sauerstoff. Im Jahr 2011 haben Biologen am Amazonas einen Pilz entdeckt, der Polyurethane zersetzen kann: Der Pestalotiopsis microspora. Andere Kunststoffe, zum Beispiel PVC, kann er leider nicht zersetzen. Es gibt aber noch sehr viele teilweise unerforschte Pilzarten. Vielleicht gibt es noch andere Pilze, die Plastik zersetzen können. Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt hoffen darauf. 


HOTSPOT 3: Und was macht die Kunst?

Wie wirkt Plastik auf unsere Umwelt und unsere Körper? Diese Frage stellen sich heute viele Künstlerinnen und Künstler. Ihnen geht es weniger darum, ob das Material schön ist oder ob es stabil, formbar oder lichtdurchlässig ist. Sie wollen zeigen, welche Probleme Plastik für die Umwelt mit sich bringt. 

Die Künstlerin Monira al Qadiri untersucht zum Beispiel, was Erdöl mit unserem Wohlstand zu tun hat. Francis Alÿs zeigt, wie Straßenkehrer in Mexico City versuchen, den Müll zu beseitigen. Pinar Yoldas entwickelt seit 2014 das Kunstwerk »An Ecosystem of Excess« (auf Deutsch: „Ökosystem des Überschusses“). Mit diesem Kunstwerk zeigt die Künstlerin, wie ein Ökosystem aussehen könnte, in dem der Mensch keine große Rolle mehr spielt. Sie fragt damit auch: Welche Wesen könnten in so einem Ökosystem leben? Können dann alle Wesen Plastik verstoffwechseln?

HOTSPOT 4: Endstation Tiefsee

Mikroplastik ist überall. Die winzigen Plastikteile schaden der Umwelt auf der Erde. Die Meere sind besonders betroffen. Denn das Mikroplastik sinkt mehrere Tausend Meter tief, bis in die tiefsten Meeresgräben. Dort sammelt es sich in großen Mengen an. 

In der Tiefsee gibt es viel mehr Mikroplastik als man bisher gedacht hat. Das haben Forscher*innen der Senckenberg-Gesellschaft, des Alfred-Wegener-Instituts und der Goethe-Universität Frankfurt herausgefunden. 

Sie haben die Verschmutzung im Kurilen-Kamtschatka-Graben im Westpazifik untersucht. Dort haben sie Proben vom Boden in 9450 Metern Tiefe genommen. Die Forscher*innen fanden in den Proben bis zu 1596 Mikroplastik-Teilchen pro Kilogramm. Das ist mehr als bisher bekannt war.

Die Ergebnisse von den Proben haben die Forscher*innen in der Zeitschrift „Science of The Total Environment“ veröffentlicht. Die Ergebnisse der Forschung zeigen: Die Tiefsee ist sehr stark von Mikroplastik belastet. Daher ist die Tier- und Pflanzenvielfalt am Meeresgrund stark gefährdet. Die Forscher*innen haben insgesamt 14 verschiedene Arten von Plastik gefunden. Zum Beispiel Polypropylen und Acrylate.

Die Forscher*innen haben an verschiedenen Stellen am Meeresboden Proben genommen. Diese Stellen waren nur wenige Meter voneinander entfernt. Dennoch waren die Ergebnisse in den verschiedenen Proben sehr unterschiedlich. Das zeigt, dass die Tiefsee immer in Bewegung ist. Das Mikroplastik dort kommt nicht nur von Strömungen. Auch Tiere und Pflanzen transportieren es. 

Die Forscher*innen warnen vor den Auswirkungen auf die Artenvielfalt durch die zunehmende Verschmutzung der Tiefsee: „Jedes Jahr kommen etwa 2,4 bis 4 Millionen Tonnen Plastik über die Flüsse ins Meer. Der Grund ist der hohe Plastikverbrauch der Menschen auf der ganzen Welt und die schlecht organisierte Müllentsorgung. Ein großer Teil des Plastiks sinkt auf den Meeresboden und sammelt sich dort an. Oder Strömung transportiert es noch weiter in die Tiefe. Dort lagert es sich ab.“ 

Tief am Meeresgrund zersetzt sich Plastik nur sehr schwer. Deshalb wird es sich dort anhäufen. Niemand weiß, wie lange. „So wird die Tiefsee zum ‚Endlager des Mülls‘“, warnt Professor Dr. Angelika Brandt vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt. „Der Mensch hat also schon seine Spuren hinterlassen, bevor er die Arten in der Tiefsee entdeckt hat. Wir alle sollten daher darüber nachdenken, wie wir mit Plastik umgehen. Wir sollten sorgsam mit dem Plastik umgehen. Wir sollten dafür sorgen, dass es recycelt wird. Am besten verzichten wir so gut es geht auf Plastik.“ 

OUTRO

Die Benutzerinnen und Benutzer sind nun am Ende der Tour angekommen. Hier gibt es eine Überleitung zur Ausstellung und weiteren digitalen Angeboten.


Seit den 1960er-Jahren hat sich viel getan. Heute gibt es sehr viele verschiedene Kunststoffe mit unterschiedlichsten Eigenschaften. Und es gibt neue Techniken, den Kunststoff anzuwenden. Zum Beispiel den 3D-Druck. Aber auch das Bewusstsein über die Gefahren von Plastik für die Umwelt ist größer geworden. Tauchen Sie jetzt ein in die große Themenausstellung »Plastic World« in der SCHIRN. Hier können Sie erleben, wie die Verwendung und die Bewertung von Plastik sich verändert haben.