Ab 14. Juni ist wieder Ausnahmezustand: Die Bildschirme laufen heiß, der Biervorrat wird aufgestockt und Public Viewing Veranstaltungen vom Wohnzimmer bis zum Kiosk um die Ecke sorgen für ein ausgelastetes Feierabendprogramm.

Pünktlich zum Anpfiff hat das SCHIRN MAG nach (Fuß)Bällen in der Kunst gesucht. Hier unsere Top 10.

1. Philippe Pareno und Douglas Gordon, Zidane: A 21st Century Portrait (Zidane, un portrait du 21e siècle), 2006

Zinédine Zidane sorgt immer wieder gerne für Aufregung, erst kürzlich nach seinem Rücktritt als Trainer von Real Madrid. Die Künstler Philippe Parreno und Douglas Gordon haben der französischen Fußballlegende 2006 einen 95-minütigen Film gewidmet. Was war da nochmal? Ach ja, die WM und ein Kopfstoß.

ZIDANE: A 21ST CENTURY PORTRAIT

Trailer zum Film von Philippe Pareno und Douglas Gordon

2. Henri Rousseau, Die Fußballspieler, 1908

1908 gab es im Fußball noch Ganzkörpertrikots, modisch gestreift. Aber irgendetwas stimmt nicht, schaut man genauer hin: Wo ist eigentlich das Tor und wo der Rest der Mannschaft? Und, ähm, ist das nicht Hand- anstatt Fußball?  Henri Rousseau, der erst in seinen 40ern zu malen begann, hatte eine unvergleichliche Fantasie, mit der er Szenen auf Leinwand festhielt, die der Wirklichkeit auf faszinierende Art und Weise entschwinden. Irgendwie surreal.

Henri Rousseau, Die Fußballspieler, 1908, Image via guggenheim.org

3. Umberto Boccioni, Dynamik eines Fußballspielers, 1913 

Wenn die Spieltaktik nicht aufgeht und sich Chaos auf dem Platz breit macht, dann sieht es ähnlich dynamisch aus wie in Umberto Boccionis Werk. Aber jedem Chaos wohnt auch eine Ordnung inne. Der italienische Futurist löst die Gegenständlichkeit einfach auf: Formen, Konturen, Linien und Farben, alles wird neu zusammengesetzt. Mit dieser neuen Sichtweise und Art, Bewegung darzustellen, war er 1913 seiner Zeit voraus.

Umberto Boccioni, Dynamik eines Fußballspielers, 1913, Image via moma.org 

4. Konrad Lueg, Fußballspieler, 1963 

Fußball ist Teamsport – auch beim Maler Konrad Lueg. Nach der Vorlage eines Zeitungsfotos hielt Lueg diese Fußballer und ihren Teamgeist für die Ewigkeit fest. Einmal verschworen die Köpfe zusammen gesteckt, Strategie ausgeheckt und dann ab auf’s Spielfeld. Frei nach dem Motto von Weltmeister Lukas Podolski: „Wir müssen jetzt die Köpfe hochkrempeln – und die Ärmel auch.“

Konrad Lueg, Fußballspieler, 1963, © VG Bild-Kunst Bonn, Image via sammlung.staedelmuseum.de

5. Ehfa Hiltbrunner, FC Anabolika, 1997

Doping im Fußball?! Die Schweizer Künstlerin Ehfa Hiltbrunner hat Fußballspieler in Miniatur-Tablettenform gepresst und ihr Werk mit „FC Anabolika“ betitelt. Könnte man wohl auch als Kommentar auf den Leistungssport lesen. Fast zwanzig Jahre später –vor allem vor und während großer Sportereignisse – ist Doping noch immer ein hitzig debattiertes Thema, das regelmäßig für Schlagzeilen sorgt.

Ehfa Hiltbrunner, FC Anabolika, 1997, Image via ka-news.de

6. Maria Lassnig, Im Netz, 2001

Wer stellt hier eigentlich gerade wem ein Bein? Der Torwart dem Verteidiger, der Stürmer dem Torwart oder wie..? Neben ihren Selbstporträts hielt die österreichische Künstlerin Maria Lassnig auch immer wieder Fußballszenen auf Leinwand fest. Kaum ein Sujet eignet sich wohl besser, um die Gefühle des eigenen „Körpergehäuses“, wie Lassnig es selbst nannte, darzustellen.

Maria Lassnig, Im Netz, 2001, © VG Bild-Kunst Bonn, Image via metropictures cloudfront.net

7. Olaf Nicolai, Camouflage / Torwand 1-3 (Croy, Kleft, Maier), 2001

Da kann die Torwand aus dem aktuellen ZDF-Sportstudio einpacken, obwohl sie dem Künstler als Vorbild diente. Olaf Nicolai hat seine Torwand tatsächlich maßstabgetreu erstellt und ihr einen modischen Anstrich verpasst. Wenn auch voll im Trend, würde der Camouflage-Look vermutlich doch stark ablenken und zu hohen Frustrationsraten führen.  

Olaf Nicolai, Camouflage / Torwand 1-3 (Croy, Kleft, Maier), 2001 © VG Bild-Kunst Bonn, Image via stylemiasta.pl

8. Maria Vera Brunner, Zwei Ball spielende Mädchen, 1902

Erst 1982 gründete der DFB die erste Frauen Nationalmannschaft, die seitdem schon zwei Mal Weltmeister geworden ist und erst 2009 wieder zu Deutschlands Mannschaft des Jahres gewählt wurde. 1902 war von Frauen in Fußballtrikots keine Rede, da warf man sich die Bälle noch im Sonntagskleid zu.

Maria Vera Brunner, Zwei Ball spielende Mädchen, 1902

9. Renée Sintenis, Fußballspieler, 1927 

Anpfiff, Abstoß und…Tooooorrr! In den 20er Jahren erhielt Sport eine zentrale gesellschaftliche Rolle – vor allem unter Männern, die hier ihre Kräfte und ihren Kampfgeist unter Beweis stellen wollten. Die deutsche Bildhauerin und Grafikerin Renée Sintenis hielt dies neben der Figur des „Fußballspielers“ auch mit den Skulpturen des „Läufers Nurmi“ und dem „Boxer“ fest, die 2017 in der Ausstellung Glanz und Elend in der Weimarer Republik zu sehen waren.

Renée Sintenis, Fußballspieler, 1927

10. Daniel Spoerri, Fortuna, 1970

Was quillt denn da raus? Das ist weder Nouvelle Cuisine noch ist das der malträtierte Ball der WM 1970, sondern ein Werk des Künstlers Daniel Spoerri aus seiner „Eat Art“ Serie, für die er verschiedene Objekte mit Brotteig füllte und dann in den Ofen schub. Na dann, guten Appetit...uuund Anpfiff!

Daniel Spoerri, Fortuna, 1970 © VG Bild-Kunst Bonn, Image via derbund.ch