Mit einem Programm aus Party, Kunst und Musik bespielt die Veranstaltungsreihe "Pixelkitchen" am 7. November erstmal das „Horst“. Fünf Künstler stellen dort ihre Bilder aus.

Vor drei Jahren rief der HfG-Absolvent Dirk Baumanns zusammen mit seinem Bruder Erik und Müjdat Albak die Veranstaltungsreihe „Pixelkitchen“ ins Leben. Das Konzept: Musik trifft Kunst und gutes Essen. Nach rund 15 Ausgaben im Günes-Theater zieht man nun – gemeinsam mit den Mitorganisatoren vom Günes-Theater – ins Erdgeschoss der ehemaligen Adlerwerke im Gallusviertel um. Hier befindet sich das vielseitige Lokal „Horst“, in dem bei unserem Besuch keine Tische aufgebaut sind, weil gerade gefegt und geputzt wird. Die Bühne steht vor einer großen Glasscheibe, die den Blick in die Küche freigibt. Am 7. November werden hier mediterrane Tapas und Fischgerichte zubereitet. Damit das Team besser planen kann, sollte man über die Homepage vorbestellen.

Dirk Baumanns, Künstler und Veranstalter von Pixelkitchen

Durch das Programm führt der in Berlin lebende Performance-Künstler Krzysztof Leon Dziemaszkiewicz. „Die Performances, die bei uns stattfinden, dürfen ruhig ein bisschen subversiv und provokant sein“ sagt Dirk Baumanns. Und erzählt, wie bei einer früheren Kunstaktion mal jemand in einen Eimer pinkelte. „Allerdings drehte er dem Publikum dabei den Rücken zu.“ Neben DJs, Musikern (etwa der Jazz-Pianist Phillip Wibbing, die Songwriterin Aylin und die Wiesbadener Indie-Rock-Band Bourbon Seas) und Tänzern sind auch fünf bildende Künstler mit ihren Bildern an der neuesten Ausgabe vom „Pixelkitchen“ beteiligt. Während der Ausstellungsvorbereitung haben wir uns mit ihnen getroffen.

Performance-Künstler Krzysztof Leon Dziemaszkiewicz

Julian Heuser hat vor kurzem ein Studium an der HfG Offenbach begonnen. Nebenbei arbeitet der 29-jährige als Schreiner in der Werkstatt des Künstlers Tobias Rehberger. An Szene-Treffs wie der Kölner Domplatte, dem Berliner RAW-Gelände oder dem Skatepark im Frankfurter Ostend fotografierte Heuser die durch zahlreiche Tricks und Sprünge ramponierten Unterseiten von Skateboards. Die Nahaufnahmen von Kratzern und Rissen klebte er auf Holzbretter, immer mehrere Schichten übereinander.

Kleine Fehler machen Dinge erst attrak­tiv

An einigen Stellen riss er das Fotopapier dann aber gleich wieder herunter. „Meine Collagen sollten auf eine ganz ähnliche Weise entstehen, wie ein Skateboard kaputt geht“, erklärt Heuser. Wer genug Ahnung vom Skaten hat, kann anhand der abfotografierten Gebrauchsspuren auf den Fahrstil des Verursachers schließen. „Ich sehe genau, welche Tricks mit den Boards gemacht wurden“, sagt er und deutet auf eines der insgesamt 15 Bilder, die zur Ausstellung gehören: „Hier haben wir zum Beispiel einen Boardslide quer übers Treppengeländer.“ Heuser versteht seine raffinierte Arbeit nicht zuletzt auch als Bekenntnis zum Unperfekten. „Kleine Fehler machen Dinge erst attraktiv“, sagt er. „Das gleiche gilt übrigens auch für Menschen“. 

Arbeit von Julian Heuser

Mit Acrylfarben und Fineliner in Schwarz und Weiß malt Evi Sofianou Bilder, die ähnlich komplex und detailreich wirken wie Stadtpläne oder technische Zeichnungen – allerdings ohne dabei eine Spur langweilig zu sein. Man sieht verspielte Muster, Figuren und Schriftzüge, die ein bisschen an Urban-Art erinnern. „Je länger man hinschaut, desto mehr entdeckt man“, sagt Sovianou, die ihren alten Beruf als Gestalterin für Visuelles Marketing wegen einer Wirbelsäulenverletzung aufgeben musste. Seitdem arbeitet sie als freie Künstlerin. Wer sich im „Horst“ die Zeit nimmt, ihre 12 Bilder eingehend zu betrachten, entdeckt jede Menge Anspielungen und Zeichen, die im eindrucksvollen Gewimmel versteckt sind: der Paragraph Eins des deutschen Grundgesetzes, Buchstaben aus dem griechischen Alphabet, Blindenschrift und christliche Symbole zum Beispiel. 

Arbeit von Evi Sofianou

„In meiner Arbeit geht es um Zahlenkolonnen und welche Strukturen man daraus erschaffen kann“, sagt der Münchner Autodidakt Alexander Richard Dittberner über eines seiner beiden Bilder, die er neben einer Videoinstallation bei der „Pixelkitchen“ zeigt. Einen kompletten Bogen kariertes Papier hat er mit Zahlen beschrieben, in jedem Kästchen sitzt eine Ziffer. „Die Nummernfolgen denke ich mir aber nicht einfach aus. Ich übernehme sie zum Beispiel von Kassenzetteln, die ich auf der Straße finde. Vom Ansatz her handelt es sich bei meiner Kunst also um Trash-Art.“ Nach dem Motto „Malen nach Zahlen“, aber weitaus kunstvoller als man es aus den einschlägigen Kindermalbüchern kennt, hat Dittberner die einzelnen Ziffern durch Linien miteinander verbunden. Die auf diese Weise entstandenen Parzellen wurden mit Farbe gefüllt und um weiter geometrische Formen ergänzt. 

Arbeit von Alexander Richard Dittberner

Außerdem ist der Street-Art-Künstler Sabahudin Duranović mit einigen Bildern vertreten. Dirk Baumanns lernte ihn während eines Aufenthalts in Bosnien kennen, wo Baumanns als Artist-in-Resident am BEBI Art & Community Center zu Gast war. „Sabahudin malt tolle Comics“, erzählt er. „Zum Beispiel einen übergewichtigen Spiderman, der sich kaum noch am Faden halten kann“. Auch der HfG-Absolvent Lars Tae-Zun Kempel stellt einige großformatige Bilder im Comic-Stil aus, die etwa am Image von Filmhelden oder geistlichen Autoritäten rütteln. Ein Motiv zeigt Bugs Bunny mit Dollarzeichen in den Augen, der ein blutiges Messer schwingt. Ein anderes eine wandelnde Bischofsmütze mit aufgemalter Cannabispflanze.

Spiderman von Sabahudin Duranović