Die Foto-Plattform Instagram entwickelt sich immer stärker zu einer öffentlichen Plattform für Künstler, die dort Einblicke in ihr Leben und Werk abseits aller Institutionen bieten. Eine Auswahl auf dem SCHIRN MAGAZIN

Griff Andy Warhol noch zur Polaroidkamera, um via Sofortbild die hedonistische New Yorker Szene der siebziger und achtziger Jahre zu dokumentieren, stillt heute Instagram (die SCHIRN auf Instagram) den Durst des unmittelbaren Dokumentierens und fügt eine weitere Komponente hinzu: die Möglichkeit, sein Foto innerhalb von Minuten mit der ganzen Welt zu teilen. Ein jeder kann nun sein Bild plus Bildunterschrift veröffentlichen. Die Warhol'schen „15 minutes of fame" sind wahr geworden.

Basierend auf der Angst, etwas zu verpassen (im Englischen gibt es dafür die Abkürzung FOMO, Fear of Missing Out), feiert die Plattform, die scheinbar so ungefiltert in die Welt des jeweiligen Users blicken lässt, längst ihren internationalen Ruhm -- auch bei Galerien, Museen, Kunstsammlern und Künstlern selbst. Hier werden Entstehungsprozesse und fertige Kunstwerke, Einblicke hinter die Kulissen sowie in die Studios geteilt, hier wird Selbstpromotion betrieben, aber auch entdeckt und Motive gesammelt; in der populären und umstrittenen Ausstellung im vergangenen Jahr von Richard Prince, der sich für seine „New Portraits" bei fremden Accounts bediente und deren „recycelte" Bilder in der Gagosian Galerie ausstellte. Doch auch wer weniger dreist agiert, kann sich als junger Künstler via Instagram selbst bekannt machen und sich über die Plattform mit Fans, aber ebenso potentiellen Käufern und Ausstellern bekannt machen.

Ein Instagram-Profil wie ein Livestream aus dem Leben und Arbeiten des Künstlers -- das SCHIRN MAGAZIN stellt 10 Künstler und ihre Instagram-Accounts vor, die es zu verfolgen lohnt:

The future and the past.

Ein von Daniel Arsham | Artist (@danielarsham) gepostetes Foto am

01. Daniel Arsham (@danielarsham)

Der New Yorker Künstler Daniel Arsham beweist, wie man Instagram als eine sich ständig weiterentwickelnde Ausstellung verstehen und dabei ohne das Hereinreden von Galeristen etc. sein Werk kuratieren kann.

释放浦志强律师

Ein von Ai Weiwei (@aiww) gepostetes Foto am

02. Ai Weiwei (@aiww)

Der unangefochtenen Meister des Selfies aus der Kunstwelt ist Ai Weiwei. Auf seinem Instagram-Account können seine Follower dem Leben des chinesischen Künstlers und Aktivisten folgen -- beispielsweise bei seiner Einreise nach Deutschland, nachdem er von der chinesischen Regierung seinen Reisepass zurück erhielt, oder auch seinem Besuch im Berliner Café „Zeit für Brot".

Ai Weiwei in der SCHIRN: „PRIVAT" und „The Making Of Art"

03. Zaha Hadid (@zaha_hadid)

Für Architekturfans ist Zaha Hadids Fotoauswahl bei Instagram ein Muss. Hier teilt die ikonische Architektin, die 2004 als erste Frau den Pritzker-Architektur-Preis erhielt, sowohl Ansichten ihrer „fließenden" Bauten als auch andere designerische Ausflüge.

Zaha Hadid in der SCHIRN: „Visionen und Utopien"

04. Ryan McGinley (@ryanmcginleystudio)

Leben und Werk lassen sich bei Ryan McGinley nicht trennen -- in seinen in internationalen Ausstellungshäusern und Galerien gezeigten Fotografien mit der unverkennbaren Snapshot-Ästhetik McGinleys ebenso wie auf Instagram, wo sich Postings seiner Arbeit mit spontanen Aufnahmen nach Konzerten, mit Freunden und Making-Of-Bildern abwechseln. 

Ryan McGinley in der SCHIRN: „PRIVAT"

Today is the last day of Station to Station in London! @barbicancentre #TrackSTS #STSBarbican

Ein von Station To Station (@stntostn) gepostetes Foto am

05. Doug Aitken mit „Station To Station" (@stntostn)  

24 Tage lange fuhr Doug Aitken mit seinem wandernden, interdisziplinären Kunstprojekt „Station To Station" durch die USA. Ob in großen Städten oder kleinen Orten, auf der Reise vom Atlantik zum Pazifik wurde jeder Stopp zum einzigartigen Happening, bei dem Künstler, Musiker und Tänzer auftraten. Hier wurde das lebende Kunstwerk sowie auch dessen 30 Tage andauernde Wiederaufnahme im Barbican Centre in London (Kurator Matthias Ulrich berichtete) dokumentiert.

Doug Aitken in der SCHIRN: „Doug Aitken"

06. Yoko Ono (@yokoonoofficial)

Yoko Onos favorisiertes Motiv: ihr Rücken. So meint man, Yoko Ono auf ihren Reisen durch die Welt ebenso wie ihrer Kunst auf Schritt und Tritt zu folgen.

Yoko Ono in der SCHIRN: „Yoko Ono. Half-A-Wind Show"

07. Herbert Baglione (@hbaglione)

Wer sich via eines Bildes direkt im Urlaubsmodus fühlen möchte, der sollte dem brasilianischen Graffitkünstler Herbert Baglione folgen. Auf Instagram beeindruckt nämlich die Natur und die Umgebung seiner Heimat fast ebenso wie seine Kunst. 

Herbert Baglione in der SCHIRN: „Street-Art Brazil"

Happy National Lipstick Day! Color Pictures/Walt Disney Lipstick, 2008

Ein von Laurie Simmons (@lauriesimmons) gepostetes Foto am

08. Laurie Simmons (@lauriesimmons)

Willkommen in Laurie Simmons' Welt: New Yorkerin, Künstlerin, Filmemacherin, Fotografin, Ehefrau des Künstlers Carroll Dunham, Mutter von Lena Dunham und Betreiberin eines sehenswerten, abwechslungsreichen Instagram-Profils.

09. Britta Thie (@bthiezy)

Collagen der Skurrilität wechseln sich bei Britta Thie mit Selfies sowie Alltagsaufnahmen ab und vereinen auf einem Account Privatperson und Kunstfigur. Der Instagram-Stream der Berliner Künstlerin wird zur direkten Fortsetzung ihrer anderen visuellen Arbeiten. Oder doch andersherum? 

Britta Thie in der SCHIRN mit der Webserie „Transatlantics"

Regram @dulltech

Ein von aart (@constantdull) gepostetes Foto am

10. Constant Dullaart (@constantdull)

Der niederländische Künstler Constant Dullaart setzte sich in seiner Arbeit "100.000 Followers for Everyone" mit dem monetären Wert von Aufmerksamkeit in der digitalen Welt auseinander -- indem er 2.5 Millionen Follower kaufte und damit die Instagram-Accounts von Künstlern, Institutionen und Kunstmedien gleichschaltete.

Im November realisiert Constant Dullaart eine Arbeit für die DIGITAL ART ZONE der SCHIRN