Wer waren die Illuminaten wirklich? Wolfram Frietsch versucht Licht in die dunklen Verschwörungstheorien zu bringen, die unser Bild des Geheimordens dominieren.

Wer sind eigentlich die Illuminaten? Mysteriöse Männer in Kutten mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen, wie man sie aus Hollywoodfilmen kennt? Eine mafiaähnliche Organisation, eine mächtige geheime Parallelgesellschaft? Wolfram Frietsch geht dieser Frage in seinem Buch „Die Illuminaten“ nach, indem er den historischen Fakten dieser mythenumwobenen Geheimgesellschaft nachgeht.

Frietsch zeichnet zunächst die geistigen Strömungen des 18. Jahrhunderts nach, in denen er eine wichtige Grundlage für die Gründung des Illuminatenordens sieht. Adam Weishaupt, junger Professor für Kirchenrecht und praktische Philosophie an der Universität Ingolstadt, erkannte in der umgreifenden reaktionären klerikalen Gesinnung eine Gefahr für die Aufklärung. Er gründete 1776 zunächst eine Art Lesekreis, um jungen Studenten Zugang zu kirchenkritischer und aufklärerischer Literatur zu verschaffen. Aus diesem Bund heraus organisierte Weishaupt schließlich den Illuminatenorden und begünstigte eine entsprechend verschwörerische Außenwahrnehmung seines neu gegründeten Ordens durch mystifizierende Initiationsrituale, Geheimnamen und Symbole. Die Mitglieder des Illuminatenordens, dessen Name übersetzt so viel wie „Die Erleuchteten“ bedeutet, rekrutierten sich aus aufklärerischen Intellektuellen. Weishaupt orientierte sich bei dem Aufbau seiner Geheimgesellschaft an den bestehenden Freimaurerlogen, bei denen das aufklärerische Gedankengut ebenfalls eine wichtige Rolle spielte. Das Buch beleuchtet detailliert die inneren und äußeren Konflikte, Zielsetzungen und das Scheitern des Ordens, immer in den Kontext der zeitgeschichtlichen Ereignisse eingebettet.

Adam Weishaupt, Gründer des Illuminatenordens

Frietsch sieht in der Tatsache, dass Aktivitäten, Mitglieder und Ziele der Organisation geheim gehalten werden, eine wichtige Voraussetzung für die Faszination der Menschen an Geheimbünden. Werden die dadurch entstehenden Interpretationsspielräume fantasievoll ausgefüllt, lässt sich aus dem Stoff mitunter auch ein Bestseller schreiben: Frietsch greift neben den historischen Tatsachen auch populäre Verschwörungstheorien auf und geht auf die Illuminaten-Symbolik in Romanen des 20. Jahrhunderts ein. Bestsellerromane wie Robert Sheas und Robert Anton Wilsons „Illuminatus“-Trilogie oder Dan Browns „Illuminati“ machen aus der Freimaurer-Bewegung ein Synonym für Verschwörung und Umsturz. Zudem würzen die Autoren die Handlung mit einem guten Schuss Esoterik, Numerologie, okkulten Ritualen und Weltherrschaftsplänen – so dass schließlich für jeden literarischen Geschmack etwas dabei ist.

Dan Brown lässt in seinem 2003 in Deutschland erschienen Roman „Illuminati“ einen Illuminatenorden wiederaufleben, der sich die Zerstörung der katholische Kirche zum Ziel gesetzt hat. Sein Roman ist in Hollywood verfilmt worden. Auch andere Filme wie „23 – Nichts ist so, wie es scheint“ oder das verfilmte Computerspiel „Lara Croft: Tomb Raider“ handeln von Verschwörungen, hinter denen die kriminellen Interessen der Illuminaten stecken – und haben weltweit ein großes Publikum gefunden.

Die in Romanen, Filmen und Computerspielen verwendete Illuminatensymbolik bezeichnet Frietsch als „meinungsbildend“ für unser heutiges Bild dieses Geheimbundes. Selbst wenn eine klare Kennzeichnung als „Science Fiction“ oder „Fantasy“ vorliegt, entstehen immer wieder rege Diskussionen um den Realitätsgehalt dieser fiktiven Stoffe. Das liegt unter anderem daran, dass sich eine Geheimgesellschaft niemals dazu bereit erklärt, über ihre Aktivitäten in der Öffentlichkeit Rechenschaft abzulegen. So werden die „Illuminaten“ wohl weiterhin im Mittelpunkt des Interesses der Verschwörungstheoretiker stehen. Einen Schritt hin zu einer wissenschaftlich fundierten und historisch aufgearbeiteten Sichtweise auf die Illuminaten unternimmt hingegen Wolfram Frietsch in seinem Buch „Die Illuminaten“. Frietsch beweist, dass der Illuminatenorden auch ohne die Fiktion eines Dan Brown und ausufernde Verschwörungstheorien genügend Stoff für eine spannende Lektüre bietet.