Wortbilder des Schriftstellers Franz Mon werden zu Haute Couture.

Kunst hält jung. Der lebende Beweis dafür ist der Frankfurter Schriftsteller und Künstler Franz Mon, der im kommenden Jahr seinen neunzigsten Geburtstag feiern wird. Bereits in diesem Jahr hat er während der Affichisten-Ausstellung in der Schirn eine beeindruckende Lesung seiner Texte gegeben. Nun stellt Mon, einer der maßgeblichen Vertreter der experimentellen Poesie, im Salon seiner Tochter Ruth Löffelholz seine neuesten Arbeiten vor.

Diesmal sind sie nicht mit der Hand, sondern am Computer entstanden. Dazu hat sich Mon zwanzig Begriffe von Ruth Löffelholz geben lassen und noch fünf eigene Worte hinzugefügt. Die einzelnen Buchstaben der Worte hat Mon so in die Länge gezogen, gebogen, gespiegelt und zerteilt, dass man sie auf den ersten Blick nur schwer entziffern kann. Mons Wortoperationen sind an Eleganz kaum zu überbieten. Teilweise sieht man vor lauter Linien das Wort nicht mehr.

Einerseits geht es dem Wortkünstler um das Wort und seine Bedeutung. Alle neuen Wortbilder stehen inhaltlich in einem Bezug zur Mode. Natürlich auch das Wort "Wolllust", das den Wortkünstler wegen der dreifachen Verwendung des Buchstabens "l" besonders gereizt hat. Andererseits interessiert sich Mon genauso für die Gestalt und Verformbarkeit von Worten. Das Wort "Auge" hat er solange bearbeitet, bis man tatsächlich den Eindruck hat, ein Auge schaut aus dem Wort hinaus. Das Wortbild „Silhouette“ haben Löffelholz und ihr Partner Jue Löffelholz auf 200 x 280 cm vergrößert und als Schneideschrift auf das Schaufenster des Ladenateliers angebracht. Nun "sprengt die Schrift das Fenster", wie Löffelholz sagt.

Der Frankfurter Poet Franz Mon

Franz Mon interessiert sich für die Gestalt und Verformbarkeit von Worten.

Hinter dem Schaufenster befinden sich Puppen und Leuchtkästen, die den Passanten ins Innere des Geschäfts locken. Dort taucht das Schriftbild ein in das Gewebe aus Text, Textur und Textilie. Dieser Aspekt des Ineinanderübergehens ist den beiden Ausstellungsmachern sehr wichtig. Im Ankündigungstext heißt es: "Zum Text gehört die Textur. Ein Satz, der im Rahmen unserer Ausstellung in eine Trias von Text, Textur, Textilie gehoben wird. Denn Schreiben und Schneidern sind verwandte Tätigkeiten."

In den Räumen kommt es zu einer außergewöhnlichen Zusammenfügung von Text und Textilie. Die Arbeiten von Mon durchziehen das Leben von Löffelholz wie ein roter Faden. Nun schließt sich der Kreis, indem eine seiner Arbeiten Teil ihrer Haute Couture wird. Denn Ruth Löffelholz hat sich für eine Papier-Collage von Franz Mon aus ihrem Geburtsjahr 1963 entschieden. Diese Collage ist grafisch, schwarz-weiß und besitzt Rissspuren. Das hat Löffelholz für ihre Mode gereizt. Sie sagt: "Das Motiv passt gut an den Körper."

Die ausgewählte Collage wurde zwanzigfach vergrößert und anschließend in Holland mittels eines Textildruckverfahrens auf Seide (Double Crepe) gedruckt. Daraus wurden für die Präsentation zunächst drei unterschiedliche Kleidungsstücke (Kostüm, Kleid und Mantel) angefertigt. Die Seide fällt weich, ist aber dennoch stabil und drückt nicht alles durch. Als sie die Stoff-Collage das erste Mal auf einer Modepuppe sah, fühlte sich Löffelholz an ein Insekt, ein Skelett oder gar etwas Phallisches erinnert. "Es ist sehr spannend gewesen zu sehen, wie sich das durch die Größe und das Fallen des Materials verändert hat", fügt sie hinzu.

Franz Mon, aus der Ausstellung "Wortbilder - Silhouetten", 2015

Franz Mon hat die Kleider bereits signiert. Für Ruth Löffelholz sind die Kleider selbst keine Kunst, sondern vielmehr bestehen sie aus Motiven, die der Kunst von Mon entnommen worden sind. Bei diesem Satz muss man zwangläufig an die berühmten Mondrian-Kleider von Yves Saint Laurent aus dem Jahr 1965 denken. Auf Englisch heißen sie "Mondrian Cocktail Dress", weil sich der französische Modeschöpfer von den abstrakten Farbflächenbildern des Niederländers Piet Mondrian inspirieren ließ.

Löffelholz wird in den nächsten Wochen und Monaten aus dem bedruckten Seidenstoff insgesamt 25 Kleidungsstücke entwerfen. So verlässt die Kunst das Atelier und geht auf die Straße. Doch auch wer sich nicht gleich ein Haute Couture-Kleidungsstück schneidern lassen möchte, sollte sich die neuen Wortbilder Mons, die sich durch das ganze Geschäft ziehen, nicht entgehen lassen.

Image via ArtFund
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