Der Frankfurter Ausstellungsraum „TheTip“ ist vor allem für Installationen bekannt. Jetzt zeigt dort der Kurator Franz Hempel eine persönliche Auswahl von Malerei aus Frankfurt und Leipzig.

Manet, Monet, Money – jeweils ein Buchstabe trennt die Namen der berühmten französischen Maler voneinander – und vom Geld. Ihre Werke erzielen Höchstpreise auf Auktionen, ihre Namen sind zu Marken und Garanten für hohe Besucherzahlen in Museen geworden. Damit spielt das Künstlerduo ART N MORE, bestehend aus Paul Bowler und Georg Weißbach, in seiner Neonlichtinstallation. Sie ist Teil einer ungewöhnlichen Schau bei „TheTip“ in Frankfurt. Der Künstler Lars Karl Becker, der dort seit 2014 über zehn Ausstellungen realisiert hat, lud diesmal den Kurator Franz Hempel ein. Daraus ist die Gruppenausstellung „PRETTY & AMBITIOUS“ entstanden. Hempel bringt darin zehn hauptsächlich malerische Positionen zusammen.

Janka Zöller, Uschi, 2015 Courtesy die Künstlerin

Darunter sind etablierte Positionen wie etwa Matthias Weischer und Hartwig Ebersbach, aber auch aufstrebende junge Künstlerinnen wie Jagoda Bednarsky und Anna Nero. Hempels Auswahl ist bewusst subjektiv: „Es ging für mich darum, Arbeiten zu kriegen, die ich gut finde.“ Die Werke sind in einer Petersburger Hängung in der Vitrine angeordnet. Deren Wand wurde für die Ausstellung in Lila gestrichen. Damit lehnt sich Franz Hempel an die Präsentation von Johann Friedrich Städels Sammlung im Frankfurter Städel Museum an. Die Werke, die im Jahr 1815 die Museumssammlung begründeten, hingen ursprünglich in Städels Wohnung am Rossmarkt. „Städel hat auch gesammelt, was ihm gefallen hat“, betont Franz Hempel. Bewusst betreibt Hempel ein Spiel mit Referenzen, Regeln und Erwartungen. Die räumliche Beschränkung durch die Vitrine begreift er als Ansporn, „den Rahmen zu sprengen“.

Kompakte Formate

Gleichwohl möchte der Kurator die Werke für sich sprechen lassen, ohne sie hinter Thesen zu verstecken. „Ich will mit dieser Ausstellung nicht behaupten, die Malerei sei zurück oder ähnliches“, sagt Hempel. So ist eine vielgestaltige Schau entstanden. Die kompakten Formate – das größte Exponat misst 50 x 60 Zentimeter – laden zum bewussten Hinsehen ein. Jagoda Bednarsky (geb. 1988) zeigt ein Triptychon, das ebenfalls auf die großen Namen der Kunstgeschichte verweist. Die geschwungenen Schriftzüge „Renoir“, „Cezanne“ und „Gauguin“ korrespondieren aufs Beste mit Bednarskys malerischen Gesten und dem dunklen Untergrund. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich bei den Schriftzügen um gedruckte Signaturen der Künstlerheroen handelt und beim Untergrund um Bücher, deren Umschläge Bednarsky bemalt hat. Die in Brüssel lebende Absolventin der Städelschule hatte im Sommer 2015 eine Einzelausstellung im Nassauischen Kunstverein Wiesbaden.

Installationsansicht, PRETTY & AMBITIOUS, The Tip
Jochen Plogsties, 6_13 (Schweine), 2013, Courtesy der Künstler und ASPN, Leipzig

Der Leipziger Künstler Jochen Plogsties (geb. 1971) übersetzt Kunstreproduktionen zurück in (oft großformatige) Malerei. In Frankfurt zeigt er ein geradezu winziges, ca. 15 x 15 Zentimeter messendes Ölgemälde, auf dem man, schon fast abstrahiert und dennoch genuin malerisch dargestellt, eine Gruppe Schweine erkennen kann. Es handele sich um eine Vergrößerung, berichtet Franz Hempel, denn als Vorlage habe eine „Memory“-Spielkarte gedient. Eine morbide Schönheit ist der Arbeit von Janka Zöller (geb. 1989) eigen. Ein Totenkopf blickt den Betrachter an. Der Pinselstrich ist breit und gut sichtbar, der Malduktus fast skizzenhaft.

Back to something new

In seinem Gemälde „Schlinge“ beschränkt sich Matthias Weischer (geb. 1973) auf einige wenige Brauntöne, mit denen er eine zuvor offenbar schon benutzte Leinwand übermalt hat. Es zeigt eine  Raumansicht, man sieht einen Hahn, einige Gegenstände und Muster sowie die titelgebende, grüne Schlinge. Weischer hatte eine Zeit lang großen Erfolg als Künstler der „Neuen Leipziger Schule“. Konzeptuell wirkt das Gemälde „Back to something new“ der 1988 geborenen, in Leipzig und Frankfurt lebenden Künstlerin Anna Nero. Geometrisch-grafische Strukturen treten in einen Dialog mit bläulichen Nebelschwaden. Abstrakt und gegenständlich, streng und malerisch oder einfach nur schön sind die Werke, die diese Sommerausstellung bietet. So lässt sich ihr Titel, „PRETTY & AMBITIOUS“, durchaus unironisch verstehen. Der Weg zu „TheTip“ ist sehr zu empfehlen.

Anna Nero, Back to something new, 2015, Courtesy die Künstlerin
Installationsansicht, PRETTY & AMBITIOUS, The Tip