Der Medienkünstler Aram Bartholl hat ein weltweites Projekt angestoßen, von dem nun auch die SCHIRN KUNSTHALLE ein Teil geworden ist.

Aram Bartholl, Medienkünstler aus Berlin, schafft Orte zum Datenaustausch. Es sind unscheinbare Orte im öffentlichen Raum. In Mauern einbetoniert oder anderweitig fest installierte USB-Sticks sollen Menschen anregen, vollkommen anonym Daten auszutauschen, ohne das Internet zu benutzen. Es scheint, als funktionieren die Gebäude und ihre Mauern selbst als Speichermedium.

Wenn man nichts von den Speichermedien weiß, sind sie nahezu unmöglich zu entdecken – aus dem Gemäuer der SCHIRN KUNSTHALLE ragt nur der kleine Anschluss eines USB-Sticks. Für Unbeteiligte wirkt es beinahe konspirativ, wenn sie einen Menschen beobachten, der an der Wand kauert, um seinen Laptop an den USB-Stick anzuschließen.

Dead Drop ist die englische Bezeichnung für einen toten Briefkasten – wie er von Geheimagenten vor dem digitalen Zeitalter benutzt wurde, um wichtige Informationen anonym auszutauschen. Gestartet wurde die Aktion von Aram Bartholl während eines Aufenthalts in New York. Die fünf ersten Dead Drops installierte der Künstler dort und erfuhr positive Reaktionen auf die ausgefallene Idee.

Wie man selbst einen Dead Drop installiert und was hinter der Idee steckt, kann auf der Seite deaddrops.com nachgelesen werden. Nach dem Einbau des USB-Sticks werden auf der Seite drei Fotos vom Ort des Speichers veröffentlicht und der Dead Drop in eine Karte eingetragen. Auf einer Weltkarte lässt sich die beeindruckende Zahl und Verbreitung der bisher installierten Dead Drops nachvollziehen. Nahezu jeden Tag kommen neue Dead Drops hinzu. Die Idee hat sich über das Internet verbreitet und inzwischen Nachahmer in aller Welt gefunden.

Das Projekt Dead Drop verfolgt das Gegenteil der Cloud-Idee, wie sie aktuell von großen Konzernen aus der Informationstechnologie vorangetrieben wird. Während in der Cloud der individuelle Standort des Nutzers keine Rolle mehr spielt, weil alle gespeicherten Daten in einer sogenannten Datenwolke von überall auf der Welt über das Internet zugänglich sind, haben Dead Drops einen ganz konkreten geographischen und lokalen Bezug. Die Daten sind nur dort verfügbar, wo der Dead Drop installiert wurde. Wer neugierig auf die Daten ist, macht sich auf den Weg und sieht persönlich nach. Vielleicht findet sich dort ja doch die ein oder andere geheime Information!

Ab dem 14. Juli 2011 wird Aram Bartholl mit dem Projekt Dead Drop an der Ausstellung „Talk to Me: Design and the Communication between People and Objects“ im MoMA in New York teilnehmen.