Amin Fallaha, 26, ist als Veranstalter von „Vodka und Wasser” eine Instanz im Frankfurter Nachtleben. Amin über Parties in Frankfurt und SCHIRN AT NIGHT.

Die letzten Vorbereitungen für SCHIRN AT NIGHT und die Afterparty von „Vodka und Wasser” laufen noch, da kommt eine schlechte Nachricht ins Haus. Wegen Baufälligkeiten wird die Location für die Afterparty nicht genehmigt. Absoluter Ausnahmezustand! Doch Amin Fallaha und Henok Tsehaye, die Macher von „Vodka und Wasser”, reagieren souverän – und präsentieren die Kaiserstraße 74 als neuen Veranstaltungsort. Wir haben Amin kurz vor der Planänderung gesprochen.

Partys in Off-Locations – das ist Teil des Konzepts von „Vodka und Wasser“.
Mit „Vodka und Wasser“ gehen wir nicht in vorgefundene Locations, sondern feiern in Off-Locations, also Lagerhallen, Fabrikgeländen – zum Beispiel der „Fabrik“ in Sachsenhausen, ein sehr charismatisches Gebäude …

… direkt nebenan ist das Atelier Goldstein, in dem Birgit Ziegert, eine Künstlerin aus „Weltenwandler“, arbeitet.
Wir haben auch schon unter der A661-Brücke am Kaiserlei gefeiert oder ein Riesenrad in einer Lagerhalle installiert. Wir bevorzugen leerstehende Räume, die wir komplett nach unserem Geschmack und nach unseren Bedürfnissen einrichten. Wir machen einen Club für eine Nacht. Dabei ist nichts perfekt – aber das wollen die Leute auch gar nicht. Wir haben uns bislang immer daran gehalten, nie in eine Event-Location zu gehen, die es so schon gibt. Das finden wir langweilig.

Wir arbeiten sehr viel mit „Visuals“, also bewegten Bildern, die wir auf Wände projizieren. Wir wollten weg vom schlechten 90er-Diskolicht, weg vom modernen Laserlicht – das hat einfach zu wenig Seele. Wir arbeiten mit den Videokünstlern von „Licht an Licht aus“, deren Visuals auch auf unserer Afterparty zu sehen sind: Das Erstaunen der Leute ist viel größer, wenn sie echte Inhalte zu sehen bekommen, als dumpfes Diskolicht. Das braucht kein Mensch. Man muss schon mit viel Liebe und Farbe – unser Motto – an die Sache herangehen. Das Ganze nur als Geschäft zu sehen, wäre traurig.

Die Visuals sieht man auch in Eurem Video, das einen visuellen und akustischen Anreiz gibt.

Was ist bei SCHIRN AT NIGHT geplant?

In der SCHIRN tritt um 21 Uhr die Band „Marshall Cooper“ aus Mainz auf. Das musikalische Konzept des ganzen Abends ist „Crazy Covers“, also abgefahrene Versionen von Serienjingles oder Diskohits – die Band spielt alles live auf ihren Brass-Instrumenten. In der Courbet-Ausstellung treten Tänzer auf, die die Kunstwerke szenisch interpretieren.

Einen Eindruck davon gibt das Plakat, wo ein Künstler versucht, Courbets Gemälde „Selbstbildnis als Verzweifelter“ zu interpretieren, Leid und Verzweiflung körperlich wiederzugeben. In der Rotunde wird es den ganzen Abend lang eine Beamerprojektion des Künstlers David Jahn geben.

In der Ausstellung sind auch Kunstpädagogen als „Frag-mich-Personen“ unterwegs – und beantworten alle Fragen der Partygäste. Was gibt es sonst noch?

Vor und nach der Live-Performance der Brass-Band legen Pedo Knopp und Weller im Foyer der SCHIRN auf: funky Beats, soulig, RnB-lastig. Wie ich sie einschätze, machen sie eine kleine Tour durch die Musikgeschichte. Die Jungs sind echte Musikkenner. Das wird eine gute Einstimmung auf den großen Knall, der dann bei der Afterparty kommt.

Um 24 Uhr geht dann mit versammelter Mannschaft in die neue Location Kaiserstraße 74 im Bahnhofsviertel.
Unser Livekünstler „Snax“ wird Musik machen, singen und sich selbst abmischen. Er ist ein Multiinstrumentalist, „freaky Dresser“ und Entertainer: Wie er auf der Bühne loslegt, das gibt es selten. Phunkrealism, Daniel Kilian, DJ Emil und ich legen dann auf.

Was sagst Du zu Frankfurt als Partystadt?
Ich bin geborener Frankfurter und absoluter Frankfurt-Fan – und kann auch die Berlin-Euphorie oft nicht verstehen. Berlin ist eine tolle Stadt und hat sicherlich einiges zu bieten.

„Underground-Flair ist das, was die Leute wollen“: Amin Fallaha

Hier in Frankfurt ist das Ausgeh-Programm perfekt auf das Frankfurter Publikum abgestimmt. Trotzdem fehlt hier und da noch etwas Atmosphäre: Ich glaube, ein Underground-Flair wie im Ostbahnhof ist das, was die Leute wollen. Hier ist vieles zu perfekt, zu glatt. Das finden halt die Banker toll. Was auch seine Berechtigung hat, wir sind ja eine Banker- und Börsenstadt. Die wollen auch ihren Platz zum Feiern haben. Aber der Kunststudent, der HfG-Student, der Städelschüler oder die Leute aus den sozialen Studiengängen, die suchen eher das Besondere, das Andere, das Außergewöhnliche. Auch wenn es sich preislich nicht mehr viel nimmt, ob man auf eine Off-Location-Party geht oder ins Velvet. Dafür ist je nach Club eine andere Subkultur präsent – und das spürt man auch.

Wer steckt hinter „La Nok“
La Nok ist eine Kreativagentur, die von mir und Henok gegründet worden ist. Wir werben mit dem Slogan „Organisierte Aufregung“. Wir versuchen die Aufregung und Euphorie der Menschen zu bündeln und organisiert weiterzugeben. Momentan machen wir nur in Frankfurt Partys. Aber es steckt einiges in der Schublade, auch über die Frankfurter Stadtgrenzen hinaus aktiv zu werden.

Was machst Du abgesehen von Partys?
Ich studiere Medienmanagement und bin kurz vor dem Abschluss. Das ist ziemlich nahe an dem, was ich beruflich mache. Das ist ein super Studiengang für alle, die technik-affin sind und sich mit Medien unserer Zeit befassen wollen.