Die Frankfurter Künstlerin Jennifer Nastanovich zeigt im Frankfurter Projektraum basis Arbeiten, in denen man Sehnsucht, Hoffnung und Offenheit entdecken kann.

„It will“ / „Be good“ / „Some day“ – Wir alle hoffen, dass es eines Tages gut wird. Der Satz, der eine Behauptung, einen Wunsch und eine Sehnsucht ausdrückt, ist Ausgangspunkt für die Installation „Mantra I“ von Jennifer Nastanovich. Sie besteht aus drei großformatigen, bemalten Leinwänden, die mit unzähligen Papierstreifen beklebt sind. Nastanovich hat mit einem Handprägegerät, mit dem früher Namensschilder hergestellt wurden, die drei Satzfragmente in monatelanger Arbeit, Buchstabe für Buchstabe, auf weißes Papier aufgetragen.

Die Papierstreifen hat sie, mit einer Lackschicht überzogen, zeilenweise auf die Leinwände übertragen. Jede Leinwand enthält etwa 4.500 Satzfragmente. Auf dem ersten Bild wiederholt sich schier unaufhörlich die Sentenz „It will“, auf dem zweiten „Be good“, während das dritte Bild mit „Some day“ bedruckt ist. Die Textsequenzen entfalten erst bei näherem Hinsehen ihre Faszination. Verdutzt steht man zuerst vor den monochrom erscheinenden Leinwänden. Die Papierstreifen erzeugen eine regelmäßige Struktur.

Ein leiser Zweifel

Nastanovich hat bewusst auch Störungen zugelassen. Bisweilen sind die Wortabstände unregelmäßig, und auf der ersten Leinwand entdeckt man am Ende jeder Zeile einen eingestreuten Zweifel: „Will it“ heißt es dort. Wird also wirklich alles gut? Die Wirkung der streng anmutenden Versuchsanordnung verstärkt sich durch eine 140 Minuten lange Tonspur, die im Ausstellungsraum zu hören ist. Jennifer Nastanovich hat alle Sentenzen von den drei Leinwänden eingesprochen. Die entstandenen Tonsequenzen legte sie übereinander.

Jennifer Nastanovich, MANTRA I, Foto J. Nastanovich, 2017

Die Künstlerin flüstert „It will“, „Be good“ und „Some day“. Die Spuren überlagern sich, es ergeben sich immer wieder neue Sätze und Wortkombinationen. Die Arbeit habe etwas Meditatives, sagt Nastanovich. Gleichwohl geht es ihr weniger ums Spirituelle, sondern um „eine ganz reale Hoffnung und Frage“. Unweigerlich denkt man dabei an Roman Opalkas lebenslange Exerzitien. Der 2011 verstorbene Konzeptkünstler malte seit 1965 fortlaufend Zahlen.

Offenheit und Leichtigkeit

Mathematik und Struktur spielen auch in Nastanovichs Installation „Open House“ eine Rolle, wenn auch weniger offensichtlich. Sie besteht aus mehreren im Raum angeordneten, scheinbar schwebenden Elementen, die eine Behausung andeuten. Jennifer Nastanovich hat mit vorgefundenen Parabolgittern gearbeitet, die normalerweise zur Bürodeckenbeleuchtung verwendet werden. In die golden schimmernden Parabolgitter setzte Nastanovich, Parzelle für Parzelle, Lichtfolienstreifen verschiedener Farben ein. Auch hier dauerten die sich stets wiederholenden Arbeitsabläufe mehrere Monate.

Jennifer Nastanovich, Open House, Foto Eugen El, 2017

Je nach Standpunkt des Betrachters wirken die so entstandenen Strukturen mal transparent, mal undurchlässig. Ein erstaunlicher, ja beglückender Effekt stellt sich ein, sobald man in die Mitte der Rauminstallation tritt. Da kommt tatsächlich ein Gefühl von Geborgenheit und Schutz auf – bei gleichzeitiger Offenheit, Durchlässigkeit und Leichtigkeit. „Open House“ hat das Potenzial, dazu anzuregen darüber nachzudenken, wie offen wir leben (und wohnen) möchten und wie viel durch Abschottung verloren geht.

Kombinationen der Angst 

Jennifer Nastanovich kann es sich vorstellen, das Projekt zu erweitern. Eine komplexere, größere Struktur, die sie als „Open City“ bezeichnet, hält sie für denkbar. Ihre Ausstellung im basis Projektraum umfasst indes noch weitere konzeptuelle Textarbeiten. In „Black Series I. Any Fear“ spielt Nastanovich mit dem Begriff „Fear“ (Angst), den sie in verschiedenen Wortkombinationen umspielt. Unzählige, eigenartige Wortnachbarschaften wie etwa „Faked Confirmation“ oder „Confirmed Speculation“ bilden sich in der Arbeit „White Series I. ed.ion“.

Jennifer Nastanovich, BALKEN, Foto J. Nastanovich, 2017

Für die Installation „Balken“ hat Jennifer Nastanovich im Frankfurter Bahnhofsviertel gefundene Holzbalken verwendet. Es interessierte sie die Geschichte, die in den Holzstücken steckt. Sie lackierte die Balken schwarz und fügte dort, wo sich im Holz Furchen und Wunden finden, Lamettastreifen ein. „Wie ein Wasserlauf“ sollen sie wirken, sagt Nastanovich. Silbern glänzen die Lamettastreifen im Licht und beseelen den Besucher dieser Ausstellung.