Sabine-Lydia Schmidt lebt und arbeitet in Frankfurt. Von ihrer Wohnung im Gutleut aus betreibt sie das kleine Independentlabel Unbreakmyheart oder organisiert Konzerte. Weil sie die Musik liebt, nicht um damit reich zu werden.
„Dass ist das Gute, wenn man zuhause arbeitet. Man kann seine eigene selbstgemachte Limonade trinken“, sagt Sabine-Lydia Schmidt, lacht (was sie häufig macht) und füllt unsere Gläser noch einmal auf. „Und man kann sich mit dem Rechner in den Hof setzen. Oder zwischendurch eine Runde Tischtennis spielen. Oder sich am Kiosk ein Radler holen.“ Schmidts Zuhause und Arbeitsplatz, das ist eine Altbauwohnung im Gutleutviertel, direkt am Schönplatz. Hohe Bäume, ein Spielplatz mit viel Schatten, eine immer gut besuchte Trinkhalle, ein entspannter Ort. Eine alte Treppe führt zu ihrer Wohnung hinauf, darüber liegt nur noch der Dachboden. Dort haben schon einige Bands übernachtet, wenn sie in Frankfurt gespielt haben – auf Konzerten, die Sabine-Lydia Schmidt organisiert hat, im Azita Store, in der Cafébar Plank, im Robert Johnson oder im IVI, dem Institut für Vergleichende Irrelevanz, einem linken Kulturzentrum an der Frankfurter Goethe-Uni, das mittlerweile geräumt wurde. Eine Gesangskabine hat Schmidt auf dem Dachboden auch schon einmal aufgebaut. Um die Vocals für eine EP der Band Young Hare aufzunehmen.

Sabine-Lydia Schmidt betreibt das Independentlabel Unbreakmyheart. Und sie studiert Visuelle Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach. Und beides hat miteinander zu tun. Die Gründung des Musiklabels war Schmidts Vordiplom. Ein Konzept dafür nur am Reißbrett zu entwerfen, das wäre ihr zu wenig gewesen. „Ich bin viel zu ungeduldig, um bei irgendetwas zu zögern“, sagt sie. Vier Veröffentlichungen hat sie seit 2011 herausgebracht. Zwei Bands und eine Solokünstlerin stehen bei ihr unter Vertrag – wobei Vertrag wirklich das falsche Wort ist. „Es geht um Freundschaft“, betont Sabine-Lydia Schmidt. Eine persönliche Beziehung zu den Musikern, aber auch zu allen anderen, die an dem Labelprojekt mitarbeiten, zu Fotografen, Grafikern, Illustratoren und Tontechnikern, ist ihr wichtig. Das Label als kleine Familie. Unbreakmyheart, benannt nach einem Song von Toni Braxton, tut das auf jeden Fall gut: Das Label wirkt wie ein Gesamtkunstwerk. Alles passt zueinander. Und allem merkt man an, dass es mit viel Engagement und Liebe entstanden ist: das Artwork, die schönen Siebdruckplakate, die verspielte, wild blinkende Website, das bunt gefärbte Vinyl der Platten. Schmidt begleitet ihre Künstler auch auf deren Touren, wann immer es möglich ist. „Einen schöneren Urlaub gibt es gar nicht.“

Auf dem Küchentisch liegt die Autobiografie des legendären britischen Radiomoderators John Peel, auf dem Schreibtisch ein russisches Popmagazin, an den Wänden ihrer Wohnung hängen gerahmte Fotografien von Konzerten, die sie veranstaltet hat. Und im Wohnzimmer stapelt sich das Vinyl. Die ersten Tonträger, die Sabine-Lydia Schmidt unters Volk gebracht hat, waren Kassetten. Mitschnitte von Liveauftritten, erschienen in Kleinstauflagen. Verkauft wurden sie ausschließlich auf Konzerten. Die Veröffentlichungen von Unbreakmyheart erschienen nur auf Vinyl, jeder Platte liegt außerdem ein Downloadcode bei. CDs kämen für Schmidt nicht in Frage. „Das ist eine Klangfrage. Vinyl ist einfach präsenter, die Bässe sind dichter“, sagt sie. „Und ich mag es, wenn Platten knuspern. Ich gehöre nicht zu den Vinylfreaks, die ihre Alben in antistatischen Hüllen aufbewahren.“

Die Stückzahlen sind auch bei Unbreakmyheart überschaubar geblieben, die Platten erscheinen meist in einer 300er-Auflage. „Das ist Nischenmusik“, sagt Sabine-Lydia Schmidt. Aber vor allem ist es unglaublich großartige Musik: Young Hare aus Frankfurt machen bezaubernden Indiepop, mit sehnsüchtigem Gesang, schönen Melodien, klarem Klangbild. BDYBLDNG aus Berlin spielen nervösen Postpunk, aufgedreht, zappelig, trotzdem melodisch, vermutlich schwer beeinflusst vom amerikanischen Hardcore des Dischord-Labels. Zwischen Postrock und Elektronik bewegt sich Skirt, das Soloprojekt der Berlinerin Ursula Maurer.

Dass sie von dem Label und dem Veranstalten von Konzerten leben könnte, davon ist Schmidt weit entfernt. Neben ihrem Studium an der HfG arbeitet sie darum noch als Assistentin einer Designjournalistin. „Unbreakmyheart ist viel mehr als ein Hobby, aber es finanziert sich wie ein Hobby. Und auch bei den Konzerten ist es so: Manchmal mache ich ein kleines Plus, manchmal aber auch Minus.“ Ihr ist es wichtig, dass der Eintritt zu den Konzerten nicht zu teuer ist, dass keine Schwellen aufgebaut werden. Einfach, improvisiert soll es sein. Ein Raum, eine Kühltruhe mit Getränken, und am Ende wird für die Band gesammelt. Schmidt stammt aus der Do-it-yourself-Bewegung, schwärmt vom „Paradies Subkultur“ und „kulturellen Gegenentwürfen“. Dass ihr Label unabhängig ist, dass sie ganz frei entscheiden kann, was sie dort machen will, darauf legt sie viel Wert. Trotzdem arbeitet sie daran, mit Unbreakmyheart größere Kreise zu ziehen und neue Orte zu erobern. „Wenn ich zum Beispiel ein Konzert im Robert Johnson mache, dann ist das eine Herausforderung, allein schon von der Technik. Doch das ist der Weg, den ich gehen will. Ich will das Ganze weiter voranbringen.“

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