Seit fünf Jahren betreibt sie nun schon das SCHIRN Café. Badia Ouahi erzählt, warum sie das Kochen schon immer fasziniert hat.

Badia Ouahi schneidet Blumen. Sie steckt sie in alte, dunkelbraune Apothekerfläschen und verteilt sie auf die Tische. Aus der Küche kommt einer, bringt Kuchen, stellt ihn in die Vitrine. Die Tageskarten sind schon verteilt. Linguine mit Kichererbsensugo, Falafel und Buttermilch-Fried-Chicken soll es geben. Noch ist es ruhig. Noch ist eine Stunde Zeit, bis das Café aufmacht.

Das Café der Schirn hat Badia vor fünf Jahren übernommen, erst sporadisch, dann nach kurzer Zeit im Tagesbetrieb. Sie hat es mit neuem Leben gefüllt. Mit dem, was für sie gutes Essen, Gastlichkeit und eine besondere Atmosphäre ausmachen. Es ist ein besonderer Ort, so wie auch ihr Weg in die Gastronomie ein besonderer war.

„Kochen hat mich schon immer fasziniert“, sagt Badia. „Meine ersten Erinnerungen überhaupt drehen sich um das Essen.“ Sie erzählt von ihrer Großmutter, von der Erinnerung an Gerüche und Gewürze, davon, dass sie gerade einmal acht Jahre alt war, als sie das erste Mal für die Familie gekocht hat. Eine Tajine gab es da. Badia stammt aus einer marokkanischen Berberfamilie und ist in der Nähe von Meknez aufgewachsen. Als Jugendliche ist sie nach Frankfurt gekommen. Sie erinnert sich daran, wie es früher in Marokko war, wenn es Fleisch gab. Die Großmutter war es dann, die das Fleisch aufgeteilt hat – so gerecht, wie es eben nur möglich war. Dass es Lebensmittel nicht im Überfluss gab, das prägt ihre Küche bis heute, sagt Badia. Weil es einem ein Gespür dafür gibt, was etwas Besonderes ist.

Essen ist Austausch, etwas teilen.

Badia Ouahi
Foto: Ramon Haindl
Foto: Ramon Haindl

Sie weiß zum Beispiel auch noch genau, wann sie welches Lebensmittel, welche Gerichte zum ersten Mal probiert und für sich entdeckt hat. Der erste Antipasti Teller, mit 18. Badia war so begeistert, dass sie ihr Geld damals vor allem dafür sparte, um sich beim Italiener einen Vorspeisenteller zu bestellen. Danach waren es Spaghetti alle vongole, die es ihr angetan hatten. Mit 21 Jahren isst sie zum ersten Mal Trüffel. Das war in Slowenien. Und das erste Mal Fisch in Salzkruste probiert sie in einem Restaurant in Ljubljana. Wenn Badia von diesen Erweckungserlebnissen erzählt, wird einen schnell klar, welchen hohen Stellenwert das Essen für sie hat.

„Essen ist Austausch, etwas teilen. Essen heißt, in guter Gesellschaft zu sein“, sagt Badia. Schon immer hat sie für Freunde gekocht. Wenn sie woanders ein außergewöhnliches Gericht aß, dann versuchte sie es nach zu kochen. Aus dem Gedächtnis.

Foto: Ramon Haindl

Sie sitzt am Holztisch, das Telefon klingelt, eine Reservierung. Auf einen Zettel notiert sie die Daten. Auf dem Tisch stapeln sich Kochbücher, Magazine. Eine klassische Gastronomie-Karriere, diesen Weg wollte sie nie einschlagen. Stattdessen hat sie Sozialpädagogik studiert. Aber auch dort hat das Kochen, während ihrem Anerkennungsjahr in einer Mädchenzuflucht, eine große Rolle gespielt.

Der Weg, der sie schließlich zu ihrem eigenen Restaurant führte, nahm seinen Anfang im Frankfurter Bahnhofsviertel. Mit einem improvisierten Restaurant in einer leerstehenden Metzgerei. Das „Deo Restaurant“. Vier Kochplatten und viel Spaß daran, Räume zu inszenieren, kommen hier zusammen. Mit dabei sind Teimaz Shaverdi, Joscha Baumert, Manuel Raven und Oliver Hafenbauer. Aus dem Club Robert Johnson kennt man sich, oder von der HfG, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach.

Foto: Ramon Haindl
Foto: Ramon Haindl

Badia kocht. Badia organisiert Partys, bei denen nur Frauen auflegen. Sie bespielen eine leerstehende Gründerzeitvilla. Das Team um Badia wird immer bekannter, sie werden für besondere Anlässe engagiert, organisieren immer häufiger das Catering für Ausstellungseröffnungen. In Paris richten sie einen Abend für den bekannten Modedesigner Bernhard Willhelm aus, in Frankfurt für den Fotografen Juergen Teller.

„Die Figur der Tänzerin hat mich schon immer begeistert“, sagt Badia. „Sie bewegt sich an der Grenze zwischen Legalität und Illegalität. Sie steht für das Schummrige, das Intransparente. In Marokko galt sie immer als Symbol für die Freiheit.“ Die Orte, die Badia schafft, sollen etwas von dieser Figur haben, sagt sie. Und: Ihr geht es darum, unterschiedliche Küchen zusammenzubringen. Um Austausch und Vielfalt. Sie kocht Rezepte aus Israel, aus Südamerika, aus Nordafrika. „Für mich ist das typisch Frankfurt, diese Mischung“, sagt Badia. Die Stadt ist ihr ans Herz gewachsen, hier will sie etwas bewegen. „Ich bin so dankbar, in Frankfurt gelandet zu sein“, sagt sie. Und dann muss sie in die Küche. Ein Lammtopf soll vorbereitet werden. „Mit viel Kräutern und viel Limette.“

Foto: Ramon Haindl