UGO RONDINONE. LIFE TIME

Ugo Rondinones Arbeiten beleuchten Zeit und Vergäng­lich­keit, Reali­tät und Fiktion, Natur und Kultur, das Persönliche und Private, sexuelle Individualität aber auch das Kollektive und Politische mit seinen gesellschaftlichen Konventionen. Er verbindet diese Aspekte und führt seine Arbeiten zu atmosphärischen Installationen zusammen, kombiniert, wiederholt, variiert, schafft neue Parameter für Raum und Zeit. Innen und außen definieren sich neu.

Im Katalog wir erstmals, ausgehend von einer kurzen Kulturgeschichte des Regenbogens als natürliches Phänomen und dessen symbolische Aufladung der Aspekte der „Gayness“ in Rondinones Werk verhandelt. Jenseits von Identitätspolitik oder der Betonung des Schwulsein als Identitätsmerkmal wird ein Blick geworfen auf Rondinones künstlerische Gayness, die den Kern des Daseins anspricht, der verbindet, nicht trennt. Außerdem wird das Mischverhältnis von Natur und Kultur im Schaffen des Künstlers näher beleuchtet, sein Spiel mit Naturzitaten und kultureller Symbolik.

TIPP: Von schwarzen Sternenbildern zu „pure sunshine“ - die großformatigen Abbildungen im umfangreichen Bildteil vermitteln einen ganz direkten Einblick in das vielseitige, multimediale Œuvres des Künstlers und bilden sein Schaffen der letzten Jahrzehnte ab.

 

AERNOUT MIK. DOUBLE BIND / THRESHOLD BARRIERS

Sicherheit und Bedrohung, Macht und Ohnmacht, das Aufeinandertreffen von Gesellschaft und Staatsmacht, Interaktion und Isolation. Die Videoarbeiten Double Bind und Threshold Barriers von Aernout Mik schaffen eindringliche Situationen, die Fragen eröffnen. Gültige Bezugssysteme scheinen aufgehoben, gesellschaftliche Parameter nicht mehr zu gelten. Neue Dynamiken und Strukturen von Autorität und Sicherheit deuten sich an, doch noch herrscht Unklarheit. Und wo steht und positioniert sich der oder die Einzelne in diesen Räumen und Situationen des Übergangs?

Diesen Fragen gehen Katharina Dohm, Kuratorin der Ausstellung, und Daniel Loick, Philosoph und Soziologe, in ihren Textbeiträgen zum Katalog nach. Ausgehend von Miks Raum- und Videoinstallationen wird das Verhalten und die Interaktion von Gruppen in unterschiedlichen, auch instabilen gesellschaftlichen Kontexten beleuchtet.

Tipp: Der in direktem Bezug zur Ästhetik der Werke Aernout Miks gestaltete Katalog eröffnet ganz direkte, unmittelbare Einblicke in Miks Videoarbeiten und zeigt erstmals Bilder seiner neuesten Arbeit Threshold Barriers

KUNST FÜR KEINEN. 1933–1945

Zwischen 1933 und 1945 kontrol­lierte das natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Regime das künst­le­ri­sche Schaf­fen in Deutsch­land. Insbe­son­dere Künst­le­rin­nen und Künst­ler, die wegen ihrer Reli­gion, ihrer Herkunft oder poli­ti­schen Einstel­lung verfolgt wurden, flüch­te­ten vor den staat­li­chen Bedro­hun­gen in die Emigra­tion. Was aber geschah mit denje­ni­gen, die im Land blie­ben?

Der Katalog zeigt auf, welche unter­schied­li­chen Stra­te­gien und Hand­lungs­spiel­räume Künst­le­rin­nen und Künst­ler nutz­ten, die keine Nähe zum NS-Regime such­ten oder fanden. Anhand von 14 ausge­wähl­ten Biogra­fien verdeut­licht der Band in wissenschaftlichen Textbeiträgen, dass nicht allein Apathie, Still­stand und Aussicht­lo­sig­keit die künst­le­ri­sche Arbeit in dieser Zeit bestimm­ten.

Tipp: Rund 150 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien spiegeln anschaulich die Widersprüchlichkeiten der künstlerischen Biographien dieser Zeit

WALK! KATALOG ZUR AUSSTELLUNG

Eine Erfahrung, die viele Menschen in der Corona-Pandemie gemacht haben, ist die Rückkehr zum Gehen. Viele Menschen gingen wie im vormotorisierten Zeitalter wieder zu Fuß; sie gingen spazieren, joggten, wanderten im Wald und in der Stadt, gingen, um gesund zu bleiben, um mal rauszukommen oder weil öffentliche Verkehrsmittel außer Betrieb genommen wurden.

Das Gehen in der Kunst reicht historisch bis ins 19. Jahrhundert und nahm einen ersten Höhepunkt in der Walking Art in der Mitte des 20. Jahrhunderts. WALK! hat sich zur Aufgabe gemacht, das Gehen in der Kunst der Gegenwart sowohl hinsichtlich ihres kunsthistorischen Ursprungs als auch in Bezug auf aktuelle gesellschaftliche Themen zu untersuchen und zu ordnen, denn die künstlerischen Praktiken, die das Gehen einschließen, stellen vorhandene Weltkonzepte infrage und laden zugleich dazu ein, die nur durch das Gehen entstehenden Konzepte zu teilen.

Tipp: Die Walking Art galt als abgeschlossen. Dieses Kapitel der Kunstgeschichte wird mit WALK! erneut geöffnet und aus einer zeitgenössischen Perspektive weitergeschrieben. Spannend für Kunstinteressierte, Buchliebhaber und Menschen, die gerne gehen!

KATALOG KARA WALKER. A BLACK HOLE IS EVERYTHING A STAR LONGS TO BE. ZEICHNUNGEN 1992–2020

Kara Walker (* 1969) gehört zu den profiliertesten Künstlerinnen der Gegenwart. Die US-Amerikanerin ist bekannt für ihre wandfüllenden Scherenschnitte und monumentalen Figurenplastiken. Ausgangspunkt von Walkers Schaffen ist jedoch das Zeichnen auf Papier. Der Katalog vereint über 600 meistens bislang unveröffentlichte Zeichnungen von 1992 bis 2020, die Walker bisher in ihrem Archiv unter Verschluss gehalten hat.

Kleine Skizzen, Studien und Collagen stehen neben tagebuchartigen Notizen, getippten Gedanken auf Karteikarten und Traumaufzeichnungen. In aufrüttelnden und teils obszönen Darstellungen, die technisch versiert und ästhetisch ansprechend sind, verhandelt Walker Rassismus, Geschlecht, Sexualität und Gewalt. Dabei bezieht sie sich auf die Geschichte der USA vor dem Hintergrund von Sklaverei bis zu Barack Obamas Präsidentschaft. Kara Walker bietet keine Versöhnung mit der Vergangenheit an, sondern rüttelt an Geschichtsbildern und Narrativen. Schonungslos macht sie bis heute anhaltende tiefe Konflikte und Missverhältnisse sichtbar und thematisiert damit die Entstehung von kollektiver sowie der eigenen Identität.

TIPP: Reich bebildert und bibliophil gestaltet vermittelt dieser Katalog das komplexe Werk der Künstlerin. 

GILBERT & GEORGE. THE GREAT EXHIBITION

Seit über einem halben Jahr­hun­dert schaf­fen Gilbert & George gemein­sam Kunst. Ihr einzigartiges Œuvre ist bis heute von unge­bro­che­ner Brisanz und Bedeu­tung. Die beiden Künstler bilden eine voll­kom­mene Einheit, die nicht zwischen Kunst und Leben unter­schei­det. Als „Living Sculp­tu­re“ verkö­rpern sie ihre Kunst und sind Thema und Gegen­stand ihrer groß­for­ma­ti­gen Colla­gen und geras­ter­ten Bild­wel­ten. Ihr Werk kreist um Tod, Hoff­nung, Leben, Angst, Sex, Geld und Reli­gion. Es sind auch gesell­schaft­li­che Themen, die sie in ihrer Wider­sprüc­hlic­hkeit zeigen: zugleich frö­hlich und tragisch, grotesk und ernst, surreal und symbo­lisch. Dies wird auch in der Publikation besonders deutlich. Sie ist nicht nur eine Chronik der Bilder, der Ausstellungen, sondern auch des Lebens selbst. In einem fünfteiligen Interview mit den Kuratoren Hans Ulrich Obrist und Daniel Birnbaum reflektieren die Künstler ganz persönlich über ihr jahrzehntelanges künstlerisches Schaffen in East London.
 
TIPP „Kunst für alle“: Mit seinem gewaltigen Bilderreichtum bildet der Katalog eine Retrospektive im Buchformat – von den Künstlern selbst gestaltet.

MAGNETIC NORTH. MYTHOS KANADA IN DER MALEREI 1910–1940

Uralte Wälder in entlegenen Regionen, majestätische Ansichten der Arktis, die Magie der Nordlichter: Die umfassende Ausstellung in der SCHIRN präsentiert die Male­rei der kana­di­schen Moderne und zeigt die in Kanada überaus populären Werke der Künstlerinnen und Künstler rund um die Group of Seven aus aktueller Perspektive. Diese Gemälde und Skizzen verkörpern den Traum einer „neuen“ Welt und zeichnen ein Idyll der überwältigenden Landschaft jenseits der Realität der Indigenen Bevölkerung und des modernen Stadtlebens sowie der expandierenden industriellen Nutzung der Natur. Die Werke werden einer kriti­schen Revi­sion unter­zo­gen, indem Indi­gene Perspek­ti­ven einbe­zo­gen und Fragen der natio­na­len Iden­ti­täts­bil­dung aufge­wor­fen werden. Die Publikation bildet nicht nur die malerischen Landschaften in großformatigen Bildern ab – mit einer großen Bandbreite an Texten, Interviews und Blickwechseln wird ebenso die Mythenbildung und notwendige Neubefragung der (Kunst)Geschichte im Zuge der Dekolonialisierung diskutiert.

TIPP In Themenkomplexe gebündelt und reich bebildert folgt der Katalog in seinem Aufbau dem der Ausstellung in der SCHIRN ­– ergänzt durch die multiperspektivische Vielfalt der Textbeiträge und Interviews. So kann die Ausstellung ganz einfach mit nach Hause genommen werden.


 

EITHER HE'S DEAD, OR MY WATCH HAS STOPPED

HAERIZADEH, HAERIZADEH, RAHMANIAN

Überbordend, humorvoll, exzentrisch und voller Anspielungen: Die raum­grei­fen­den Instal­la­tio­nen des irani­schen Künst­ler­kol­lek­tivs Ramin Haeri­z­a­deh, Rokni Haeri­z­a­deh und Hesam Rahma­nian entfüh­ren in eine eigene Welt. Die Schirn präsentiert nun die erste Einzelausstellung des Trios in Deutschland. Immer wieder kreist ihr Werk um die Krisen des Nahen Ostens, um Krieg, Exil und Migra­tion. Mit melan­cho­li­scher Poesie und beißen­dem Humor verwan­deln sie düstere Szenen in kari­ka­tur­hafte Grotes­ken, die die globa­li­sierte Welt spie­geln. Haeri­z­a­deh, Haeri­z­a­deh und Rahma­nian rich­ten die Aufmerk­sam­keit auf dring­li­che poli­ti­sche und soziale Konflikte der Gegen­wart und hinter­fra­gen Macht­me­cha­nis­men genauso wie norma­tive Geschlech­ter­rol­len oder die Kunst­welt. Die Publikation zur Ausstellung ist dementsprechend außergewöhnlich gestaltet: Ein Kosmos an Farben, symbolischen Referenzen und großformatigen Abbildungen sowie einem einführenden Text der Kuratorin Martina Weinhart und einer ausführlichen Biografie des Trios.

TIPP Die raumfüllenden Arbeiten werden in ihrer Entstehung und Fertigstellung nicht nur bildlich im Katalog dokumentiert. Eigens für die Publikation verfasste Texte der Künstler und befreundeten Autorinnen und Autoren geben Einblick in das (Kunst-)Universum von Ramin Haeri­z­a­deh, Rokni Haeri­z­a­deh und Hesam Rahma­nian.

WE NEVER SLEEP

Diese Ausstellung wird Sie noch lange verfolgen: Die Faszi­na­ti­ons­kraft der Spio­nage stellt auch immer eine Quelle künst­le­ri­scher Inspi­ra­tion dar. So glamou­rös Spio­nin­nen und Spione in der Popu­lär­kul­tur präsen­tiert werden, so gesell­schaft­lich brisant sind ihre in verdeck­ten Aktio­nen gewon­ne­nen Infor­ma­tio­nen. Die Ausstellung „We Never Sleep“ beleuchtet das Thema durch das Prisma zeitgenössischer Kunst – beginnend Anfang der 20. Jahrhunderts über den Kalten Krieg bis hin zur heutigen medialen Überwachung. „We Never Sleep“ wirft demnach Fragen auf, die heute virulenter scheinen denn je. Dabei setzt sich der Katalog mit vielseitigen, die Ausstellung ergänzenden Perspektiven rund um das Thema Spionage auseinander. Die Essays geben Einblicke in die Verwicklungen von Kunst und Politik im Kalten Krieg, decken filmische Spionagetechniken auf, setzen sich aus persönlicher Perspektive mit der Militarisierung US-amerikanischer Kultur auseinander und analysieren die (ästhetischen) Strukturen und Praktiken des Agententums.

TIPP Mitunter eigens für das Projekt entwickelte Arbeiten der Künstler Gabriel Lester, Simon Menner und Noam Toran sowie bereits erschienene Artikel aus unterschiedlichsten Medien verwandeln den Katalog in eine einzigartige Sammlung komplexer Ressourcen zum Thema Spionage. 

KATALOG RICHARD JACKSON. UNEXPECTED UNEXPLAINED UNACCEPTED

Wie kein anderer Künstler seiner Zeit hat sich Richard Jackson der radikalen Erweiterung der Malerei verschrieben. Die Schirn präsentiert erstmals in einer Ausstellung fünf seiner insgesamt zwölf einnehmenden Rauminstallationen. In den Rooms werden comicartige Figuren, Tiere oder Gegenstände zu Akteuren eines einmaligen Prozesses: Luftkompressoren und Pumpen lassen satte Farbe durch Schläuche und Trichter, durch Ohren, Münder und andere Körperöffnungen fließen, um sie jeweils auf Boden, Wänden, Einrichtung und Figuren zu verteilen. Die Publikation nimmt Jacksons malerischen Prozess auf und führt die Leser durch die Räume mit immer wechselnden Perspektiven und leuchtenden Farbwechseln. Essays von Schriftsteller Chris Kidd, Kunsthistoriker Christian Janecke und dem Kurator Matthias Ulrich kontextualisieren die Werke des kalifornischen Künstlers und stellen wichtige Zusammenhänge zur Kunst, Politik und Geschichte her.

TIPP Mit den ausführlichen Werktexten zu den einzelnen Rauminstallationen und der umfassenden fotografischen Dokumentation lassen sich immer neue Details und Bezüge zur Kunstgeschichte und dem aktuellen Zeitgeschehen entdecken.

LEE KRASNER

Nach mehr als 50 Jahren ist Lee Krasner in einer großen Retrospektive wieder in Europa zu sehen. Die SCHIRN präsentiert die eindrucksvollen Werke der Pionierin des Abstrakten Expressionismus. Mit ihren Gemälden, Collagen und Zeichnungen erzählt die Ausstellung die Geschichte der bemerkenswerten Künstlerin, die lange im Schatten ihres Ehemannes Jackson Pollock stand. Sie bewegte sich neben Künst­lern wie Mark Rothko, Barnett Newman und Jack­son Pollock im Zentrum des sich damals neu entwickelnden Abstrak­ten Expres­sio­nis­mus, doch anders als viele Künstler ihrer Zeit, entwickelte Krasner nie einen „signature style“. Ihre Bildsprache hat sich stets weiterentwickelt. In großzügigen Abbildungen werden im Katalog ihre eindrucksvollen Werke von den 1920er- bis in die 1970er-Jahre präsentiert. Die tiefgreifenden Texte führen die Leser durch Lee Krasners ereignisreiches Leben und nachhaltiges Wirken, in dem die Kunst immer die Hauptrolle spielte.

TIPP Das exklusive Interview der Kunsthistorikerin Gail Levin mit Lee Krasner sowie die hochwertigen Aufnahmen der Fotografin Ray Eames geben Einblicke in die Geschichte der Künstlerin und die sagenumwobene US-amerikanische Kunstszene der Zeit.

JOHN M ARMLEDER. CA.CA.

Seine Kunst verbindet Hochkultur und Alltag, Zufall und Planung, Tiefgründiges und Banales zu einem einzigartigen Erlebnis. Eigens für die SCHIRN hat John M Armleder neue, raumfüllende Installationen entwickelt. Unter anderem mit 20 Discokugeln verwandelt er die SCHIRN-Rotunde in ein öffentlich zugängliches Spiegelkabinett. Zentrale Anliegen sind die Verweigerung des Konkreten, Festlegbaren sowie eine Vorliebe für das Prozesshafte. Diese grundlegende Haltung spiegelt sich etwa auch im Titel „CA.CA.“ der Schirn-Ausstellung. John M Armleder nimmt die Betrachter mit auf eine Reise durch die Kunst und Kultur des 20. und 21. Jahrhunderts und wird dabei nicht müde, bestehende Systeme und Strukturen der Kunstwelt zu befragen. Die Publikation führt die Leser auf anschauliche Art und Weise durch die außergewöhnliche Ausstellung und bietet mit einem Text zu Armleders Œuvre sowie einer ausführlichen Künstlerbiographie grundlegende Einsichten in sein Werk.

TIPP
Die detaillierten Werkansichten führen die Leser durch die raumfüllenden, visuell vielfältig ansprechenden Arbeiten Armleders und lassen so die Ausstellung bildlich nacherleben.

BIG ORCHESTRA

Zeitgenössische Musik hat ihren eigenen Sound. Und zwar buchstäblich: Musik­in­stru­mente, die gleich­sam Skulp­tu­ren sind, stehen für eine noch rela­tiv unbe­kannte, junge Entwick­lung in der Gegen­warts­kunst. In einer inter­na­tio­nal besetz­ten Grup­pen­aus­stel­lung zeigt die SCHIRN künst­le­ri­sche Arbei­ten, denen gleich­zei­tig die Funk­tion von Musik­in­stru­men­ten inne­wohnt. Das Spiel auf den skulp­tu­ra­len Werken bildet den Mittel­punkt der in stän­di­ger Verän­de­rung begrif­fe­nen Ausstel­lung. Während der Lauf­zeit wird die SCHIRN tempo­rär zu einem Konzert­saal, in dem die Arbei­ten akti­viert und zum Klin­gen gebracht werden. Auch die Publikation zur Ausstellung hat ihren eigenen Sound. Beiträge von Irene Noy, Marion Saxer, Matthias Ulrich und Salomé Voegelin geben einen außergewöhnlichen und differenzierten Einblick in die Welt des Sound: Zeitgenössische Kunst klingt nach sozialem Austausch, wenn andere Formen von Sprache versagen, nach neuen Formen der Kontaktaufnahme, und nach Fragen zur Identität und dem politischen Potential von Kunst.

TIPP
Musikinstrumente, die auch Kunstwerke sind – warum also nicht ein Katalog, der aussieht wie eine Schallplattenhülle? Mit ihrem besonderen Format passt diese außergewöhnliche Publikation in jedes Bücherregal und in jede Plattensammlung.

BRUNO GIRONCOLI: PROTOTYPEN EINER NEUEN SPEZIES

Der Österreicher Bruno Gironcoli (1936–2010) gilt als einer der wichtigsten Bildhauer seiner Generation. Mit einer persönlich gefärbten, individuellen Bildsprache schuf er ab den frühen 1960er-Jahren in einer schier nicht enden wollenden erfinderischen Unersättlichkeit ein singuläres Œuvre. Die eindringliche Ausstellung der Schirn Kunsthalle Frankfurt präsentiert Ausschnitte aus Gironcolis monumentalem Spätwerk. Als seien sie einer surrealen Traumwelt entsprungen, erscheinen die gigantischen Objekte wie „Prototypen einer neuen Spezies“, getaucht in glänzende, verführerische Oberflächen aus Gold, Silber und Kupfer. Der Ausstellungskatalog führt den Leser durch Detailaufnahmen und Totalansichten der monumentalen Skulpturen ein in Gironcolis Theater des Absurden. Darüber hinaus beleuchtet Kuratorin Martina Weinhart ausführlich Gironcolis umfangreiches Schaffen und die vielfachen Einflüsse auf seine ganz eigene Figurensprache.

TIPP
Mit historischen Archivaufnahmen ermöglicht der Katalog außergewöhnliche Einblicke in Bruno Gironcolis Leben und Wirken sowie in die Wiener Kunstszene seiner Zeit.

WILDNIS

Ein unberührter Naturzustand ist kaum noch existent, die weißen Flecken auf den Landkarten nahezu verschwunden. Zugleich hält die Faszination für das Phänomen „Wildnis“ in der Kunst an. Dieser widmet die SCHIRN eine umfassende Themenausstellung. Über 100 Kunstwerken von 34 internationalen Künstlerinnen und Künstlern – von 1900 bis zur Gegenwart – werden in der Ausstellung gezeigt, u.a. von Henri Rousseau, Tacita Dean, Max Ernst, Gerhard Richter, Georgia O’Keeffe und vielen weiteren bedeutenden Positionen.  Die Suche nach den letzten freien Plätzen, die Expedition als künstlerisches Medium und Visionen einer posthumanen Welt prägen die ausgestellten Werke ebenso wie die Neuverhandlung des Verhältnisses von Mensch und Tier. Gleichzeitig dient Wildnis seit jeher auch als Projektionsfläche für das Andere und das Fremde, für Gegenbilder und Sehnsuchtsfantasien. Der aufwendig gestaltete Katalog beleuchtet die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Phänomen Wildnis aus vielfältiger Perspektive und enthält eindrucksvolle Abbildungen der gezeigten Werke.

TIPP
Ausgewählte Künstlerstatements, historische und literarische Texte kontextualisieren neben den Essays die Werke und geben tiefgreifende Einblick in die Kulturhistorische Entwicklung des Wildnis Begriffs. 

A JOURNEY THROUGH MUD AND CONFUSION WITH SMALL GLIMPSES OF AIR

Nathalie Djurberg & Hans Berg

Erstmals stellt die Schirn Kunsthalle Frankfurt das Werk des schwedischen Künstlerpaars Nathalie Djurberg und Hans Berg in einer umfangreichen Überblicksausstellung in Deutschland vor. Zu sehen sind rund 40 Video- und Soundarbeiten der letzten zwei Jahrzehnte sowie ihre erste Virtual Reality-Arbeit aus dem letzten Jahr. Die Begegnung mit den Filmen von Nathalie Djurberg und Hans Berg hat etwas von einer Verführung – eindrucksvoll und unmittelbar ziehen sie die Betrachter an, hinein in farbenprächtige, von hypnotischer Musik begleitete, suggestive Welten.Die Künstler nehmen die Besucher mit auf eine Reise ins Innere des Menschen. Ihre Filme gleichen absurden Träumen und verdrängten Erinnerungen, sie ergründen atmosphärisch verdichtet die Grenzen des menschlich Erträglichen. Kuratorin Lena Essling, Philosophin Patricia MacCormack, Musiker David Toop und Kurator Massimiliano Gioni dechiffrieren das Werk Djurbergs Berg hinsichtlich der Schauplätze, des Sounds und der zentralen Themen.

TIPP
Mit einer Fülle an großformatigen Farbabbildungen und Bilderreihen gibt der Katalog einen vielseitigen Einblick in das komplexe Werk von Djurberg Berg.

KÖNIG DER TIERE WILHELM KUHNERT UND DAS BILD VON AFRIKA

Eine ausführliche Chronologie im Katalog gibt Einblick in die deutsche Kolonialgeschichte und liefert die zentralen Hintergrundinformationen zu Kuhnerts Leben und Werk.

Als einer der ersten europäischen Künstler bereiste der Berliner Maler Wilhelm Kuhnert zur Jahrhundertwende die damals noch weitgehend unerforschte ehemalige Kolonie Deutsch-Ostafrika. Die auf seinen Reisen entstandenen Zeichnungen und Ölskizzen der dortigen Flora und Fauna dienten ihm als Vorlagen für monumentale Gemälde, die er nach der Rückkehr in seinem Atelier anfertigte. Kuhnert stellte seinerzeit international mit großem Erfolg aus und wurde zum führenden Interpreten der afrikanischen Tierwelt. Wie kein anderer Maler seiner Zeit hat er die westliche Vorstellung von Afrika geprägt. Die SCHIRN präsentiert die erste große Retrospektive zum Leben und Werk des Künstlers. Der begleitende Katalog beleuchtet Kuhnerts Werk und Schaffen sowohl vor dem Hintergrund der Kunst- und Naturwissenschaftsgeschichte als auch der deutschen Kolonialgeschichte und enthält großformatige Abbildungen der monumentalen Tiermalerei.

DIORAMA

Erfindung einer Illusion

Ein Schaukasten aus Glas. Dahinter eine Bühne mit volks- oder naturkundlichen Szenerien, bestückt mit verschiedensten Materialien, Tierpräparaten oder gar menschlichen Figuren. So die klassische Assoziation des Dioramas. Und was hat das mit Kunst zu tun? Die Ausstellung in der Schirn Kunsthalle geht dieser Frage erstmals kritisch nach. Sie beginnt noch vor der Entwicklung von Louis Daguerres Schaubühne in der Pariser Oper mit den frühen religiösen Andachtsszenerien aus dem 18. Jahrhundert, sie reflektiert den wissenschaftlichen Einsatz von Dioramen in Naturkundemuseen und reicht bis ins 21. Jahrhundert, zur Dekonstruktion des Dioramas in zeitgenössischen Fotografien, Filmen und Installationen. Die zahlreichen Texte im begleitenden Katalog reichen von minutiösen technischen Anleitungen, über Künstlertexte bis hin zu theoretischen Analysen aus der Kunst- und Kulturgeschichte. Sie spiegeln die Interdisziplinarität dieses besonderen Mediums wider und geben vielschichtige Einblicke in die Kulturgeschichte des Ausstellens, in die Entwicklung des Dioramas als Vorläufer der virtuellen Welt

TIPP. Neben der großen Bandbreite an abgebildeten Dioramen, ist die Diversität der Katalogtexte kaum zu übertreffen: Sie reicht von detaillierten Analysen Carl Akeleys, Urheber der Dioramen im American Museum of Natural History, über einen Brief Anselm Kiefers an den Kurator bis hin zu Donna Haraways berühmten Text zum „Teddybärpatriarchat“

30 JAHRE SCHIRN

DAS MAGAZIN ZUM JUBILÄUM

Aller guten Dinge sind dreißig! In dreißig unterhaltsamen Kapiteln versammelt das Magazin alles, was die SCHIRN zu einer der angesehensten und beliebtesten Kunstinstitutionen Europas macht. Opulent bis amüsant präsentiert das Magazin ausgewählte Ausstellungen, Meinungen und virulente Themen, die Freunde und Community, Zahlen und Fakten, die Höhepunkte und Aufreger aus dreißig Jahren SCHIRN. Ein Magazin von und für all jene, die die SCHIRN lieben und zu dem machen, was sie ist.

LENA HENKE

Sand in den Augen

Lena Henkes Inspirationsquellen reichen von der Architektur fantastischer Landschaftsgärten aus dem 16. Jahrhundert bis hin zu den leuchtenden Farben von Luis Barragáns Bauten in Mexiko-Stadt, Mitte des 20. Jahrhunderts. In der raumgreifenden Installation „Schrei mich nicht an, Krieger!“ verarbeitet die Künstlerin ihre ganz eigene Erfahrung von Architektur, öffentlichem Raum und Stadtplanungskonzepten und entwickelt daraus eine individuelle Formensprache. Die Säulen der Schirn Rotunde, in knalliges Gelb, Pink und Blau gehüllt, spiegeln sich in der kühlen, metallischen Aluminiumoberfläche der zwei Skulpturen an den Eingängen der Rotunde. Erst von oben erkennt man deren Form: Überdimensioniert große Augen in geschwungener Form. Durch ein Rollgitter rieselt aus der ersten Etage der Schirn feiner Sand in die Augen, sobald ein Windstoß oder eine Fußbewegung die Körnchen nach draußen wehen lässt

TIPP. Durch den Perspektivwechsel - von unten, von oben, von der Seite - eröffnet sich in Lena Henkes Arbeit ein immer wieder neues, überraschendes Zusammenspiel verschiedener Formen, Farben, Materialien, Lichtsituationen und Spiegelungen.

PETER HALLEY. THE SCHIRN RING

Katalog

Ausgehend von den räumlichen Gegebenheiten der Rotunde hat Halley eine mehrteilige Installation entwickelt, die im Außenraum beginnt und sich im Inneren über beide Etagen der Rotunde sowie einen angrenzenden Ausstellungsraum erstreckt. Auf einer Fläche von rund 450 m² entwirft Halley eine räumlich komplexe, codierte Installation mit sowohl aktuellen als auch älteren Elementen seines Werkes. Peter Halleys Installationen gründen stets in seinem Verständnis des kulturellen und architektonischen Kontexts, in dem sie entstehen. So ging auch der Entwicklung von The Schirn Ring eine intensive konzeptionelle und architektonische Auseinandersetzung mit der Rotunde der Schirn voraus.

JOAN MIRÓ. WANDBILDER, WELTENBILDER

Ein halbes Jahrhundert Malerei

Joan Miró hatte eine Vorliebe für große Formate und eine Faszination für die Wand. Sie stellt den Ausgangspunkt seiner Malerei dar – als Objekt, das abgebildet wird und das zugleich die physische und haptische Qualität seiner Werke bestimmt. Miró löste sich von einer einfachen Wiedergabe der Wirklichkeit und setzte die Bildfläche mit der Wand gleich. Sein besonderes Verhältnis zur Wand erklärt die Sorgfalt, mit der er seine Materialien und Bildgründe auswählte und vorbereitete. Mit weißgrundierten Leinwänden, roher Jute, Faserplatten, Sandpapier oder Teerpappe ließ der Künstler einmalige Bildwelten von herausragender Materialität entstehen.
Tipp:
In seinem Essay widmet sich Joan Punyet Miró, der Enkel des Künstlers, der künstlerischen Bedeutung der Wand im Gesamtwerk seines Großvaters und verdeutlicht deren besonderen Einfluss auf dessen Malerei.

RONI HORN. PORTRAIT OF AN IMAGE

Irritierende Begegnungen

Der Katalog erscheint wenige Wochen nach Eröffnung der Ausstellung und umfasst eine ausführliche Dokumentation der Inszenierung von „Portrait of an Image“ im öffentlichen Raum der Stadt Frankfurt.

UNENDLICHER SPASS

Leben als Optimierungs- und Erlebnisprojekt?

Immer schneller, höher, weiter – so lautet das Credo einer grenzenlosen Gesellschaft. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts bewegt sich der Mensch zwischen Euphorie und Depression, ist konfrontiert mit verheißungsvollen Möglichkeiten einer globalen und virtuellen Welt und der Herausforderung, das eigene Leben ständig zu verbessern, zu optimieren und effizienter zu gestalten. Die vorgestellten Werke möchten nicht den Inhalt des titelgebenden Jahrhundertromans von David Foster Wallace „Unendlicher Spaß“ („Infinite Jest“) visualisieren. Vielmehr geht es um die unterschiedlichen Anforderungen, die heute an das Ich gestellt werden und in denen sich die Widerstände und Widersprüche einer solchen, gerne als alternativlos bezeichneten Wirklichkeit bemerkbar machen. Der Katalog ist ein Kommentar zur Ausstellung. Die Essays sind Reproduktionen in zweierlei Hinsicht: Sie reproduzieren die Idee der Präsentation in Form eines Textes, und sie sind Wiederabdrucke. Die ebenso im Buch publizierten Künstler-Manifeste wiederum nehmen einerseits Bezug auf den enthaltenen Essay von Alex Danchev und sind andererseits der modernen Kunst seit dem frühen 20. Jahrhundert ein stetiger Begleiter. Sie demonstrieren auf eigenständige Weise den immer wiederkehrenden Wunsch nach einer Erneuerung.
Vorgestellte Künstler: Francis Alÿs, Maurizio Cattelan, Claire Fontaine, Peter Coffin, Lara Favaretto, Andrea Fraser, Karl Holmqvist, Judith Hopf, Ceal Floyer, Josh Kline, Alicja Kwade, Joep van Liefland, Helen Marten, Kris Martin, Navid Nuur, Daniel Richter, Michael Riedel, Anri Sala, Ryan Trecartin sowie die Sammlung Kopp

LETZTE BILDER. VON MANET BIS KIPPENBERGER

Intensivierung, Radikalisierung, Neuausrichtung

Herausragende Werke und Werkgruppen aus der Zeit vom späten 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart demonstrieren die abschließende Zuspitzung oder überraschende Wende eines künstlerischen Lebenswerks. Vorgestellt werden Arbeiten von insgesamt 14 Künstlern, darunter etwa Claude Monet und Henri Matisse, die im hohen Alter ein inzwischen anerkanntes Spätwerk hervorbrachten, oder Martin Kippenberger und Bas Jan Ader, die jung verstorben ein unerwartetes oder nahezu unbekanntes „letztes Bild“ hinterließen.
Künstler: Bas Jan Ader, Stan Brakhage, Giorgio de Chirico, Walker Evans, Alexej von Jawlensky, Georgia O’Keeffe, Martin Kippenberger, Willem de Kooning, Édouard Manet, Henri Matisse, Claude Monet, Francis Picabia, Ad Reinhardt und Andy Warhol 

STREET-ART BRAZIL

Umschlagsgestaltung mit Unikatcharakter

In Brasiliens Metropolen findet sich eine der weltweit lebendigsten und künstlerisch interessantesten Graffiti-Szene. Diese bunte, dynamische und einzigartige Bewegung unterscheidet sich sowohl inhaltlich als auch ästhetisch wesentlich von der amerikanischen und europäischen Street-Art-Szene. Nicht nur das spezifische politisch-soziale Klima in einem von tiefgreifenden Umbrüchen gekennzeichneten Land, sondern auch eine ungeheure Vielfalt von Techniken und Stilen lassen die brasilianische Street-Art aus der globalisierten Graffitikultur hervortreten. Elf Künstler und Künstlergruppen aus São Paulo und anderen Metropolen Brasiliens wurden eingeladen, ihre Arbeiten im Frankfurter Stadtraum zu realisieren und damit den alltäglichen Blick auf die Stadt zu verändern. Gezeigt werden figurative und abstrakte, heitere und gesellschaftskritische Bilder – von überdimensionalen Wandgemälden bis zu unscheinbaren ephemeren Zeichen.
Mit Arbeiten von: Herbert Baglione, Gais, Rimon Guimarães, Jana Joana & Vitché, Nunca, Onesto, Alexandre Orion, Speto, Fefe Talavera, Tinho, Zezão

BRASILIANA. INSTALLATIONEN VON 1960 BIS HEUTE

Brasilianische Installationskunst

Anhand von Installationen der späten 1960er-Jahre bis hin zu jüngsten künstlerischen Positionen demonstriert die Publikation das spezifisch brasiliansiche Moment einer „Kunst der Erfahrung“. Das Buch vereint heute als klassisch geltende Positionen von Hélio Oiticica und Neville D’Almeida, Lygia Clark, Tunga sowie Cildo Meireles mit Arbeiten der jüngeren Generation von Ernesto Neto, Maria Nepomuceno, Henrique Oliveira sowie Dias & Riedweg und schreibt somit die Geschichte der künstlerischen Installation Brasiliens bis in die Gegenwart fort.