Am 12. und 13. Dezember veranstaltet der Kunstverein Lola Montez erstmals in seiner Geschichte einen Weihnachtsmarkt - und der wird auf jeden Fall sehr bunt!

Auf dem runden Tisch, an dem Mirek Macke sitzt, liegt neben einem aufgeklapptem Laptop und jeder Menge Krimskrams eine selbstgenähte Handyhülle mit eingraviertem Namenszug. „Mein Mitarbeiter Eyüp hat sie gemacht. Ich finde ja, das Leder riecht ein wenig nach Keller“, sagt Macke, Leiter des Kunstvereins Familie Montez, mit einer Strenge in der Stimme, die nicht ganz zu seinem verschmitzten Lächeln passt – und vermutlich ebenso gespielt ist wie das Entsetzen im folgenden Satz: „Eyüp will jetzt tatsächlich einen eigenen Stand betreiben“. Macke lässt es so klingen, als wäre dadurch ernsthaft das Niveau seines Weihnachtsmarktes in Gefahr.

Die Veranstaltung soll den spontanen Charakter eines Happenings haben

Mirek Macke

Fakt ist: Am Wochenende des 12. und 13. Dezember findet in den Räumen unter der Honsellbrücke im Frankfurter Osthafen erstmals in der Geschichte des Kunstvereins Lola Montez ein Weihnachtsmarkt statt. Macke holte zunächst die Frankfurter Ateliergemeinschaft „Laborproben“ mit ins Boot, die für ihre originell illustrierten Kinderbücher bekannt ist und während der Buchmesse im Oktober eine Ausstellung im Kunstverein Familie Montez hatte. Anschließend startete er einen Facebook-Aufruf – in der Hoffnung, dass sich weitere Künstler, Designer und Kreative melden, die sich nicht zu schade sind, ihre Werke statt in einer Galerie auf einem Weihnachtsmarkt zu verkaufen.

Das Echo war überwältigend. „Für die Beantwortung der ganzen Anfragen hätte ich einen eigenen Sekretär einstellen können“, sagt Macke. „Einige Künstler karrten mir sogar ihre Bilder an, damit ich sie begutachte. Ich sagte: Ihr könnt gerne mitmachen, aber ich gucke mir vorher nichts an. Je weniger ich über die Pläne der Verkäufer weiß, desto weniger muss ich mich auf Sonderwünsche einstellen. Und umso leichter fällt es mir, zu improvisieren. Die Veranstaltung soll den spontanen Charakter eines Happenings haben."

Neben Künstlern aus dem Umfeld von Städelschule (etwa die beiden Malerinnen Corinna Mayer und Kerstin Lichtblau) und HfG-Offenbach sowie den großen Ateliergemeinschaften Basis und Atelier Frankfurt sind auch Mode- und Schmuckdesigner (das Label Wolfmade fertigt zum Beispiel Halsketten mit Anhängern aus abgefeuerten Patronenhülsen, in denen ein Kristallstein prangt) vertreten. Die Lyrikerin Julia Mantel rezitiert Gedichte. Ein Chor singt a capella. Eine Bühne gibt es für das Rahmenprogramm ebenso wenig wie einen Zeitplan. „Das wird alles improvisiert“, sagt Mirek Macke. 

Einige der Stände werden von Freunden des Hauses betrieben, die künstlerisch eher unbeleckt sind. Oder von Zufallsbekanntschaften: „Vergangenen Freitag habe ich in einem nepalesischen Laden in der Nähe des Café Maingold für 15 Euro Räucherstäbchen gekauft. Ich gehe dort immer mit meinen beiden Hunden spazieren“ sagt Macke. „Die Verkäuferin erzählte mir, ich sei ihr erster Kunde in dieser Woche. Ich erzählte die Geschichte hier meinen Mitarbeitern. Sie meinten, ich solle die Frau unbedingt auf unseren Weihnachtsmarkt holen. In ihrem Laden gibt es handgemachte Filzprodukte, gar nicht kitschig. Also habe ich sie eingeladen." 

Prima wäre es, wenn jeder als Einsatz einen Kuchen backt

Mirek Macke

Insgesamt rechnet Mirek Macke mit 30 bis 40 Teilnehmern. Standgebühren verlangt er keine. „Prima wäre es aber, wenn jeder als Einsatz einen Kuchen backt.“ Auch auf Weihnachtsdekoration oder gar einen Baum wird verzichtet. „Meine Mitarbeiter haben fünf rote Bommelmützen gekauft, die sie tragen wollen. Ich selbst habe es ja nicht so mit dem Verkleiden. Ich sehe ohnehin das ganze Jahr über aus wie der Weihnachtsmann“, sagt Mirek Macke wunderbar selbstironisch und zupft an seinem eindrucksvollen Rauschebart. 

Kein Artikel ist übrigens teurer als 150 Euro. Diese Obergrenze war Macke wichtig. „Gerade an den Wochenenden haben wir hier viel Laufkundschaft. Kaum jemand trägt in seinem Portemonnaie viel mehr Geld mit sich herum“.

Sollte der Weihnachtsmarkt ein Erfolg werden, will Mirek Macke ihn kommendes Jahr auf weitere Kunstorte im Ostend ausweiten. „Das Atelier Frankfurt und die Galerie Morgen sind ja nicht viel weiter als einen Steinwurf entfernt."