Auf der bedeutenden internationalen Kunstmesse Armory Show sind auch Frankfurter Künstler zu sehen – das SCHIRN MAG zu Besuch in New York.

Die 14. Armory Show in New York ist großzügig, exklusiv und sehr gut besucht. Die Auswahl der Galerien ist mit Bedacht getroffen. Der für die diesjährige Messe neu ernannte Direktor Noah Horowitz, der zuvor für die Serpentine Gallery in London arbeitete, betont: „Unsere Ausstellerliste kann sich sehen lassen. Die Show ist durchdacht kuratiert und zeigt einen Mix weltweit führender Galerien. Unser Konzept, neue Arbeiten noch lebender Künstler auszustellen und gleichzeitig neue Positionen zu präsentieren, vertiefen wir dieses Jahr erneut. Wir zeigen dieses Jahr viele Galerien und Künstler zum allerersten Mal.“ Vom 8. bis zum 11. März 2012 findet in Manhattan wieder eine der international führenden Messen für zeitgenössische und moderne Kunst statt. In den Hallen Pier 92 und 94 tummeln sich Sammler, Künstler, Kuratoren und Galeristen. Zur VIP Preview kommen unter anderem der Direktor des MoMA Glenn D. Lowry, New York Times-Kunstkritiker Jerry Saltz und Künstler Terence Koh. Unter den 120 Galerien aus 30 Ländern ist auch die Frankfurter Kunstszene präsent. Der in Frankfurt lebende Amerikaner Mike Bouchet, der 2010 mit der Ausstellung „Neues Wohnen“ in der SCHIRN zu sehen war, wird von der Galerie Parisa Kind in New York ebenso wie Julien Bismuth präsentiert, der bei „Playing the City 2“ mit der Aktion „Untitled (Stilleben)“ vertreten war.

Michael Riedel

Armory Solo widmet sich künstlerischen Einzelpositionen. David Zwirner zeigt Michael Riedel, der im Juni mit der Ausstellung „Kunste zur Text“ in der SCHIRN zu sehen sein wird. An dem riesigen Stand mit zwei geöffneten Seiten präsentiert der Frankfurter Künstler eine ortsspezifische Arbeit. An der einen Seite des Standes hängen drei schwarz-weiß Drucke auf Hohlkammerplatten. Zu lesen sind die Worte „Biennal“, „New Jersey“ und „Galerie Michel Rien“. Mit einem Programm fragmentierte er Internetseiten, Texte und Audioaufnahmen, der Computer generiert schließlich die Bilder. Als Ressourcen und Bezugspunkte dienen Projekte und Ausstellungen, an denen er selbst teilgenommen hat. Alle drei Arbeiten sind innerhalb der ersten halben Stunde an internationale Sammler verkauft – für jeweils 45.000$. Die zweite Wand ist mit einer violetten Reproduktion tapeziert, die ein Foto des Standes zeigt. Die Besucher stehen vor dem Bild mitten im Bild.

Neuheiten und Kooperationen 2012

Vom New Yorker Architekturbüro Bade Stageberg Cox wurde das Standkonzept neu designt. Die Gänge sind breiter und die Präsentationsflächen größer. Mit bunten Farbkonzepten werden Inseln geschaffen: ein gelbes Café, eine grünes Bücherforum und ein rotes Restaurant.

Das Open Forum kuratierte in diesem Jahr Amanda Parmer. Sie ist Teil des Independent Study Program (ISP) des Whitney Museum of American Art und hat eine Serie von Gesprächen rund um die Kunst in und aus Skandinavien entwickelt. Auf Skandinavien liegt auch der Schwerpunkt des Teilbereichs Armory Focus. Jacob Fabricius, Direktor der Malmö Konsthall, hat die Auswahl aus kleinen Galerien und aufstrebenden Künstlern zusammengestellt. Neben Ragnar Kjartansson, der den Finnischen Pavillon in Venedig 2009 bespielte, sieht man Karl Holmquist und Ylva Ogland.

Sie haben einen Stand geschaffen, den man nicht betreten kann. Dort steht das verlassene Lager eines Künstlers: Hinter einer Absperrung stehen ein Zelt, Malereien, Lichterketten und ausgelöschte Kerzen. Armory Film kooperiert mit Moving Image Fair. Hier hat die Armory Show die kleinere Messe, die sich ganz auf Film spezialisiert hat, eingeladen, die diesjährige Filmreihe zu kuratieren. Die Gründer Ed Winkelman und Murat Orozobekov zeigen ausgesuchte Video- und Filmarbeiten als Loops auf großen Screens in beiden Hallen. Zusätzlich bespielen sie ihren eigenen Messestandort im Waterfront New York Tunnel mit ausgesuchten Videoarbeiten und Installationen auf kleinen Monitoren.

Michael Sailstorfer

Außerhalb der Messehalle gibt es eine neue Arbeit von Michael Sailstorfer zu sehen. Der Berliner Künstler, der 2008 in der SCHIRN Kunsthalle seine Ausstellung „10 000 STEINE“ präsentierte, wurde vom Public Art Fund eingeladen, eine Arbeit im öffentlichen Raum zu realisieren. Für das Doris C. Freedman Plaza produzierte er das Werk „Tornado“, eine fast 10 m hohe Skulptur aus unzähligen, schwarzen Gummischläuchen alter LKW-Reifen. Um eine Struktur aus Stahl winden sich die Reifen und verschlingen sich ineinander. Wie tausend riesige Luftballons steigt das gewaltige Objekt bedrohlich in die Luft. Kraftvoll und beängstigend fügt es sich in die New Yorker Infrastruktur.

New York hat auch in diesem Jahr viel zu bieten: Neben der Armory Show finden 12 weitere Messen statt. Die Stadt vibriert im Rahmen der Kunst.