Ata Macias kennt man vor allem als Betreiber des Clubs Robert Johnson und der Bar Plank. Die Ausstellung 'Give Love Back. Ata Macias & Partners' (ab 13.9.) im Museum Angewandte Kunst beweist, dass er einer der vielseitigsten und kreativsten Köpfe der Stadt ist.

Die Plattensammlung des Frankfurter DJs Ata Macias, immerhin rund 17000 Scheiben, hat gerade ihre vielleicht letzte Reise angetreten. „Insgesamt vier Mal bin ich mit den Platten umgezogen -- nach dem zweiten Mal hatte ich keine Freunde mehr", scherzt Ata. Nun will er die Sammlung verkaufen und mit seiner Familie nach Italien ziehen. „Vor kurzem habe ich ein Gebot für ein Haus auf Sardinien abgegeben", erzählt er. „Wenn alles glatt läuft, bin ich schon Ende des Jahres weg".

Erst einmal ist Atas Plattensammlung aber in der Ausstellung „Give Love Back" zu bewundern, die am Freitag dem 12. September im Museum Angewandte Kunst eröffnet wird. Neben der eindrucksvollen Vinylkollektion ist dort auch ein maßstabsgetreuer Nachbau seines Offenbacher Clubs Robert Johnson zu sehen. Außerdem steht in einem abgedunkelten Ausstellungsraum das komplette Tonarchiv: eine Art Munitionsschrank, randvoll mit VHS-Kassetten, auf denen zahlreiche DJ-Sets dokumentiert sind, die im Robert Johnson seit der Gründung 1999 gespielt wurden. Es gibt wohl weltweit nicht wenige Hipster, die diesen Schrank als eine Art Heiligtum verehren. Trotzdem ist es Museumsbesuchern ausdrücklich erlaubt, sich draufzusetzen, um eine Video-Installation zu betrachten, die von der Frankfurter Designagentur Meso gedreht wurde.

Der Film zeigt Ata einmal nicht als DJ, sondern als Schöpfer von T-Shirts und Plakaten, die es in der Clubszene zu Kult-Status gebracht haben. Am bekanntesten ist ein Shirt auf dem neben einer Parodie des Totenkopfsymbols der Band Motörhead der Spruch „Famous When Dead" zu lesen ist. „Das Teil wurde tausendmal kopiert", freut sich Ata.

Nur noch eine allerletzte Platte, bitte!

Beliebt ist auch jene Poster-Reihe, die Ata zusammen mit dem DJ Ivan Smagghe entworfen hat. Das Großartige an diesen Plakaten ist ihr stilsicherer Minimalismus. In schlichter Typographie stehen Slogans wie „Yes, It's Loud Enough" oder „Explain Me, How Can There Be Another Last Record" auf Papier geschrieben. Der letzte Satz gefällt Ata besonders gut. „Er beschreibt den Horror, dem jeder DJ ausgesetzt ist, wenn früh am Morgen die Betrunkenen ankommen und betteln: Spiel mir noch eine letzte Platte, nur noch eine allerletzte Platte bitte!"

Ursprünglich wollte Ata Innenarchitektur studieren, brach dann aber eine Ausbildung zum Raumausstatter ein halbes Jahr vor der Abschlussprüfung ab. „Ich wollte abends lieber ausgehen als lernen", sagt Ata, der bald darauf in der Töngesgasse den Shop „Delirium" eröffnete und dort die Generation Techno mit Clubwear und Schallplatten versorgte. Unter den Stammkunden des Delirium waren damals viele Künstler -- etwa der HfG-Professor Heiner Blum oder Tobias Rehberger, mit dem Ata inzwischen eng befreundet ist.

Statt mich zu wiederholen, beschäftige ich mich lieber mit Hühnern

Weil das Museum Angewandte Kunst zahlreiche Brücken in die wunderbar kreative Welt von Ata und seinen Freunden schlägt, wundert es nicht, dass zur Ausstellung auch ein Concept Store gehört. Atas Lebensgefährtin Susanne Theissen, die sonst im Nordend den Concept Store 2nd Home betreibt, verkauft im Museum coole Klamotten, von Ata designte Möbel und Wohnaccessoires. Außerdem gibt es originelle Objekte, die irgendwo zwischen Kunst und Hipster-Fetisch angesiedelt sind: Zum Beispiel von Tobias Rehberger entworfene „Schwitz-Shirts" -- inklusive angedeuteter Salzflecken unter den Achseln. Oder schallplattengroße Holzstücke, wahlweise mit oder ohne Rahmen, bei denen es sich um Teile der allerersten Tanzfläche des Robert Johnson handelt.

Die Platten aus Atas Sammlung kann man übrigens nicht einzeln kaufen. Er könnte es nicht ertragen, dass sein geliebtes Vinyl in alle Himmelsrichtungen zerstreut wird -- hat aber bereits einen aufstrebenden DJ an der Hand, der bereit ist, die Sammlung komplett zu übernehmen. Die Sache mit dem Ausstieg auf Zeit meint Ata nämlich tatsächlich ernst: „Ich bin gerade auf dem Selbstversorgertripp und habe mich in letzter Zeit viel mit Permakultur und alternativen Lebensformen beschäftigt" erzählt er. „Ich möchte, dass meine Kinder noch etwas anderes erleben als immer nur Großstadt. Außerdem gibt es in Frankfurt momentan keine weiteren Projekte, die mich noch reizen würden. Alles was ich tun wollte, habe ich bereits getan", sagt Ata, der erst vor wenigen Jahren im Bahnhofsviertel die Bar Plank eröffnete. „Statt mich zu wiederholen, beschäftige ich mich lieber eine Weile mit Bäumen und Hühnern".