Nigar Medjidova (25), BWL-Studentin aus Frankfurt, hat sich die Ausstellung „Letzte Bilder“ angesehen und uns danach im Besucherinterview erzählt, welche Künstler sie neu für sich entdeckt hat

SCHIRN MAG: Was hat Dich dazu bewogen, die Ausstellung zu besuchen?

Nigar Medjidova: Ich fand es spannend, dass dort Bilder versammelt sind, die Künstler kurz vor ihrem Tod geschaffen haben. Das Thema „Tod" beschäftigt mich schon hin und wieder. 

SM: Es werden 14 verschiedene Positionen in der Ausstellung präsentiert. Kanntest Du einige der Künstler schon vor deinem Besuch?

NM: Ja, Andy Warhol natürlich. Von Henri Matisse hatte ich auch schon gehört. Aber es waren auch einige Neuentdeckungen für mich dabei. 

SM: Wen hast Du neu für dich entdeckt?

NM: Alexej von Jawlensky. Seine Werke haben mich am meisten beeindruckt, obwohl sie ziemlich klein sind und auf den ersten Blick gar nicht sonderlich auffallen. Sie haben sich aber in meiner Erinnerung festgesetzt.

SM: Warum?

NM: Der Künstler war am Ende seines Lebens durch eine gelähmte Hand in seiner Arbeit stark eingeschränkt. Er malte eine Serie von Bildern, die er „Meditationen" nannte. Sie zeigen reduzierte Gesichter in verschiedenen Gemütszuständen. Eines hat er „Versunken" genannt, ein anderes „Erinnerung". Diese Emotionen werden auch auf den Betrachter übertragen. Gerade wenn man weiß, dass von Jawlensky kurze Zeit später starb, kann man sich vorstellen, dass er am Ende seines Lebens in sich gegangen ist und Bilanz gezogen hat. Werke von anderen Künstlern haben mir besonders gut wegen der Geschichte gefallen, die dahintersteckt.

SM: Welche zum Beispiel?

NM: Die von der Künstlerin Georgia O'Keeffe. Sie erblindete langsam. Trotzdem -- oder gerade deswegen -- hat sie Bilder mit Wolkenformationen gemalt. Und zwar aus der Perspektive, die man hat, wenn man in einem Flugzeug sitzt. Diese Farben, diese Schönheit über den Wolken, nimmt man viel zu oft als selbstverständlich hin. Georgia O'Keeffe muss die Schönheit sehr bewusst gewesen sein, denn schließlich verlor sie ihre Sehkraft und damit die Fähigkeit diese wunderschönen Farben zu sehen. Das hat mich sehr beeindruckt.

SM: In der Ausstellung werden in sieben Räumen die Werke von jeweils zwei Künstlern gegenübergestellt. Wie hat Dir diese Präsentation gefallen?

NM: Zwischen einigen Künstlern konnte ich nicht unbedingt eine Gemeinsamkeit erkennen, bei anderen dagegen sehr gut. Wie etwa bei der Gegenüberstellung von Alexej von Jawlensky und Stan Brakhage, die beide durch ihre Krankheiten stark gehandicapt waren und anders arbeiten mussten, als zu der Zeit, in der sie noch gesund waren.

SM: Mit welchen Gedanken und Gefühlen gehst du jetzt aus der Ausstellung nach Hause?

NM: Mit dem Gefühl, dass man das Leben mehr nutzen und schätzen sollte. Und wenn Schwierigkeiten auftauchen, wie zum Beispiel Krankheiten, kann man trotzdem bis zum Schluss seine Träume fortsetzen und ausdrücken.