Die Eugen Schönebeck-Ausstellung geht nur noch bis zum 15. Mai – Das SCHIRN Magazin stellt in einer Serie den Künstler und sein Werk vor. Letzter Teil: „Mao Tse-tung.“

„Mao Tse-tung“ ist eines der kraftvollsten Porträts, die nach 1945 gemalt worden sind: Der „Große Vorsitzende“ wird zum zeitlosen Übermenschen.

Am 8. Januar 1965 erschien im Stern ein Artikel, der auf dem Titelblatt mit der Schlagzeile „Der Mann des Jahres: Mao Tse-tung“ angezeigt wurde. Unmittelbar rechts neben diesem Text war eine große Schwarz-Weiß-Fotografie des chinesischen Diktators reproduziert.

Schönebeck nahm diese Fotografie mit in sein Atelier. Sie diente ihm als Grundlage für das Bildnis „Mao Tse-tung“, das er in nur wenigen Wochen fertig stellte – ein riesiges, vielfarbiges Gemälde, dem hinsichtlich des Formates nur „Der wahre Mensch“ gleichkommt.

Der Zeit voraus

Anders als in der Fotografie sind hier keinerlei psychologische Nuancen erkennbar. Stattdessen steigerte Schönebeck das Auratische in den Gesichtszügen Mao Tse-tungs geradezu ins Sakrale. Von der Realität abgehoben und bis zum Äußersten ästhetisiert, präsentiert das Gemälde den „Großen Vorsitzenden“ als eine Art zeitlosen Übermenschen.

„Mao Tse-tung“ ist eines der kraftvollsten Porträts überhaupt, die nach 1945 gemalt worden sind. Es war seiner Zeit voraus: Gerhard Richters Mao-Bildnis entstand 1968 und erst 1972 porträtierten Jörg Immendorff, Sigmar Polke und Andy Warhol den chinesischen Diktator.