Koons-Sommer in Frankfurt: Liebieghaus und SCHIRN präsentieren das umfassende Werk des berühmten Künstlers. Die Skulpturen werden in die bestehende Sammlung des Liebieghauses integriert.

Im Sommer widmen sich die Liebieghaus Skulpturensammlung und die SCHIRN Kunsthalle dem Werk des 1955 geborenen US-amerikanischen Künstlers Jeff Koons. Bewusst trennen die parallel stattfindenden Ausstellungen zur Arbeit dieses seit den 1980er-Jahren richtungsweisenden Künstlers den skulpturalen und den malerischen Aspekt seines Œuvres und stellen diesen jeweils in einem gesonderten Kontext dar. In der Ausstellung „Jeff Koons. The Sculptor“ im Liebieghaus werden insgesamt rund 50 weltberühmte sowie auch ganz neue Skulpturen von Jeff Koons in einen Dialog mit dem historischen Gebäude und der eine Zeitspanne von 5000 Jahren umfassenden Skulpturensammlung treten. Erstmals präsentiert wird in Frankfurt Jeff Koons’ neue Serie „Antiquity“, in der sich der Künstler mit der antiken Kunst und deren zentralem Motiv, dem Eros, auseinandersetzt.

Dialoge ganz unterschiedlicher Form

Jeff Koons wurde 1955 in York in Pennsylvania geboren. Er zählt heute zu den bedeutendsten Künstlern der zeitgenössischen Kunst. In seinen Gemälden und Skulpturen greift Jeff Koons Elemente der Konsumkultur wie der Hochkultur auf, zitiert künstlerische Epochen, gleichsam Objekte aus Alltag und Werbung und verweist somit immer wieder auf Kategorien wie Schönheit und Begehrlichkeit. Wie kein anderer versteht er sich dabei auf das Spiel zwischen Erhabenheit und Banalität. Entgegen einer kunstgeschichtlichen Tradition der Subjektivität jedoch betont Koons eine künstlerische Objektivität und bedient sich dabei des Verfahrens des Readymade. Sowohl seine Skulpturen als auch seine Malereien haben durch ihre handwerkliche Finesse und ihre Attraktivität der Oberfläche eine besondere suggestive, beeindruckende Wirkung auf den Betrachter.

In der Ausstellung „Jeff Koons. The Sculptor“ im Liebieghaus werden die Skulpturen des Künstlers in die bestehende Sammlung des Hauses integriert, welche die Geschichte der Skulptur von der Antike bis zum Klassizismus widerspiegelt. In enger Zusammenarbeit mit Jeff Koons wird in allen Bereichen des Liebieghauses eine der zahlreichen und häufig ikonischen Arbeiten des Künstlers auf Objekte der Sammlung treffen und Dialoge ganz unterschiedlicher Form auslösen. Die gesamte Anlage des Liebieghauses mit der formenreichen historistischen Villa, den Galeriebauten und dem großen märchenschlossartigen Garten wird die Skulpturen Jeff Koons’ wie eine große Bühne aufnehmen.

In einem starken Kontrast

In verschiedenen Ausstellungssälen werden die Werke von Koons wie in einem Vexierbild auftauchen und mancherorts erst auf den zweiten Blick kenntlich werden. In seiner Serie „Statuary“ folgt Koons konsequent den Motiven und Formen des europäischen Barock. Allein die eigenständige Materialwahl der in glänzendem Stahl gegossenen modernen Barockformen eröffnet eine spannende Auseinandersetzung mit den historischen Barockporträts der Frankfurter Sammlung. Wieder andere Arbeiten führen eine frappante Nähe der Materialität zu historischen Werken vor Augen. Diesmal werden die Motive in einem starken Kontrast stehen, wenn dem farbig glasierten Terrakotta-Altar des Andrea della Robbia die polychrome Porzellanfigur einer jungen Frau in der Wanne „Woman in Tub“ (aus der Serie „Banality“) gegenübergestellt wird. So wird auch die berühmte Porzellanskulptur des Popidols Michael Jackson, die ihn im goldenen Anzug zusammen mit seinem Affen Bubbles zeigt, von den teilvergoldeten ägyptischen Totenmasken der Priesterin Takait und den Göttern des ägyptischen Pantheons bestaunt.

Im Fokus der Auseinandersetzung zwischen Koons und der im Liebieghaus einzigartig repräsentierten Geschichte der Skulptur wird die Frage nach der „Migration der Bilder“, der Zitate und Anleihen Koons’ bei Werken vergangener Jahrhunderte stehen. Die Geschichte des Eros, in seiner griechischen Urbedeutung, vor allem in der Bilderwelt der Liebesgöttin Aphrodite, wird das zentrale Leitthema liefern, das berühmte Arbeiten von Jeff Koons mit antiken Meisterwerken verknüpft. Im Mittelpunkt dieser Betrachtung stehen Werke aus der neuesten, bisher noch nicht gezeigten Serie von Koons, die „Antiquity“ benannt ist. Diese Arbeiten beziehen sich in unmittelbarer Form auf großartige antike griechische Skulpturen, welche die Welt des Dionysos und der Liebesgöttin zeigen. Dieses Zusammentreffen wirft vor allem die Frage auf, inwieweit Koons antike Traditionen in seine Arbeit übersetzt bzw. in ein modernes Verständnis überführt.