Nur noch bis zum 23. September zu sehen: Jeff Koons. The Painter & The Sculptor. Die Presse berichtete in großem Umfang über die Doppelausstellung. Eine Übersicht.

Die vielbeachtete und kontrovers diskutierte Doppelausstellung „Jeff Koons. The Painter & The Sculptor“ neigt sich dem Ende zu. Nur noch bis zum 23. September besteht die Möglichkeit, die großformatigen Gemälde in der SCHIRN und die Skulpturen im Liebieghaus aus nächster Nähe zu erleben. Die bisher größte Ausstellung des US-amerikanischen Künstlers zog bereits weit über 100.000 neugierige Besucher an. Max Hollein, Direktor beider Häuser, zeigte sich hocherfreut über den großen Zuspruch der Sommerausstellung: „Wir sind sehr froh, das Werk von Jeff Koons hier in Frankfurt in einer solch beeindruckenden Vielfalt zeigen zu können. Wer die umfangreiche Doppelschau noch nicht gesehen hat, sollte die letzten Tage auf jeden Fall nutzen, um sich seine eigene Meinung zu Jeff Koons zu bilden.“

Das Medienecho anlässlich der Ausstellung war überwältigend und bewies gleichzeitig einmal mehr die unterschiedliche Sicht auf die Arbeiten von Jeff Koons. Der folgende Pressespiegel soll einen kleinen Überblick über die Vielfalt der Meinungen zu dieser vielbeachteten Schau bieten und den Leser anregen, die letzten Tage der Laufzeit zu nutzen, sich persönlich einen Eindruck von einer der meist diskutierten Ausstellungen des Jahres 2012 zu verschaffen:

„Selten [ist man] so viel anregender Frechheit begegnet. Wie Michael Jackson mit dem Äffchen Bubbles im Arm seinen goldbemalten Porzellanleib vor den ägyptischen Mumiensärgen aufbaut und in der Antikenabteilung die magentafarbene Ballon Venus ihre drallen Körperschalen zum Sehverzehr anbietet – das ist wirklich großes Kino.“
Welt am Sonntag, Hans-Joachim Müller, 17. Juni 2012

„Hier [Liebieghaus] findet der zweite Teil der Ausstellung statt … Er ist, mit einem Wort, großartig.“
Frankfurter Rundschau, Peter Michalzik, 20. Juni 2012

„[…] ein Besuch der großartigen Antikensammlung des Liebieghauses lohnt sich allemal – auch ohne Jeff Koons. Ja: Seine Kunst ist irrwitzig aufwendig und technisch perfekt gemacht, und Autodesigner könnten von seinem obsessiven Umgang mit Lackpolituren und scheinbar fließendem Stahl viel lernen. Seine Arbeiten haben einen Effekt, allein dadurch, dass man sie schwer übersehen kann. Aber „must see“? No.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Niklas Maak, 19. Juni 2012

„Selten hat ein Ausstellungskonzept das Werk eines Künstlers derart bereichert wie diese Idee: die knallbunt-poppigen Riesenskulpturen von Jeff Koons – ganz wörtlich – mitten in die Kunstgeschichte zu stellen. Ein kuratorischer Geniestreich, von dem der stets unter Kitschverdacht stehende Amerikaner ebenso profitiert wie die jahrhundertealten Meisterwerke des Museums, mit denen sich seine Skulpturen überraschend angeregt unterhalten.“
Focus online (Deutsche Presseagentur), Boris Roessler, 19. Juni 2012

„Im gesamten Liebieghaus, Frankfurts Skulpturen-Museum am Sachsenhäuser Ufer, finden sich dieser Tage zwischen den antiken, mittelalterlichen, barocken und klassizistischen Plastiken Arbeiten, die mal überraschend gut ins Ambiente passen, mal einen scharfen Kontrast zu den Werken der Tradition bilden. Vor allem in den Räumen, in den barocke Üppigkeit und Rokoko-Verschnörkelung den ästhetischen Ton angeben, fügen sich die immer strahlenden, allzeit glänzenden Neulinge prächtig ein.“
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Michael Hierholzer, 20. Juni 2012

„Oft ist die Rede davon, dass Künstler die angeblich tote Malerei wiederbelebt haben. Dabei war das Genre der gegenständlichen Skulptur noch toter, aber Koons war ihr einziger Retter weit und breit.“
Spiegel, Ulrike Knöpfel, 18. Juni 2012

„Koons hat der Oberfläche seinen eigenen Glanz gegeben. Verführerisch und unberührbar, man möchte hineinstechen und die Figur so zum Platzen bringen, und gleichzeitig wirkt es massiv und unzerstörbar. Es sieht kostbar und nichtig aus, verheißungsvoll und undurchdringlich. Koons erfüllt der Kunst mit diesem Glanz einen lang gehegten Traum: es ist der von der reinen Oberflächlichkeit.“
Frankfurter Rundschau, Peter Michalzik, 20. Juni 2012

„Der amerikanische Künstler Jeff Koons ist bekannt für seine schrillen, sexaufgeladenen Bilder. Aber auch seine Skulpturen sind beliebt. Sie gehen in Frankfurt am Main eine spannende und gewagte Liäson mit antiken Statuen ein. […] Man muss sagen, da ist dem Liebieghaus mit selbst verleugnender Hingabe etwas Großes gelungen, ein echter Scoop, ein Augenöffner, eine unerwartete Bekräftigung der Diesseitigkeit der Antike.“
Deutschlandradio, Fazit, Rudolf Schmitz, 19. Juni 2012

„Der eigentliche Koons-Moment kommt aber erst im Liebieghaus, wo aufgrund der mutigen Anregung des Leiters der antiken Sammlung Vinzenz Brinkmann die Schätze des Hauses aus Uschebtis und Altarreliefs, Statuen der Antike und Büsten nicht weggeräumt wurde, sondern nun in Dialog tritt, zum Beispiel mit dem goldenen Michael Jackson (der alle Aufmerksamkeit braucht, selbst die der Sarkophage).“
monopol-magazin.de, Silke Hohmann, 19. Juni 2012

„Im Liebieghaus, Frankfurts Skulpturenmuseum, hat er [Koons] seine Plastiken mitten zwischen die Bestände verteilt: Es funktioniert perfekt. Ein Oeuvre im Geist der Achtziger verbindet sich mit einer Ausstellungsidee im Geist der Achtziger.“
Der Standard, Rainer Metzger, 21. Juni 2012

„[…] ist Koons‘ Kunst wirklich nur Bling-Bling? Synonym für postmodernes „anything goes“? Nervtötender Großkitsch, den man wie einen Werbespot sofort versteht? Die Antwort lautet jein. Koons‘ Skulpturen und Gemälde sind zwar ein totales Eins-zu-eins banalster Begehrlichkeiten, wie sie jeder hegt – Konsum, Glück, Liebe. Doch in monumentaler Inszenierung geballt, entfalten sie eine grandiose Ästhetik, die wie ein Rundumschlag der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts wirkt […]“
artnet.de, Gesine Borcherdt, 20. Juni 2012

Koons in der internationalen Presse

„Love him or hate him – and people really do hate him – Koons is highly significant, at 57 one of the most influential, the most talked about artists of our age. Critics rave about the way his wholehearted embrace of razzmatazz blends the grandeur of traditional art with the primitive thirst for delight. Opponents slate him for an aggressively slick product. It’s short on nuance, they say, and long on the claims he makes for it.“
The Telegraph, Lucy Davies, 18. Juni 2012

„All this might suggest intelligent curating rather than an intelligent artist. Koons is clever, though, perhaps even brilliant. He may play the hick American, the lover of sweetcorn, soft porn, Lurex, Hanna-Barbera, plastic flowers, gilt, Franklin Mint and the colour pink. But the historicist echoes in his works are not there by accident, nor are they just there to show off.“
The Independent, Charles Darwent, 22. Juli 2012

„The Schirn’s vast white hall is a cacophony of Koonses. With the exception of six canvases from “Made in Heaven,” which enjoy their own “adult” room, paintings from different series are mixed together such that only connoisseurs are likely to catch the conversations between them. As journalists, photographers, and TV crews start to trickle in, one critic proclaims, ‘The paintings hold up better by themselves than together.’“
Artforum.com, Sarah Thornton, 22. Juni 2012

„Jeff Koons. The Painter & The Sculptor is a retrospective that continues to display the power of Koons´ work. It will shock the first timers, entertain the lovers, and annoy the haters. Whatever your opinion on the artist himself, the work or his methods of creation is, we defy you to leave this colossal show without being strongly moved by what you have just seen.“
Sleek, Amy Binding, 21. Juni 2012

„Even if you are not a firm believer in the contemporary art powerhouse that is Jeff Koons, we think the opportunity to see MJ and Bubbles up against an ancient bust is too good to pass up. […] In this sense his work is the perfect cap to the historical buildup of these to historic art sites.“
huffingtonpost.com, 21. Juni 2012

Koons in Blogs

„Koons’ Arbeiten amüsieren, aber stimmen auch nachdenklich. Sein Augenmerk gilt nicht der Komplexität, sondern der Einfachheit des Seins und dessen Akzeptanz.“
elefantartspace, Aike Baumann, 31. Juli 2012

„Die Kuratoren der Schirn indes geben dem Künstlerego viel Raum und versäumen es, kritische Stimmen an Koons Werk und Person Gehör zu verschaffen. Denn während der skulpturale Teil der Doppelausstellung im Liebieghaus durch seine gelungene kuratorische Einbindung in die Dauerausstellung die vielfältigen Bezüge zur Kunstgeschichte wunderbar hervorhebt und somit immerhin eine Diskussionsgrundlage bietet, nimmt der malerische Teil auf der anderen Mainseite die Ansprüche und Gebärden Koons‘ kommentarlos hin.“
Castor & Pollux, Matthias Planitzer, 22. August 2012

„Grinsen in der Kunstgeschichte wird nicht gern gesehen, schließlich sind wir eine ernsthafte Wissenschaft! Man kann es sich jedoch nicht verkneifen, wenn man momentan durchs ehrwürdige Frankfurter Liebieghaus geht, denn: Koons is in da House.“
arthistoricum.net, Ulrich Blanché, 3. August 2012

„Um sich selbst ein Bild von Jeff Koons‘ Arbeiten zu machen, sollte man dringend diese Ausstellung besuchen, die noch bis zum 23.09.2012 in der Schirn und im Liebighaus zu sehen ist. Nach diesem Tag schlägt mein Herz für Jeff Koons und ich habe mir meinen Katalog auch in Fan-Manier signieren lassen – von einem der größten zeitgenössischen Künstler.“
LesMads, Kerstin Görling, 20. Juni 2012

„It must be said, really at this point as an afterthought, that it doesn’t bother me a lick that Koons himself doesn’t paint these pieces. Koons the artist, is a brain trust. His entire oeuvre is wholly unique and unquestionably original and authentic. His sculptures are fabricated by master craftsmen who with the inspiration of assignment have pushed the envelope of technique and medium to heights unimaginable.“
Truffle Hunting, Mario M. Muller, 4. Juli 2012