Morgen startet in den deutschen Kinos der Film „William S. Burroughs – A Man Within“ von Yony Leysers. Passend zur Blixa Bargeld-Lesung stellen wir den Film über diese eindrucksvolle Persönlichkeit der Beat Generation vor.

Mit seinem literarischen Werk und seinem revolutionären Umgang mit Sprache inspiriert #William S. Burroughs bis heute ganze Künstlergenerationen. Patti Smith, die als Mitbegründerin der Punk-Bewegung gilt, berichtet in Yony Leysers Dokumentarfilm „William S. Burroughs -- A Man Within", dass Burroughs sie als treibende Kraft zum Musikmachen ermutigt hat. Immer wieder musste sie ihrem Schriftsteller-Idol, den sie in der New Yorker Künstlerszene der 60er Jahre kennenlernte, ihre Lieder vorsingen.

Die Songtexte von Iggy Pop sind gespickt mit Referenzen an das Werk Burroughs, in dem erstmals Begriffe wie „Heavy Metal" oder „Blade Runner" auftauchten. Selbst der Nirvana-Frontmann Kurt Cobain nahm eine Platte mit dem Autoren auf, der sämtliche Tabus brach und durch seine schonungslosen Texte über Drogen, Gewalt und Homosexualität zum Vorbild und Inbegriff des unangepassten Denkers wurde.

Teil der Beat-Generation

Gemeinsam mit Allen Ginsberg und Jack Kerouac wird William Sedward Burroughs, der 1914 in St. Louis als Kind einer wohlhabenden Familie geboren wurde, der Beat Generation zugeordnet. Die jungen Literaten, die gegen die Zustände der amerikanischen Gesellschaft rebellierten (unter anderem gegen Rassismus und die Diskriminierung von Homosexuellen), experimentierten mit neuen literarischen Formen ebenso wie mit Drogen. Burroughs selbst bezeichnete die Beat Generation als soziologische Bewegung, deren Ziel geistige Befreiung war.

Leyser versammelt in seiner Dokumentation die bekannten Fakten über den eigensinnigen Literaten, der sich selbst keiner Bewegung zugehörig fühlte. Ergänzt werden die biographischen Eckdaten durch eindrucksvolle Archivaufnahmen von Burroughs und seinem Umfeld. Mit kurzen Ausschnitten von Lesungen, sowie von besonderen Zusammenkünften, wie beispielsweise einem Abendessen mit Andy Warhol, bei dem die beiden unverhohlen über ihre ersten homosexuellen Erfahrungen im Jugendalter sprechen, zeichnet der Film ein facettenreiches Bild.

Ehemalige Liebhaber und Künstlerkollegen

Die zusätzlichen Interviews mit Zeitzeugen kommen ohne großes Pathos aus. Aus jeder einzelnen ihrer sehr persönlichen Geschichten, die sie mit dem subversiven Künstler verbinden, hört man die Faszination an der Person Burroughs heraus. Zu Wort melden sich zahlreiche namhafte Musiker, Schauspieler, Regisseure und bildende Künstler, ebenso wie einige seiner ehemaligen Liebhaber.

Der Film versucht sich dem Phänomen Burroughs zu nähern, ohne dafür eine Erklärung zu suchen. Denn die gibt es nicht. Sein Waffenhändler lächelt über Burroughs Obsession für Schusswaffen, seine Freunde bedauern den tragischen Tod seiner Frau, den er mitverantwortete. 1951 starb sie auf einer rauschhaften Party in Mexiko-City beim Nachstellen der „Wilhelm Tell"-Szene an einer Schussverletzung. Nach diesem schockierenden Erlebnis zog Burroughs nach Marokko, wo er intensiv Drogen konsumierte und unter diesem Einfluss „Naked Lunch" schrieb. Zunächst als Skandalbuch zensiert, erschien es 1959 und wurde zum Kultroman, den David Cronenberg 1991 verfilmte.

Der Dokumentarfilm „William S. Burroughs -- The Man Within" versucht sich diesem faszinierenden und abgründigen Menschen anzunähern, der stets mit einer geladenen Pistole unter dem Kopfkissen schlief und zeitlebens Drogen verschiedenster Art konsumierte. Ein Harvard-Absolvent, der sich am Rande des Extrems bewegte und mit seinen ebenso humorvollen, wie scharfsinnigen Beobachtungen eine Prosa erschuf, die unser heutiges Literaturverständnis um einen entscheidenden Schritt vorangebracht haben.