Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie interpretieren den legendären Song "I Only Have Eyes For You" bei SCHIRN AT NIGHT am 12. Sepember.

„My love must be a kind of blind love
I can't see anyone but you“

Wer würde das nicht gerne einmal gesagt bekommen? Oder noch besser in Form eines Songs gewidmet bekommen? Und auch wenn die Aussichten auf ein solches Geständnis nicht rosig aussehen, wir dürfen träumen und wir dürfen bei diesen Zeilen dahin schmelzen (Ja, auch Männer).

Diese klischeehaft romantischen Worte stammen aus dem Song "I Only Have Eyes for You" und sie wurden das erste Mal 1934 von Dick Powell zu Ruby Keeler gesungen, in dem Musical "Dames". Powell verkörpert darin den Sänger und Komponisten Jimmy Higgins in der New Yorker Musical-Szene. Keeler hingegen eine Sängerin, die in ihn verliebt ist und er – offensichtlich – ab einem gewissen Punkt auch in sie.

Im echten Leben wurde die Nummer vom Songschreiber-Team Harry Warren (Musik) und Al Dubin (Text) geschrieben. Besonders Warren war ein Schwergewicht in der Filmmusik-Branche. Er war der erste amerikanische Songschreiber, der hauptsächlich für den Film schrieb. Im Laufe seiner 40 Jahre andauernden Karriere brachte ihm seine Tätigkeit 11 Oscar-Nominierungen ein, drei Trophäen konnte er mit nach Hause nehmen ("Lullaby of Broadway", "You'll Never Know" and "On the Atchison, Topeka and the Santa Fe"). Seine Songs wurden in rund 300 Filmen benutzt, insgesamt hat er rund 800 Songs komponiert.

Unter diesen ist übrigens auch die Melodie des "Chattanooga Choo Choo", die mittlerweile auch zum deutschen Musik-Kulturgut gehört. Ursprünglich von Glenn Miller und seinem Orchester eingespielt, borgte sich 1983 niemand anderes als Udo Lindenberg die Melodie, um seinen "Sonderzug nach Pankow" auf die musikalischen Gleise zu setzen. Die Musikwelt, eine einzige Assoziationskette ...

"I Only Have Eyes For You" wurde schon 1934 ein Hit und in den darauf folgenden Jahren in weiteren Filmen verwendet. 1959 wurde er dann von der Doo-Wop-Formation The Flamingos neu interpretiert und zu einem ihrer größten Erfolge. Der Rolling Stone nennt ihre Version des Songs als einen der 500 größten Songs aller Zeiten. Es ist auch diese Version der Flamingos, die Doug Aitken für seine Video-Installation "SONG 1" als Ausgangspunkt nutzte.

„I Only Have Eyes For You“ ist einer der meist gecoverten Songs der Musikgeschichte. Auf Wikipedia umfasst die Liste derjenigen „notable artists“, die sich dem Song angenommen haben, 60 Künstler, die Plattform secondhandsongs.com zählt indes 144 verschiedene Versionen dieses Jazzstandards. Wie viele weitere nicht beachtens- oder bemerkenswerte Künstler diesen Song gespielt, gesungen und im Repertoire haben, müssen wir uns zusammenreimen.

Doug Aitken setzt so gesehen noch einen drauf und lässt diese romantische Hymne für seine Installation erneut covern. Nicht nur einmal. Auch nicht zweimal. 17 (mit Interpretationsspielraum) Versionen bekommen wir in "SONG 1" zu sehen und zu hören. Von der a-cappella-Version bis zur Country-Version, gesprochen oder sphärisch-verloren. Vorgetragen von Berühmtheiten wie Tilda Swinton und Devendra Banhart oder von Leuten, die auf der Straße gecastet wurden. Oder auch Aitkens Ex-Frau (im roten Kleid im Studio).

Es ist also nur eine logische Konsequenz, dass zur SCHIRN AT NIGHT am 12. September zehn Musiker der Jungen Deutschen Philharmonie diesen Song noch einmal – wieder einmal – neu interpretieren. Und es ist fast schon eine weitere logische Konsequenz, dass ein solches Projekt mit der Jungen Deutschen Philharmonie realisiert wird. Das in Frankfurt ansässige Orchester, derzeit unter der Leitung von Jonathan Nott, hat sich mit seiner Experimentierfreudigkeit weit über Deutschland hinaus einen Namen gemacht. Bereits 2013 wirkten Musiker der JDP bei der Performance von Yoko Ono im Frankfurter Dominikanerkloster mit, letztes Jahr feierte die Philharmonie dann ihr 40-jähriges Bestehen mit einem imposanten Festakt und einem „Haus voller Musik“ in der Alten Oper. Und schließlich findet alle zwei Jahre das Festival FREISPIEL statt, das Musikerinnen und Musiker des Orchesters 2008 ins Leben gerufen haben und mit dem sie den klassischen Konzertsaal verlassen, neue Orte in der Stadt erobern und die klassische Musik mit anderen Künsten verbinden wollen. Mit der SCHIRN erobern einige Musiker nun einen weiteren ungewohnten Ort.