Französische und deutsche Schüler entdecken gemeinsam die „Letzten Bilder“ in der SCHIRN und arbeiten an einer eigenen künstlerischen Umsetzung des Abschieds.

Bei der Vorbereitung großer Ausstellungen sind wir als Ausstellungshaus immer wieder mit den unterschiedlichsten Leihgebern aus aller Welt in Kontakt. Wir treten an Museen, öffentliche Sammlungen und private Leihgeber heran, erläutern ihnen unser Vorhaben und bitten sie, uns bestimmte Werke aus ihrem Besitz für die Dauer einer Ausstellung zur Verfügung zu stellen. Zwischen Museen und anderen öffentlichen Institutionen wie der SCHIRN sind die Abläufe und Regeln der wechselseitigen Leihgabe natürlich sehr eingespielt. Doch gerade bei privaten Leihgebern werden wir gelegentlich mit ganz unerwarteten Wünschen und Anforderungen überrascht, die sich als Bedingung an eine Leihgabe knüpfen.

Eine großzügige Schenkung

Eine der erfreulichsten Erfahrungen diesbezüglich haben wir jüngst mit dem Lycée Claude Monet in Paris gemacht. Bei der Recherche für die Ausstellung „Letzte Bilder. Von Manet bis Kippenberger" stießen wir auf ein wenig bekanntes, kaum je ausgestelltes Seerosenbild von Claude Monet. Zu unserem Erstaunen befand sich das großformatige Gemälde im Besitz dieses Gymnasiums.

Als wir dem Direktor der Schule erklärten, dass wir das Bild gerne im Frühjahr 2013 in Frankfurt zeigen möchten, war seine Position von Anfang an klar: Er könne sich eine solche Leihgabe unter der Bedingung vorstellen, dass sie seiner Schule -- oder besser den dort unterrichteten Schülern -- in irgendeiner Weise zugutekäme. Schließlich habe der Enkel des berühmten Impressionisten, als er das Bild 1955 der nach seinem Großvater benannten Institution vermachte, seine großzügige Schenkung ausdrücklich den Schülern zugedacht.

Vor diesem Hintergrund entwickelte sich die Idee eines Schüleraustauschs mit der Frankfurter Schillerschule, die ebenso wie das Lycée Claude Monet einen Kunstschwerpunkt hat -- was im Jahr des 50. Jubiläums des Élysée-Vertrags umso schlüssiger erschien. Dank dieses Austauschs, der jetzt mit einem Besuch der Pariser Schüler in Frankfurt seinen Auftakt nimmt, können wir nicht nur die wunderbaren „Nymphéas avec rameaux de saule" erstmals in Deutschland zeigen. Die besondere Verbindung von Ausstellung einerseits und interkulturellem Dialog im Rahmen von Schule und Bildung andererseits setzt darüber hinaus ein wichtiges Signal und eröffnet auch für zukünftige Ausstellungsprojekte der SCHIRN interessante Perspektiven.

In zwei Sprachen munter durcheinander

Für die 12 französischen Schüler scheint sich das frühe Aufstehen für die Reise nach Frankfurt jedenfalls gelohnt zu haben. Nach der ersten Begegnung mit ihren Gastgebern in der Frankfurter Schillerschule folgte der offizielle Besuch der Ausstellung in der SCHIRN. Nach Grußworten von Kuratorin Esther Schlicht sowie der Direktorin der Schillerschule, Karin Hechler und ihres französischen Kollegen Alain Anton präsentierten sich die Schüler stolz vor „ihrem" Monet. Der anschließende Ausstellungsrundgang mit französischer Führung diente bereits der Vorbereitung des Praxisworkshops am nächsten Tag. Zum Thema „Abschied -- Adieu" sollten die Schüler in Auseinandersetzung mit den Arbeiten Martin Kippenbergers auf großformatigen Leinwänden und mit Hilfe von Fotografie und Malerei eigene Werke umsetzen.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt waren die deutschen und französischen Schüler in angeregte Diskussionen vertieft, bei denen es in beiden Sprachen munter durcheinander ging. Als „absolument extraordinaire" bezeichnete der Direktor des Lycée Claude Monet die Arbeitsmöglichkeiten und zeigte sich von Ausstattung und Arbeitsmaterialien im SCHIRN STUDIO beeindruckt. Und auch der Kunstlehrer Francis Colin, der immerhin einige Absolventen der École des Beaux-Arts zu seinen ehemaligen Schülern zählt, war sehr zufrieden mit dem Ergebnis dieses nicht nur sprachlichen sondern eben vor allem künstlerischen Austauschs.

Zum weiteren Programm gehörte außerdem noch eine von den Schillerschülern selbst erarbeitete Stadtführung und ein Besuch des Städel Museums. Dann ging es auch schon wieder zurück zum Bahnhof. Aber im Juni steht schon der Gegenbesuch der Frankfurter Schüler in Paris an. Sie haben sich offenbar gut verstanden!