Vineetha ist DJ, Teil von Masala Movement, Mitveranstalterin von INDERNET und einiges mehr. Für die Ausstellung von Gauri Gill stellte sie einen Soundtrack zusammen, der nun auch auf Spotify zu hören ist. Ihre musikalischen Einflüsse verrät sie im Interview.

SOUNDS FOR GAURI

Vineetha, erzähl uns doch erst einmal von dir – wer bist du?

Ich bin Vineetha, 33 Jahre alt und geboren und aufgewachsen in Köln mit Wurzeln in Indien. Meine Mutter ist mit 19 Jahren nach Deutschland gekommen. Damals gab es einen Krankenschwestermangel und viele asiatische Frauen sind nach Deutschland gekommen. Ich habe Architektur studiert und mich während meines Masters in Düsseldorf auf Ausstellungsgestaltung konzentriert. Ich habe viele verschiedene Dinge gemacht; gearbeitet, bin herumgereist und habe mir nach meinem Studium meinen Kindheitstraum erfüllt und bin Flugbegleiterin geworden.

Wie kam es dazu?

Wir sind früher im Sommer immer nach Indien geflogen und es war immer ein magischer Moment für mich zum Flughafen zu fahren und zu fliegen. Daher arbeite ich zwischendrin noch als Flugbegleiterin. Aber auch als technische Zeichnerin und als Architektin. Und ich lege nebenbei noch als DJ auf, seit mittlerweile acht Jahren.

Du bist auch Teil von Masala Movement.

Genau, Masala Movement ist ein offenes Netzwerk und eine gemeinnützige Plattform für transkulturelle Identität und Kreativität. Wir organisieren und supporten unterschiedliche Projekte mit dem Ziel unterrepräsentierte Künstler*innen sichtbarer zu machen. Unter anderem INDERNET.

Was ist INDERNET?

Das ist eine Ausstellungsreihe, die ich mit Manoj, meinem partner in crime, im Rahmen der Kölner Indienwochen gestaltet habe und dieses Jahr schon zum 5. Mal stattgefunden hat. Viele Künstler*innen aus aller Welt wirken jedes Jahr mit in Form von Ausstellungen, Performances, Workshops und Musik.

Das sind sehr spannende und verschiedene Dinge, die du machst. Beeinflussen sich diese Tätigkeiten gegenseitig oder gibt es eine gemeinsame Motivation, die dich antreibt?

Die stehen alle unabhängig voneinander und geben alle auf unterschiedliche Weise etwas zurück. Vieles ist kreativ, außer das Fliegen. Aber für das Fliegen wiederum habe ich meine Todesangst überwunden. Um Fliegen zu können, muss man eigentlich Schwimmen können. Ich hatte mich damals beworben und dachte, es klappt eh nicht. Dann wurde ich genommen und hatte bis zum ersten Schulungstag Zeit es zu lernen. Ich habe in den saureren Apfel gebissen und mein Seepferdchen gemacht. Das Abzeichen hat meine Mitbewohnerin mir dann in meine Uniform genäht.

Lass uns über Musik sprechen, du hast schließlich als DJ bei der Ausstellungseröffnung GAURI GILL. ACTS OF RESISTANCE AND REPAIR aufgelegt. Welche Art von Musik hörst du?

Ich bin in den 90ern aufgewachsen. Ich war ein MTV Girl und habe viel Viva Plus geschaut und früher viel R&B und Hip Hop gehört, auch beeinflusst durch meine Brüder. Meine Eltern haben sehr viel Musik gehört, es lief immer Musik bei uns zuhause. Mein Vater hatte einen riesengroßen Schrank voller Kassetten und ich erinnere mich, dass ich als Kind immer auf den Schrank geklettert bin, schon damals nach den Kassettencovern geschaut habe, eine Kassette rausgesucht, abgespielt und auf die Reaktion meines Vaters gewartet habe. Vielleicht waren das meine ersten Auflegeerfahrungen.

 Wurde bei euch zuhause viel indische Musik gehört?

Wir haben beides gehört. Viel indische Musik, vor allem südindische aus Kerala. Dazu kam, dass meine Brüder Sitar und Tabla Unterricht hatten und ich klassischen indischen Tanz, Bharata Natyam, gelernt habe.
Dadurch habe ich sehr gerne klassische indische Musik gehört, vor allem Hindustani aus Nordindien. Ich hatte mich viel damit befasst und war nach meinem Abi für drei Monate in Indien, um Odissi zu lernen, eine Tanzform aus Orissa.

Welche Musik hörst du heute?

Mit der Zeit hat sich das geweitet und ich bin offen für alle möglichen Richtungen. Es muss mich einfach ansprechen und mir gefallen und das ist sehr subjektiv. Du kannst ein Lied, an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit mit einer bestimmten Person hören und es berührt dich ganz anders, als wenn du den Track in einem völlig anderen Kontext hörst. Ich würde sagen, ich höre eine bunte Mischung aus Soul, R&B, Funk, Brazil, Italo Disco, Chicago House.

Was können wir in dem Soundtrack erwarten? Wie reagierst du mit Musik auf das Werk von Gauri Gill?

Schwierig in Worte zu fassen, aber ich denke es ist eine Symbiose aus verschiedenen Stilen geworden. Ich beginne mit organisch, puristischen Ambient-Sounds und gehe dann über zu elektronischen Elementen und rhythmischeren Sounds. 

Gibt es bestimmte indische Künstler*innen, die ganz sicher im Soundtrack vertreten sind?

Ja, er wird mit Sicherheit Nitin Sawhney, Karsh Kale, Asha Puthli, Ilaiyaraaja, Jitwam, Todh Teri und den einen oder anderen Track aus alten indischen Filmen enthalten. Es gibt aber auch viele nicht-indische Künstler*innen, wie z.B. Al Dobson Jr. mit seiner Platte „Sounds from the Village", die ich mir gut vorstellen könnte. Ich habe mich auch von dem Masala Movement Podcast inspirieren lassen, der übrigens von Todh Teri gehostet wird.

GAURI GILL. ACTS OF RESISTANCE AND REPAIR

13. Oktober 2022 – 8. Januar 2023

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