Max Hollein freut sich auf ein vielfältiges Ausstellungsprogramm 2012 mit großen Namen wie Edvard Munch, Jeff Koons oder George Condo sowie jungen künstlerischen Positionen.

Die Erwartungen an das Ausstellungsjahr 2012 sind hoch. Kurz nachdem Glühweingeruch und weihnachtlicher Trubel vor der Tür der Schirn verschwunden sind, laufen in der Schirn bereits die Vorbereitungen für das Programm des neuen Jahres auf Hochtouren, während noch bis zum 29. Januar die viel beachtete Retrospektive „Ed Kienholz. Die Zeichen der Zeit" zu sehen ist. Der 9. Februar läutet das neue Jahr mit dem ersten Ausstellungs-Highlight ein.

Ein moderner Edvard Munch

Edvard Munch. Der Moderne Blick", eine Ausstellung, die derzeit im Centre Pompidou in Paris für Besucherrekorde sorgt. Sie zeigt das Werk des bedeutenden Malers Edvard Munch aus einer ganz überraschenden Perspektive. In Zusammenarbeit mit den Pariser Kollegen ist eine Ausstellung entstanden, die entgegen der landläufigen Meinung Munch als modernen Maler und begeisterten Nutzer der damals neuen Medien präsentiert. Seine Studien in den Bereichen Film und Fotografie sowie deren Auswirkungen auf sein malerisches Werk vermitteln dem Besucher ungeahnte Einblicke in die Arbeitsprozesse des Künstlers. Bereits Ende Februar eröffnen wir die Ausstellung „George Condo. Mental States" (22. Februar -- 28. Mai 2012), die das provokant-ironische Werk des US-amerikanischen Malers und Bildhauers erstmals umfassend in Deutschland präsentiert. Fratzenhafte Gesichter, doppelte Zahnreihen und übergroße Augen blicken uns aus dieser Ausstellung entgegen -- niemand stellt mithilfe der Groteske die Realität besser dar, als Condo.

Junge künstlerische Position

Im Frühling freue ich mich auf die Installation der deutsch-iranischen Künstlerin Bettina Pousttchi. 2009 hat sie in Berlin mit ihrer Arbeit „Echo" den Palast der Republik an der Fassade der Temporären Kunsthalle wieder auferstehen lassen. Mit „Framework" (19. April -- 17. Juni 2012) interpretiert Pousttchi den architektonischen und historischen Kontext der Schirn (und wohl auch die Altstadtdiskussion) in Form von bearbeiteten großformatigen Fotografien, die zwei Monate lang an der Fassade sowie in der Rotunde der Schirn zu sehen sein werden. Eine weitere sehr aktuelle künstlerische Position präsentieren wir im Juni mit „Michael Riedel. Kunste zur Text" (15. Juni -- 9. September 2012). Der Frankfurter Michael Riedel thematisiert in seinen Werken die Aspekte der Reproduzierbarkeit und Wiederholung von Kunst und Kunstwerken. Die Schirn widmet dem natürlich weit über die lokale Kunstszene hinaus bekannten Künstler eine Retrospektive.

Jeff Koons in einer großangelegten Retrospektive

Ein ganz besonderes Highlight in diesem Jahr wird die große Ausstellung „Jeff Koons" im Sommer (21. Juni -- 23. September 2012) sein. An gleich zwei Orten in Frankfurt werden die Werke von einem der wohl bekanntesten zeitgenössischen Künstler zu sehen sein. Die Schirn präsentiert in beiden Galerien eine groß angelegte Retrospektive seines malerischen Werks -- angefangen bei den frühen so genannten Maschinenbildern aus der Serie „Luxury & Degradation" über die umstrittenen Werke „Made in Heaven", bis hin zu den „Celebration"- und „Hulk Elvis"-Gemälden. Zeitgleich werden im Liebieghaus einige der weltbekannten Skulpturen Jeff Koons zu sehen sein und in einen fruchtbaren Dialog mit den Sammlungsexponaten und somit mit über 5000 Jahren Kunst- und Kulturgeschichte treten. Interessant dabei ist auch, dass Koons seit vielen Jahren einen großen Teil seiner Skulpturen hier in der Umgebung, bei der Arnold AG in Friedrichsdorf produziert.

Neue Perspektiven in der klassischen Moderne

Im Herbst wenden wir den Blick in der Schirn auf Gustave Caillebotte, den in Frankreich stark beachteten und in Deutschland bislang wenig bekannten impressionistischen Maler. In der Ausstellung „Gustave Caillebotte. Ein Impressionist und die Fotografie" (18. Oktober 2012 -- 20. Januar 2013) laden wir ein weiteres Mal zum Entdecken neuer Perspektiven in der klassischen Moderne ein. Mit ungewöhnlichen Bildausschnitten und urbanen Sujets nahm Caillebotte auf eindrückliche Weise den fotografischen Blick des frühen 20. Jahrhunderts vorweg und überführte ihn in erstaunlich moderne Gemälde. Die Themenausstellung „Privat" (1. November 2012 -- 3. Februar 2013) greift die heutzutage gesellschaftlich so virulente Fragestellung nach der Privatsphäre und Intimität auf. Mit zeitgenössischen wie auch historischen künstlerischen Positionen reflektiert und hinterfragt die Ausstellung durchaus kritisch und mit soziologischem Blick, was „privat" eigentlich heute noch bedeutet -- und das in einer Zeit wo etwa der Facebook Gründer Mark Zuckerberg das Ende des Zeitalters der Privatheit ausgerufen hat.

Ungeahnte Blickwinkel und brisante Themen

Das Ausstellungsjahr 2012 der Schirn verspricht vielseitige Einblicke in das aktuelle Kunstgeschehen und spannende Positionen der Kunstgeschichte. Auch einen kurzen Ausblick auf das Frühjahr 2013 möchte ich schon geben: Yoko Ono wird am 18. Februar 2013 80 Jahre alt. Anlässlich ihres Geburtstags widmet die Schirn der bedeutenden Künstlerin eine umfassende Retrospektive, auf die wir mehr als gespannt sein dürfen.