Max Hollein besuchte, in Begleitung der Kuratorinnen Esther Schlicht und Martina Weinhart, das Schwellenland Brasilien und konnte sich davon überzeugen, dass das Land im Bereich der Kunst bereits hervorragend international vernetzt ist.

Inmitten der tobenden Wirtschaftskrise reden alle von der Kraft der Schwellenländer. Die BRIC-Staaten sind unsere Hoffnung, nicht nur im Investmentportfolio, sondern auch als globaler Wirtschaftsmotor. Brasilien, Russland, Indien, China – das sind die Länder, in denen sich derzeit die Erde noch rascher dreht und an der Globalisierung heftig gearbeitet wird. Im Bereich der Kunst sind diese Länder bereits noch weiter, darüber konnten wir uns beispielhaft bei einer Vorbereitungsreise in Brasilien überzeugen. Ziel unserer fünftägigen Tour durch Sao Paolo, Belo Horizonte und Rio de Janeiro war es, mehrere Ausstellungsprojekte anlässlich des Buchmesseschwerpunktlandes Brasilien in 2013 auf den Weg zu bringen.

Globalisierung der Kunstwelt

Auffallend bei unserer Reise war für mich, wer schon alles aus der Kunstwelt in diesem Jahr in Brasilien war und ist und wie vernetzt sich die lokale Szene auch an diesem in den internationalen Kunstaustausch bereits vollkommen integrierten Ort darstellt. Hier trägt die Globalisierung der Kunstwelt ganz besondere Früchte: In Sao Paolo sahen wir die gigantische Ausstellung “In the Name of the Artists” mit amerikanischer zeitgenössischer Kunst aus der Sammlung des norwegischen Privatmuseums Astrup Fearnley, kuratiert von dem Isländer Gunnar Kvaran im Biennale Pavillon der brasilianischen Architekturlegende Oscar Niemeyer. Und in der Pinacoteca do Estado begrüßte uns die Werkschau “Your Body Of Work” von Olafur Eliasson, während im Museu de Arte de São Paulo eine von der Deutschen Bank unterstütze Ausstellung von Sigmar Polkes Druckgraphik gezeigt wurde.

Umringt von Kuratoren des New Yorker MoMA

In Rio de Janeiro besuchten wir im Museu de Arte Moderna eine ungemein beeindruckende Retrospektive der unlängst verstorbenen herausragenden französisch-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois, organisiert und zusammengestellt durch die Schweizer Galerie Hauser und Wirth. Beim Mittagessen im Museumsrestaurant waren wir umringt von Kuratoren des New Yorker MoMA, die mit den Kollegen vor Ort über Präsentationsprobleme südamerikanischer Kunst diskutierten.

Der globale Austausch der Kunstwelt

In der einzigartigen, überwältigenden Anlage von Inhotim in der Nähe von Belo Horizonte begrüßte uns der zuständige deutsche Kurator Jochen Volz, den Frankfurtern noch in bester Erinnerung als Ausstellungsleiter des Portikus, und zeigte uns die neuesten Großinstallationen von Doug Aitken und Matthew Barney inmitten eines botanischen Gartens mit der weltweit größten Sammlung von Palmenarten.

Nicht nur Künstler sind international, insbesondere ist es der globale Austausch der Kunstwelt. Und während wir mit Brasilien eventuell noch ein gewisses klischeehaftes Bild verbinden, hat sich nicht nur dieses Land transformiert, sondern hat sich die internationale Kunstwelt schon bestens mit der faszinierenden brasilianischen Kunstszene vernetzt.