Der Kinder-Erlebnisraum der SCHIRN wurde beim 51. ADC Wettbewerb ausgezeichnet. Architektur und Konzept wurden gemeinsam von der SCHIRN und Atelier Markgraph entwickelt. Ein Interview mit dem Geschäftsführer Stefan Weil über die Bedeutung des Preises.

Seit Dezember 2014 gibt es in der SCHIRN einen kreativen Erlebnis- und Erfahrungsraum für Kinder ab drei Jahren bis ins Grundschulalter: die MINISCHIRN. Mit dieser innovativen Dauerinstallation zu den Themenfeldern Farbe, Form und Struktur bietet die Institution ihren jüngsten Besuchern einen außergewöhnlichen Spiel- und Lernparcours. Während die Kinder in der MINISCHIRN selbstbestimmt auf Entdeckungstour gehen, können die Eltern konzentriert und entspannt die laufenden Ausstellungen besuchen.

Auf insgesamt über 100 m² bilden verschiedene Rauminszenierungen und Experimentierstationen in der MINISCHIRN den Rahmen für eine spielerische Expedition durch die Themenfelder ästhetischer Wahrnehmung. Die kunstpädagogische Abteilung der Schirn hat in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Agentur für Kommunikation im Raum Atelier Markgraph eine dynamische Architektur entwickelt, die an Baumhäuser erinnert und die strengen Linien in den Räumen der ehemaligen Buchhandlung der Kunsthalle aufbricht, aber dennoch in ihrer Klarheit die Formensprache des Gebäudes widerspiegelt.

Die MINISCHIRN wurde beim 51. ADC Wettbewerb in der Kategorie "Kommunikation im Raum" ausgezeichnet. Stefan Weil, Geschäftsführer bei Atelier Markgraph, erklärt, was es mit der Auszeichnung auf sich hat.

SCHIRN MAGAZIN: Wer steckt hinter dem ADC?

STEFAN WEIL: Hinter dem Preis steckt der weltweit renommierte Art Directors Club, seit über 50 Jahren auch in Deutschland eine Instanz für exzellente kreative Kommunikation. Bei uns sind derzeit über 600 führende Kreativköpfe im ADC präsent: Designer, Architekten, Szenographen, Fotografen, Illustratoren, Regisseure, Komponisten, Werber, etc.

SM: Was bedeutet die Auszeichnung in der Branche?

SW: Der ADC Wettbewerb ist legendär. Nur die Besten aus mehreren Tausend eingesendeten Kreativarbeiten jährlich haben vor der ADC-Jury Bestand. Über 360 hochkarätige Juroren - alle ADC Mitglieder - in 28 Jurys bewerten die Arbeiten. Ist die Arbeit originell? Kommuniziert sie ihre Inhalte verständlich? Hat sie die Kraft, Bewusstsein zu verändern? Ist sie handwerklich überzeugend? Und nicht zuletzt: Beglückt, berührt oder bereichert die Arbeit? Nur, wer all diese Kriterien erfüllt, erhält eine Auszeichnung.

SM: Warum wurde die MINISCHIRN ausgezeichnet?

SW: Die Jury hat besonders überzeugt, dass die Themenräume nicht nur schön sind, sondern auch unmittelbar Ihre Funktion und Interaktion offenbaren. Kindgerecht und genauso "bezaubernd" für die Eltern. Eine kompatible Ergänzung in Farbe, Form und Funktion zum Gesamtversprechen der SCHIRN.

SM: Was ist das außergewöhnliche an der Architektur der MINISCHIRN -- aus Sicht des Architekten und aus Sicht der Kinder?

SW: Die Architektur gibt Raum für ein Gesamterlebnis: Kinderkunstvermittlung als Parcours, der künstlerische Strategien kindgerecht übersetzt und in Erlebnisräume überträgt, die dem natürlichen Bewegungsdrang der Kinder entgegenkommen und Partizipation ermöglichen. Die Kinder spüren intuitiv, dass sie hier ernst genommen werden und ihre Eigenständigkeit respektiert wird.

SM: Gibt es deutschlandweit etwas Vergleichbares?

SW: Die gestalterische Qualität für Kinderräume nimmt stets zu. Kindertagesstätten, Spielplätze, Spielzeug, das macht als Vater und Gestalter Freude. Unser Atelier hat von Beginn an integrativ die Kinder mit bedacht. Ob als Kinderspuren in Museen und Markenräumen oder als eigene temporäre Orte für Kids. Angefangen mit dem „Stern für Kids'" von und für Mercedes-Benz 1995. Die MINISCHIRN ist aber deutschlandweit ein ganz eigenes Format, vor allem wegen ihrer pädagogischen und gestalterischen Konsequenz.

SM: Woher hatten Sie Ihre Inspiration für die MINISCHIRN-Architektur?

SW: Unmittelbar nach der Erstbegehung wurde das Baumhaus als Metapher vereinbart, um die strenge Zweigeschossigkeit der Bestandsarchitektur zu durchbrechen und Bewegung mit ins Spiel zu bringen. Die architektonische Raffinesse erkennt der Besucher bzw. deren Mama und Papa im Guckkasten, einem Exponat zum künstlerischen Prinzip des Perspektivwechsels. Dort steht ein Modell der MINISCHIRN. Es ist das erste Mal bei unseren Projekten, dass ein Modell eine permanente Rolle spielt. Oft dienen diese "nur" zur Veranschaulichung im Arbeitsprozess.

SM: Haben Sie selbst Kinder, die die MINISCHIRN bereits ausprobieren konnten? Wie waren deren Reaktionen?

SW: Ich habe drei Söhne. Silas ist mit seinen 6 Jahren "Kernzielgruppe". Selbstverständlich war er der erste Juror und auch in der konzeptionellen und gestalterischen Arbeit der "Wächter" der Nutzer. Die wunderschönen Illustrationen von Christian Bitenc der "MINISCHIRNIES", der kleinen Figuren, die die MINISCHIRN bevölkern, hängen bei Silas im Zimmer. Er ist ein Fan erster Stunde.

Informationen und Öffnungszeiten der MINISCHIRN erfahren Sie auf der Website der SCHIRN KUNSTHALLE FRANKFURT.

Mehr erfahren über die MINISCHIRN im Film über den Erlebnisraum: