Der Grafikdesigner Felix Kosok hat sich von der Magritte-Ausstellung in der SCHIRN inspirieren lassen und eine kleine Modekollektion entworfen. Ein Interview.

Freitagnachmittag, Treffen mit dem Grafikdesigner Felix Kosok (29) in einem Frankfurter Café.  Sein Tag war aufregend, erzählt er. Zum ersten Mal hat er als Dozent ein Seminar geleitet – an der HFG in Offenbach, an der er selbst studierte und wo er jetzt zum Thema „Die Vermessung im politischen Design“ promoviert. In seiner Ein-Mann-Agentur Studio 069 entwickelt er außerdem Plakate und Webdesigns. Für seine Arbeiten hat er bereits viele Preise gewonnen, unter anderem den Award des Type Directors Club New York. Auch für die Schirn entwirft er Plakate, Kataloge und Visuals für die SCHIRN-Podcasts. Von der Magritte-Ausstellung war er so begeistert, dass er eine eigene kleine Kollektion mit T-Shirts, einem Sweatshirt und einem Schal zum Thema designte. Wir haben mit ihm über Mode, Magritte und gutes Design gesprochen.

Schirn Magazin: Was hat dich an Magrittes Kunst so beeindruckt, dass du dachtest: Daraus muss ich Mode machen?

Felix Kosok: Ich habe schon vor der Magritte-Kollektion T-Shirts gemacht. Zum Beispiel ein Shirt mit dem Schriftzug Babo, also Boss. Ich fand immer, Babo klingt wie die männliche Form von Barbie. Auf meinem T-Shirt prangt dieses Gangster-Wort deshalb in pinkfarbenem Barbie-Schriftzug und so verschiebt sich die Bedeutung. Bei Magritte war es ähnlich:  Mich haben diese Bilder interessiert, die keine richtigen Bilder sind. Der Verrat der Bilder und die Philosophie, die dahinter steht. Ich fand es spannend, nicht nur Motive zu benutzen, sondern auch Worte.

Deine Kollektion spielt auf Magrittes berühmtesten Werk an: Das Bild mit der Pfeife unter der zu lesen ist: Ceci n’est pas une pipe. Du hast ein T-Shirt entworfen mit dem Schriftzug: Ceci n’est pas un logo, also: Dies ist kein Logo.

Genau, aber er ist so platziert, dass er aussieht wie ein Logo.  Und es gibt einen Schal, auf dem zu lesen ist: Ceci n’est pas echarpe de fan (Dies ist  kein Fan-Schal), weil es natürlich kein Fan-Schal ist, aber so aussieht wie einer. Auf einem Shirt steht unter dem Bild einer Wassermelone: Dies ist kein Hut. Das ist eine Anspielung auf den Melonen-Hut, den Magritte selber trug und der in seiner Kunst ein wiederkehrendes Motiv ist.

Ceci n’est pas une shirt (Dies ist kein Shirt) ist auf ein weiteres Shirt gedruckt. Das stimmt im Gegensatz zu Magrittes Bild mit der Pfeife nicht, denn es handelt sich ja tatsächlich um ein Shirt ...

Ich mag T-Shirts, die beim Betrachter wenigstens ein Schmunzeln hervorrufen. Noch besser ist es, wenn ich Gedankengänge anregen kann. Wenn auf einem T-Shirt steht, dass es kein T-Shirt ist, fragt man sich: Was ist es dann? Ein Statement? Ein Produkt? Eine Verkleidung? Magrittes Werke irritieren und bringen den Betrachter zum Nachdenken, aber auf eine lustige Art. So wie Mode auch.

Wie und wo hast du die Shirts produzieren lassen?

Ich habe sie im Frankfurter Sandweg bei einer kleinen Druckerei bedrucken lassen. Mit denen arbeite ich sehr gern zusammen. Die haben mich auch beraten, welche T-Shirts am besten funktionieren. Die Shirts sind unisex, 100 Prozent aus Baumwolle und fairtrade hergestellt.

Du bist eigentlich kein Modedesigner, sondern Grafik- und Webdesigner. Fast wie Magritte, der, bevor er sich ganz auf die Kunst konzentrierte, sein Geld als  Plakat- und Werbezeichner verdiente. Was gefällt dir an seinen Plakaten?

Ein Plakat muss im ersten Moment den Blick einfangen, gut aussehen und etwas Besonders haben. Auf den zweiten Blick muss es Türen und Assoziationsketten eröffnen. Magrittes Plakate tun das. Und auch Magrittes Kunst ist sehr plakativ. Ich arbeite auch gern plakativ.

Was macht für dich gutes Design aus?

Gutes Design ist nicht richtiges Design, denn es gibt kein richtiges Design. Gutes Design ist in seiner Formsprache dem Thema angemessen. Es sollte dem Betrachter eher eine Reibungsfläche bieten und ihn zum Nachdenken anregen, als dass es ganz glatt funktioniert. Als Gestalter muss man außerdem eine Haltung haben. Ich finde es immer gut, Design und Politik miteinander zu verbinden. Ich bringe Design stark mit Demokratie zusammen, denn Design ist offen für das Thema, für das es benutzt wird. Das heißt natürlich auch, dass es nicht nur für gute Dinge, sondern auch für schlechte eingesetzt werden kann. Deshalb finde ich es wichtig, dass Designer politisiert werden. 

Was können Grafikdesigner heute von Magritte lernen?

Dass es manchmal besser ist, Verwirrung zu stiften, als klare Aussagen zu treffen. Klare Aussagen erschöpfen sich schnell, und ganz klare Aussagen gibt es im Leben eigentlich nicht.