Der DJ und Musiker Ludwig Röhrscheid legt auf dem SCHIRN-Sommerfest auf. Das Interview auf dem SCHIRN MAGAZIN

Wenn man mit Ludwig Röhrscheid am Telefon spricht, hat man das Gefühl, einen alten Hasen des Showgeschäfts bzw. der Clubszene am anderen Ende der Leitung zu haben.Tatsächlich bespielt er schon seit vier Jahren mit seinen Sets die namhaften Clubs Frankfurts, dementsprechend ist man etwas verblüfft, wenn Ludwig ankündigt, er gehe jetzt auf die zwanzig zu. Ludwig Röhrscheid gehört zu der Generation, die mit House und Techno aufgewachsen ist und die langsam aber sicher die Decks für sich reklamiert.

Schirn Magazin: Ludwig, deine DJ-Sets sind musikalisch sehr breit gefächert: Spiritual Jazz, Flamenco, Japanischer Funk, New Wave, Chicago House, UK Garage und Detroit Techno zählst du in dein Repertoire. In welche Richtung wird dein Set beim SCHIRN-Sommerfest gehen?

Ludwig Röhrscheid: Das ist schwer zu sagen. Ich werde mich an die Stimmung anpassen, die ich in diesem Moment empfinde, denn darum geht es: eine Stimmung zu erzeugen. Grundsätzlich denke ich, dass diese Musikrichtungen alle zusammen hängen. House mit Jazz, New Wave mit Techno usw. Demnach bestimmt nicht das Genre meine Musikauswahl sondern viel mehr das jeweilige Stück und der Moment an sich.

SM: Das heißt, du entscheidest auch live noch sehr viel?

LR: Das ist unterschiedlich. Entweder ich denke mir im Vorfeld eine Geschichte aus und suche mir entsprechend Platten zusammen um bewusst verschiedene Stimmungen zu konstruieren. Oder aber ich treffe nur eine Grundauswahl und entscheide dann spontan was ich damit anfange.

SM: Weißt du schon wie es beim SCHIRN-Sommerfest sein wird?

LR: Mein Set wird sich über den ganzen Abend erstrecken, daher werde ich viel Musik mitnehmen, um flexibel zu bleiben. Es wird auf jeden Fall sommerlich und ich freue mich schon, gerade zu Beginn auch mal ein paar Sachen spielen zu können, die ich sonst immer zuhause lasse.

SM: Das Liveset gestalten Friedmann & Liebezeit, die in der Hauptsache mit Schlagzeug und sehr ausgefeilten Rhythmen arbeiten. Auch du hast Schlagzeug gelernt. Welche Rolle spielt es bei deinen Sets bzw. in deiner Musik?

LR: Ich habe mich dadurch viel mit Rhythmus auseinander gesetzt. Das Schlagzeug selbst ist in meiner Musik eher kein vordergründiges Merkmal, aber ein ausgefeilter Rhythmus und auch eine gute Abmischung der einzelnen Elemente können mich oft zum Kauf einer Platte bewegen. Mir ist aufgefallen, dass Stücke, die mir besonders gut gefallen und die ich als zeitlos empfinde, mir einen gewissen Freiraum in sich selber lassen, ohne mir dabei eine gewisse Emotion aufdrängen zu wollen. Im Gegensatz dazu finde ich manchmal genau solche Stücke interessant, die ganz plump und uninspiriert darauf abzielen.Ich spiele auch selbst Musik ein. Ich habe eine bescheidene Sammlung aus 80er- und 90er-Jahre-Equipment. Das sind zwei Jahrzehnte, die mich musikalisch sehr interessieren und inspirieren.

SM: Was findest du an den Jahrzehnten so spannend?

LR: Ich finde allgemein interessant wie die Themen sich in der Musik und speziell auch in den verschiedenen Genres verändern. Und gerade die 80er- und 90er-Jahre behandelten meiner Meinung nach interessante und auch heute noch aktuelle Themen, bleiben deshalb für mich zeitlos und sprechen mich persönlich an. Ob "The Smiths" in London oder "Underground Resistance" in Detroit.

SM: Erzähl uns von deinem Projekt LAF.

LR: LAF steht für meine drei Vornamen Ludwig Aron Freimund. Bei diesem Projekt geht es mir fast mehr um Klangerzeugung und grundsätzliche, physikalische, rhythmische und mathematische Konzepte der Musik. Das ganze kann man sich dann als Installation oder Live-Act vorstellen. Ich arbeite daran komplett digital mit dem Computer, dem auch eine ganz wichtige eigenständige Rolle in dem Prozess beigemessen ist.

SM: Kann man dich mit LAF auch live sehen?

LR: Darüber wird man bald mehr erfahren, ich habe das Projekt zwar schon mal präsentiert, aber eher im kleineren Rahmen, da sich dafür bisher wenig angemessene Gelegenheiten geboten haben. Es findet ja auch eher in einem Kunstkontext statt.

SM: Wie kamst du zum DJ-ing und wie lange machst du das schon?LR: Ich habe schon früh und auf verschiedenen Wegen angefangen, mich für Musik zu interessieren, die im Club-Kontext gespielt wird, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt selber noch gar nicht in Clubs reinkam. Ich habe mir das dann immer vorgestellt. Als ich alt genug war, hatte ich dann schon einen ganz guten Draht zu ein paar Clubs und habe dadurch schließlich auch legal in Clubs spielen dürfen.SM: Mit welcher Musik bist du groß geworden?LR: Von meinen Eltern habe ich zwei Seiten mitbekommen. Mein Vater hört viel Jazz, viel Musik aus den 60er- und 70er-Jahren. Meine Mutter hat mir für mich sehr wichtige Musik gezeigt: Detroit Classics wie zum Beispiel "Underground Resistance" aber auch frühe deutsche elektronische Musik wie D.A.F., Kraftwerk oder auch Moritz von Oswald. Mit meiner Mutter habe ich auch sehr viel klassische Musik gehört. Arvo Pärt, John Cage, Steve Reich, Phillip Glass, Ravel und Shostakovich liebe ich. Über die Klassik, ob modern oder ganz klassisch, kann man viel über Arrangements in der Musik lernen.SM: Was machst du, wenn du nicht auflegst?LR: Im Moment mache ich ein Praktikum bei einem Frankfurter Künstler. Ich will auch selber Bildende Kunst studieren und habe da ein paar Orte im Blick. Dafür arbeite ich gerade viel, zum Beispiel an LAF.SM: Wo in Frankfurt kann man dich mit deinen Sets erleben?LR: Ich habe keine feste Residency und habe schon fast überall einmal aufgelegt.Wo ich spiele, kündige ich immer auf meiner Facebook-Seite an.