Mark Schreiber im Interview über seine Performance anlässlich der Ausstellungseröffnung „Geheimgesellschaften".

Anlässlich der Ausstellungseröffnung „Geheimgesellschaften" ist am Mittwoch, den 22. Juni 2011 um 20 Uhr in der Rotunde der SCHIRN Kunsthalle die Performance „Rehearsal of Flickers" des südafrikanischen Künstlers Mark Schreiber zu sehen. Mark Schreiber lebt und arbeitet seit drei Jahren in Frankfurt. Die Performance spielt mit geheimnisvollen Symbolen, verborgenen Gesten und macht neugierig auf die Ausstellung, die im Anschluss daran in der SCHIRN zu besichtigen ist. Der Abend verspricht mit der Eröffnung „Geheimgesellschaften", der Performance und dem Sommerfest der SCHIRN ein Kunstereignis der besonderen Art zu werden. Im Interview spricht Mark Schreiber über den geheimnisvollen Aspekt seiner Arbeit, über Morsecodes und das Hintergrundrauschen in den Medien.

Fabian Famulok: In der Ausstellung „Geheimgesellschaften" geht es um das Verborgene und Versteckte. Spielt das Geheime generell eine Rolle in Deiner künstlerischen Arbeit?

Mark Schreiber: Ich habe dieses Thema immer wieder in meinen Installationen verarbeitet. Meine erste Arbeit, „45 Steps", befasste sich mit Bewegung im Raum. Es war eine Topographie von einem Gebiet, in dem ich einmal gewohnt habe. Ich beschäftigte mich mit Räumen, zu denen man keinen Zutritt hat. Bei denen man sich fragt, was in diesem verschlossenen Raum vor sich geht. Bei der letzten Arbeit, „Spatial Language in Jest", die ich für meine Ausstellung in Frankfurt in der Galerie Kai Middendorff gemacht habe, ging es um die Adaption von Zeichensprache und Handbewegungen. Es ging um Kommunikation, die man nicht sofort versteht. Insofern ist das Versteckte für mich schon immer ein Thema gewesen.

FF: Worin liegt bei der Arbeit „Rehearsal of Flickers", die in der Ausstellung „Geheimgesellschaften" zu sehen ist, das Verborgene?

MS: „Flickers" (dt. Flimmern) ist ein Wort für kurze, flüchtige Nachrichten, die auch nur Andeutungen sein können. Zum Beispiel nennt man Lichtsignale so, mit denen man sich Nachrichten mit Hilfe des Morsealphabets sendet. „Rehearsal" (dt. Probe) ist im Prinzip auch etwas Verborgenes. Es ist etwas, das man nicht in der Öffentlichkeit tut, es ist eine Vorbereitung auf die Öffentlichkeit. Insofern ist das geheime schon im Titel des Werks angelegt. Es handelt sich um ein Ritual, das nicht für die Öffentlichkeit gedacht ist.

FF: Wie muss man sich die Performance vorstellen?

MS: In der eigentlichen Performance macht der Performer Kim Willems dezente Handgesten. Die Gesten sind sehr präzise und beziehen sich auf Symbole am Boden. Das ist eine ähnliche geheime, kodierte Sprache wie der Morsecode. In der Performance habe ich die Gesten mit Sound verbunden. Sound ist für mich interessant, weil es so viele Hintergrundgeräusche in den Medien und der heutigen Kommunikation gibt, dass man letztlich nicht alles verstehen kann. Eine Art Noise (dt. Rauschen). Es geht um das Nicht-Verstehen und Verstehen.

FF: Ist die Performance speziell für die Ausstellung „Geheimgesellschaften" entstanden?

MS: „Rehearsal of Flickers" ist nach der Einladung in die Ausstellung „Geheimgesellschaften" in der SCHIRN Kunsthalle entstanden. Es ist das erste Mal, dass sie gezeigt wird, und sie ist speziell für diese Architektur, für die Rotunde der SCHIRN, entworfen. Die Rotunde ist perfekt durch ihre Form und durch diesen Schwebezustand zwischen öffentlichem und nicht-öffentlichem Raum. Es gibt verschiedene interessante architektonische Aspekte, die die Rotunde zum idealen Raum für die Installation und die Performance machen. Kim Willems und ich nutzen bewusst die Architektur der Rotunde.

FF: Nach der Performance bleiben die Symbole auf dem Boden der Rotunde als Installation für den Zeitraum der Ausstellung bestehen. Die Symbole sind also auch für sich ein geschlossenes Werk?

MS: Ich sehe die Symbole nicht als Überbleibsel der Performance, sondern habe die Performance und die Installation als zwei voneinander unabhängige Elemente vorgesehen. Der Titel „Rehearsal of Flickers" vermittelt ein gewisses Gefühl von Aktion, aber man wird nur ein Diagramm auf dem Boden sehen, das man nicht verstehen kann. Mit diesen zwei Elementen, dem Titel und dem Diagramm, kann sich der Betrachter auseinandersetzen, darin eine fremde Sprache entdecken. Die Zeichen auf dem Boden lassen die Abwesenheit von einer Aktion deutlich werden. Das Diagramm mit seinen Symbolen hat aber auch eine eigene Dynamik, und kann daher eigenständig existieren. Im öffentlichen Raum ist man schließlich ständig mit Symbolen konfrontiert, die einen anhalten, bestimmte Regeln zu befolgen.

Performance, Ausstellungseröffnung und das SCHIRN Sommerfest finden am Mittwochabend ab 19 Uhr in der SCHIRN Kunsthalle statt. Die Veranstaltungen sind öffentlich. Auf dem Sommerfest erwarten Sie Drinks, Barbecue und eine außergewöhnliche Eröffnungsrede. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!