Der junge Freundeskreis der SCHIRN besuchte Tobias Rehberger in seinem Atelier und warf einen Blick hinter die Kulissen der Galerie Bärbel Grässlin. Wir waren dabei.

Ein Mittwochabend in einem Hinterhaus in der Frankfurter Innenstadt: Das Neonlicht strahlt grell, der Fußboden ist lila, von der Decke hängen Lampengebilde aus Klettband und an einen Tisch ist eine Versuchstropfanlage geschraubt. Wir sind mittendrin – im Atelier von Tobias Rehberger, 46, einem der international erfolgreichsten Künstler seiner Generation. Berühmt gemacht haben ihn vor allem seine raumfüllenden Installationen, die sich auf der Schnittstelle zwischen Kunst und Design bewegen. 2009 wurde er auf der Biennale in Venedig mit dem „Goldenen Löwen“ ausgezeichnet, seit 2001 unterrichtet er an der Städelschule, zur Zeit ist er dort Rektor. Jetzt steht Tobias Rehberger vor uns in Jeans, Turnschuhen und Strickpulli. „Ich brauche erst mal einen Aschenbecher“, sagt er und zündet sich eine Zigarette an.

Klein und intim, aber immer offen für neue Mitglieder

Um ihn herum gruppieren sich Mitglieder des SCHIRN CIRCLE. Das ist der Verein für junge Freunde der SCHIRN Kunsthalle, der im September vergangenen Jahres ins Leben gerufen wurde. Es ist ein Kreis für (vor allem berufstätige) Kunstinteressierte im Alter von 25 und 40 Jahren – klein und intim, aber immer offen für neue Mitglieder. Auf dem Programm stehen zum Beispiel exklusive Führungen und Kunsttrips in andere Städte. Außerdem kommt man mit der SCHIRN CIRCLE-Karte umsonst in alle SCHIRN-Ausstellungen.

Tobias Rehberger erzählt von seiner Arbeit

Dieser Abend, organisiert von der SCHIRN CIRCLE-Leiterin Steffie Müller und dem Kurator Matthias Ulrich, soll einen Blick hinter die Kulissen des Kunstbetriebs bieten – und uns nicht nur ins Atelier von Tobias Rehberger führen, sondern auch in die Galerie Bärbel Grässlin, die Rehberger vertritt. Aber dazu später. Erst einmal erzählt Tobias Rehberger von seiner Arbeit. Dass sein Atelier anders ist, als die meisten anderen Künstlerateliers, wird schon beim ersten Hinsehen klar. Die zwei Stockwerke des Hinterhauses sind in eine Büroetage und eine Werkstatt eingeteilt. Rehberger betreibt hier eine Art Kunstfabrik, in der er zehn, manchmal sogar bis zu 35 Mitarbeiter beschäftigt: Architekten, eine Buchhalterin, eine Produktgestalterin, eine Produktionsleiterin, ein Studiomanager, Schreiner und Künstler. „Meistens zeichne ich einen Entwurf, den ich dann gemeinsam mit Architekten in eine 3D-Animation umsetze, danach fertigen wir in der Werkstatt ein bis zehn Modelle. Wenn die mit unseren Vorstellungen übereinstimmen, wird die Arbeit in groß gebaut“, verrät er. Danach zeigt er uns noch die Werkstatt, in der es intensiv und angenehm nach Holz riecht. Auf einer Werkbank steht das Modell einer Skulptur, die erst einmal wie ein abstrakter Knoten aussieht. Wenn Licht auf die Skulptur fällt, wirft sie jedoch einen Schatten: das englische Wort „Luck“. Schon bald wird das Gebilde, natürlich in einer größeren Version, in einem Londoner Park stehen.

Der nächste Höhepunkt des Abends

Die Stunde in Tobias Rehbergers Kunstfabrik verging schnell und eigentlich würden wir gerne noch eine Weile bleiben, aber der nächste Höhepunkt des Abends wartet schon: Der Besuch in der Galerie Bärbel Grässlin. „Sie ist die Grande Dame der Frankfurter Galerienszene. Aber ihre Galerie ist auch international renommiert“, sagt Matthias Ulrich. Auf dem Weg dorthin schwärmt Katja Klement, Produktmanagerin bei einem Aschaffenburger Modeunternehmen und SCHIRN CIRCLE-Mitglied der ersten Stunde, noch ein bisschen von dem, was sie gerade erlebt hat: „Tobias Rehberger ist ein unheimlich lockerer und sehr geduldiger Typ. Mir hat gefallen, dass er so offen und persönlich auf alle unsere Fragen eingegangen ist.“

Berichte aus dem Galerie-Alltag

Dann erreichen wir die Galerie, die, etwas versteckt hinter einer Toreinfahrt in der Schäfergasse, in der Halle einer ehemaligen Glaserei untergebracht ist. Bärbel Grässlins Mitarbeiter Susanne Hofmann und Klaus Webelholz erwarten uns, schenken Weißwein und Wasser aus und berichten aus ihrem Galeristen-Alltag. In dem meterhohen, hellen Raum sind Arbeiten von Georg Herold verteilt, einem deutschen Bildhauer, der, wie die meisten Künstler, die von Bärbel Grässlin vertreten werden, seine Laufbahn in den 1980er-Jahren begann. An den Wänden hängen Bilder auf die er Kaviar-Eier geklebt und sie dann nummeriert hat. Dazwischen stehen einige seiner Skulpturen. Außerdem entdecken wir ein Modell von Tobias Rehberger. Auch diese Skulptur wirft eine Schattenbotschaft auf den Boden, wenn das Licht aus der richtigen Richtung fällt. Und so schließt sich der Kreis. Zumindest für diesen Abend. Aber schon bald geht es weiter, denn die nächsten spannenden Veranstaltungen des SCHIRN CIRCLE stehen bereits fest: Exklusivführungen durch die Ausstellungen „Edvard Munch. Der moderne Blick“ und „George Condo. Mental States“. Und noch ein Vorteil für SCHIRN CIRCLE Mitglieder: Mit der SCHIRN CIRCLE Karte kann man an den Warteschlangen vorbei direkt in die Ausstellung spazieren.