Farben erfahren, Wände falten, Licht mischen und viel mehr: Damit beschäftigen sich Kinder seit einem Jahr täglich in der MINISCHIRN, dem mehrfach ausgezeichneten Erlebnisraum für Kinder in der SCHIRN.

Begonnen hat das Projekt vor fast drei Jahren mit der Auflösung der Buchhandlung im Foyer der SCHIRN. In dem damals leer stehenden architektonisch engen Korsett sollten auf zwei Ebenen die Räumlichkeiten der neuen MINISCHIRN entstehen – einem dauerhaften Erlebnisraum, der ästhetische Prinzipien im wahrsten Sinn des Wortes kinderleicht erfahrbar macht. Das inhaltliche Konzept hierzu wurde von der pädagogischen Abteilung der SCHIRN entwickelt, allen voran Simone Boscheinen.

Ein roter Faden aus Form, Farbe und Struktur sollte die Erlebnisräume der MINISCHIRN miteinander verbinden, beginnend mit einfachen Gesetzmäßigkeiten, wie zum Beispiel den Grundfarben, deren Komplexität sich von Raum zu Raum steigern. Man sollte anfassen dürfen und vor allem selbst ausprobieren. Im Vordergrund für die Besucher im Alter von 3–8 Jahren sollte der Spaß stehen und der Erkenntnisgewinn für die Kinder ein positiver Nebeneffekt sein.

Die MINISCHIRN etabliert ein neues Format in der deutschen Ausstellungslandschaft: Ein permanenter Spiel- und Lernparcours mit einem Design, dass Kindern den eigenständigen Zugang zu Kunst ermöglicht.

Juryurteil Red Dot Award 2015

Mit Atelier Markgraph, Agentur für Kommunikation im Raum, konnte ein erfahrener Partner für die architektonische Gestaltwerdung des Projekts gewonnen werden. Die beiden Etagen wurden durch die Idee eines futuristisch anmutenden Baumhauses miteinander verbunden um das pädagogische Konzept in gebaute Architektur zu übersetzen. Im unteren Geschoß ergab sich viel freie Fläche, in die mit dem Mustergenerator, der Kugelbahn und der Kinowippe Stationen integriert wurden, an denen sich die Prinzipien von Ursache und Wirkung erproben lassen.

Erfahrungen mit ästhetischen Prinzipien und physikalischen Gesetzmäßigkeiten

Ein Schattentheater lädt zum Aufführen von selbsterdachten Geschichten ein. Durch den Farbtunnel gelangen die Kinder ins Obergeschoß, wo der Farbleuchtturm den Auftakt zu einer Reihe von aufwändig gestalteten Räumen bildet. Im Steckraum, Licht- und Schattenraum, Spiegelraum oder Faltraum darf angefasst und ausprobiert werden. Grafisch geben die Figuren von Christian Bitenc – auch sie Kombinationen aus Formen, Farben und Strukturen – Hinweise auf die Funktionen der Räume. Dies alles fügt sich harmonisch in die SCHIRN, deren einzige dauerhafte Einrichtung nun die MINISCHIRN ist.

Foto: Norbert Miguletz

Kinder, die die MINISCHIRN besuchen, machen spielend leicht ihre Erfahrungen mit ästhetischen Prinzipien und physikalischen Gesetzmäßigkeiten. Ihre Bedürfnisse stehen im Vordergrund und sie allen bestimmen das Tempo, in dem sie ihre Entdeckungen machen. Das gelungene Konzept, das Erlebnis und Erkenntnisgewinn miteinander verbindet, wurde bald nach der Eröffnung durch zahlreiche Preise gewürdigt.

Ein eigenständiger Zugang zu Kunst

Den Anfang machte 2015 der Red Dot Award in der Kategorie „Communication Design“ und wurde durch die Jury folgendermaßen begründet: „In einer baumhaus-ähnlichen Architektur bietet der Spiel- und Lernparcours eine unterhaltsame Weise, das ABC von Kunst und Kreativität selbst zu erleben. Individuelle Rauminstallationen und Experimentierstationen ermöglichen die körperliche Erfahrung künstlerischer Strategien wie Irritation oder Transformation. Die MINISCHIRN etabliert ein neues Format in der deutschen Ausstellungslandschaft: Ein permanenter Spiel- und Lernparcours mit einem Design, dass Kindern den eigenständigen Zugang zu Kunst ermöglicht.” 

Foto: Norbert Miguletz

Es folgten der Sieg im Wettbewerb des Art Directors Club in der Kategorie „Kommunikation im Raum – Permanente Themenausstellung“ und der goldene CommAward in der Kategorie „Der Raum“. Die Verleihung des FAMAB-Awards durch den gleichnamigen Verein begründete dessen Jury mit dem „extrem ungewöhnliche[n] Konzept“ und der Ausrichtung desselben an der Zielgruppe: „Sie kann mit Kunst und der eigenen Kreativität experimentieren und wird so spielerisch an die Kunst herangeführt."

Zuletzt kam der German Design Award 2016 hinzu, bei dem die MINISCHIRN in der Kategorie „Excellent Communications Design, Interior Architecture“ die Auszeichnung „Special Mention“ erhielt. Gewürdigt wurden hier die architektonische Idee des Baumhauses, die reduzierte und abstrakte Formensprache wie auch die spielerische Erfahrbarkeit von Kreativität und Kunst.

Am wichtigsten ist jedoch der Zuspruch durch die mehr als 400 Kindergruppen und die über 10.000 Einzelbesucher innerhalb des ersten Bestehungsjahres, die zum Teil schon mehrfach in die MINISCHIRN gekommen sind und damit zum Ausdruck bringen, dass das Konzept gelungen ist.