Ein geheimnisvoller Name für ein Boot von Tobias Rehberger. In der Schirn ist dieses als riesiger Abdruck auf einer Wand zu sehen. So flach wie die Fototapete ist, so tief ist die dahinterliegende Geschichte.

Das Motiv der Tapete ist eine Fotografie der gleichnamigen Skulptur von Tobias Rehberger: einem riesigen futuristischen Boot, das in seiner schwarzen und kantigen Erscheinung an militärische Tarnkappenflugzeuge erinnert. An dem Entwurf des Bootes selbst war Rehberger nicht direkt beteiligt: der dänisch-vietnamesische Künstler Danh Vo, Student von Rehberger an der Frankfurter Städelschule, entwarf das Modell im Stile seines Professors nach den Skizzen seines vietnamesischen Vaters. Danh Vo´s Vater hatte nach dem Fall von Saigon (heute Ho-Chi-Minh-Stadt) im Jahre 1975 für über hundert Flüchtlinge ein Boot gebaut, um in die USA zu fliehen. Da ein dänischer Tanker das Boot jedoch aufgriff, kamen die Flüchtlinge nach Dänemark, wo die Familie seither lebt.

Die Vater-Sohn-Thematik hatte Rehberger in einer seiner frühen Arbeiten mit dem Titel „Rehbergerst“ (1994) schon einmal behandelt. Hier kopierte Rehberger im Maßstab 4:1 sämtliche Malereien, die sein Vater angefertigt hatte. In „Gu Mo Ni Ma Da“ tut dies nun ein anderer Künstler im Stile Rehbergers mit einem Werk seines eigenen Vaters. 

Die Inspiration zum Titel des Werkes kam vermutlich aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 21.3 .2006. In einem Reisebericht über Vietnam stellt der Artikel den Wandel des Landes nach dem Krieg und die aktuell florierende Tourismus-Branche dar. Bei der Beschreibung eines herrlichen Morgens in Vietnam berichtet die Journalistin, wie sie von der vietnamesischen Bedienung mit „Gu Mo Ni Ma Da“ begrüßt wird, was für „Good morning, Madame“ steht.

Auf der Tapete in der Schirn sehen wir das Boot – als Freisteller – in seiner Präsentation in Rehbergers Soloshow „American Traitor Bitch“ 2006 in der Galerie Petzel in New York. Stammt der Titel des Bootes „Gu Mo Ni Ma Da“ aus einer Quelle, die die Veränderungen, die sich in Vietnam vollzogen haben, beschreibt, deutet der Titel der Ausstellung darauf hin, dass der Vietnamkrieg in den USA noch in vielen Köpfen vorhanden ist. „American Traitor Bitch“ übersetzt man besser nicht wörtlich, es ist die Beschimpfung einer amerikanischen Verräterin. Bis heute sind Aufnäher, Sticker und Plakate mit dieser Beschimpfung zu erwerben, meist mit dem Zusatz Jane Fonda. Die Schauspielerin hatte sich ab 1969 vehement gegen den Vietnam Krieg engagiert, was sie immer noch zum Hassobjekt vieler Soldaten und Amerikaner macht. 

Das Boot ist mittlerweile zerstört, auf der Tapete ist seine Massivität nun aber annähernd in einem eins zu eins Größenverhältnis wahrnehmbar. Es bildet in der Ausstellung das Ende der Galerie und erweitert diese durch seine optische Täuschung dennoch.