Auf den ersten Blick sehen sie aus wie merkwürdige Möbel aus vergangenen Zeiten: Die Werkgruppe „Fragments of their pleasant spaces (in my fashionable version)” von Tobias Rehberger.

Die Titel der Werke helfen weiter und lassen Situationen entstehen: „Smoking, talking, drinking - in smoking with his friends" -- mit Freunden rauchen, reden und trinken; „Cutting, Preparing, without missing anything and being happy about what comes next" -- ein Essen vorbereiten, Gemüse schnippeln und einfach entspannt sein ohne sich Sorgen zu machen was die Zukunft bringt; „Smoking, listening, for himself - I care about you because you do" -- alleine Musik hören und rauchen, während man sich in einer Beziehung wohl fühlt. Alles Momente, nach denen wir uns sehnen: zufrieden sein, sich geborgen fühlen, nichts planen, den Augenblick genießen.

Rehberger transformiert diese Zustände des In-sich-Ruhens auf Gegenstände, auf Möbel und somit auf Konsumobjekte. Er geht beim Entwurf auch ähnlich vor wie die Industrie. Sein erster Schritt war eine Marktanalyse: Mitte der 1990er-Jahre befragte er seine Freunde nach ihrer Vorstellung von entspannten und meditativen Raumkonstellationen. Daraufhin entwarf er Möbel im Stile der Zeit, bzw. überzeichnete aktuelle Designtrends -- die allesamt (insgesamt existieren sieben unterschiedliche Raumkonstellationen) in der Galerie Grässlin in Frankfurt am Main zu sehen waren.

Das Design erneuerte er noch zwei weitere Male -- drei Jahre später, 1999, und wiederum zehn Jahre darauf, 2009. Die Ausstellung hieß in allen drei Fällen „Fragments of their pleasant spaces (in my fashionable version)". Die Themen blieben gleich, jedoch änderte sich das Design: von runden Formen in knalligen Primärfarben zu kantigen Formen in Schwarz und Weiß und zehn Jahre später noch minimalistischere weiße Formen kombiniert mit Neon-Farben. Aus heutiger Perspektive gelingt es den Werken, die Atmosphäre einer vergangenen Zeit zu evozieren; Rehberger fängt über das Design den „Zeitgeist" ein.

Der Betrachter bemerkt seine ästhetische Konditionierung, schon eine bestimmte Farbe evoziert die Erinnerung an eine vergangene Lebensphase. Das Werk stellt dabei aber gleichzeitig die Frage: welche Rolle spielen Möbel und Design bei der Schaffung eines Gefühls? Auch die Konsumfrage wird in diesen Arbeiten aufgeworfen: Wieso habe ich mich vor 10 Jahren in diesen Farben und Formen wohlgefüllt und nun nicht mehr?