Die Frankfurter Modedesignerin Elena Zenero-Hock (47) liebt Glitzer und war von der Ausstellung „Glam! The Performance Of Style“ begeistert. Nach ihrem Besuch hat sie über ihre Eindrücke im SCHIRN Mag-Besucherinterview gesprochen.

SCHIRN MAG: Wie bist Du auf die Ausstellung „Glam! The Performance Of Style" aufmerksam geworden?

Elena Zenero-Hock: Durch Facebook, die Plakate in der Stadt und Freunde. Ich halte mich eigentlich immer auf dem Laufenden, was in der Schirn gerade läuft und verpasse kaum eine Ausstellung.

SM: Was hat Dich speziell am Thema „Glam" interessiert?

EZH: Ich bin Modedesignerin und deshalb war es für mich sehr naheliegend, dass ich mir die Ausstellung anschaue. Glam war ja vor allem ein Kleidungsstil, der auch bildende Künstler inspirierte. Kleider machen etwas mit den Menschen und Menschen machen etwas mit Kleidern. In den 70er-Jahren haben Kleider unheimlich viel mit den Menschen gemacht.

SM: Dann waren Deine Erwartungen an die Ausstellung hoch?

EZH: Ich habe nicht so viel erwartet, wie ich bekommen habe.

SM: Was hat Dir die Schau denn gegeben?

EZH: Eine neue Erkenntnis. Mir wurde bewusst, dass dieses Glam-Gefühl in jedem von uns steckt. Es ist das Bedürfnis, sich selbst anders zu erkennen, das Bedürfnis, sich darzustellen und zu verkleiden. Besonders intensiv spürt man dieses Lebensgefühl im Alter zwischen 12 und 16 Jahren. Man schlüpft in Facetten seiner eigenen Person und probiert Rollen aus. Wenn es gut läuft, dann erkennt man sich selbst in der Darstellung wieder. Wenn nicht, kann es sein, dass die Darstellung eine leere Hülle bleibt und einen verlorenen Menschen zurücklässt. So wie die Schwarz-Weiß-Fotografien von Peter Hujar in der Ausstellung zeigen. Sie haben mir extrem gut gefallen, weil sie eine unheimliche Tiefe besitzen und wunderschön sind. Hujar lichtete den Transvestiten Candy Darling ab. Candy scheint nur noch eine Rolle zu sein. Seine Augen spiegeln eine große Trauer wider. Das ist die Kehrseite des Glam-Gefühls. Aber wenn man seine eigene Mitte hat, dann ist Glam etwas Großartiges. Glam ist Illusion und Vision zugleich. Es ist ein Peng-Gong-Gefühl.

SM: Gab es neben den Bildern von Peter Hujar Werke, die Dich besonders beeindruckt haben?

EZH: Viele. Richtig Freude empfunden habe ich, als ich vor den Arbeiten von Bernd Jansen stand. Es sind Fotografien, auf denen man einen Mann sieht, der in eine Schlangenhaut gehüllt ist. Diese Darstellung von der Zuhäutung, Enthäutung und Umhäutung fand ich unheimlich schön. Der Mann auf den Bildern schlüpft in eine fremde Haut. Ich hatte das Gefühl, er lebt diese Haut. Bewegt haben mich auch die Fotografien von Martin Parr. Sie zeigen Jugendliche in selbst bestickten Hosen. Die Teenager wirken so unschuldig und trotzdem spürt man ihr Bedürfnis sich zu verwandeln. Insgesamt ist die Ausstellung unheimlich menschennah, und sie vermittelt den Eindruck, dass die Glam-Ära eine Zeit war, in der sich die Gesellschaft von Konventionen befreit hat, wie wahrscheinlich niemals zuvor. Es waren extrem mutige Jahre.

SM: Wie hat Dir die Architektur und die Präsentation der Schau gefallen?

EZH: Ich fand die Präsentation zurückhaltend und trotzdem präsent und absolut klar. Wunderschön!

SM: Hat dich die Ausstellung inspiriert und wird es in deiner nächsten Kollektion Glitzer und Glamour geben?

EZH: Glitzer gibt es immer bei mir. Glitzer macht Menschen glücklich.