Elisabeth Marcard (41), PR-Beraterin aus Frankfurt, hat sich die Ausstellung 'Helene Schjerfbeck' angesehen. Im Besucherinterview erzählt sie, warum die Künstlerin sie beeindruckt hat.

Schirn Magazin: Wie hat dir die Ausstellung gefallen? Elisabeth Marcard: Ich fand sie sehr beeindruckend.SM: Was hat dich denn beeindruckt?EM: Vor allem die Biografie der Künstlerin. Helene Schjerfbeck war schon als Kind sehr krank, kam aus einem mittellosen Haushalt und hatte trotzdem die Möglichkeit, diese tolle Kunstausbildung zu machen. Sie hat es schon früh im Kunstbetrieb zu großer Anerkennung gebracht. Sie muss eine emanzipierte Frau gewesen sein. Dann gab es einen Einschnitt. Sie zog sich in die Einsamkeit zurück. Doch obwohl sie praktisch nur von Motiven aus Zeitschriften inspiriert war, blieb sie sehr erfolgreich.

SM: Kanntest du die Künstlerin, bevor du die Ausstellung besucht hast?

EM: Nein. In Finnland ist sie ein Star, aber für mich war sie eine Neuentdeckung. Und das finde ich schön. Schließlich lässt man sich sonst oft von den großen Namen anziehen, die jeder kennt. SM: Wie bist du dann auf die Schau aufmerksam geworden?EM: Durch die Berichterstattung rund um die Buchmesse, deren Gastland ja Finnland war. Zur Messe selbst habe ich es in diesem Jahr nicht geschafft.

SM: Es gibt zum ersten Mal ein Digitorial zur Ausstellung. Wusstest du davon?

EM: Das habe ich mir tatsächlich vor dem Ausstellungsbesuch angesehen, weil die Künstlerin praktisch unbekannt für mich war. Die Hintergrundinformationen in dem Digitorial waren für mich sehr hilfreich, weil sie mir das Werk und das Leben der Künstlerin verständlicher gemacht haben. SM: Wie hat dir die Präsentation der Ausstellung gefallen?EM: Die war schön gemacht. Ich mag diesen Giebelraum. Und ich fand es gut, dass es einzelne Kabinette zu verschiedenen Themen gab. So konnte man sich besser konzentrieren, zum Beispiel auf die verschiedenen Reproduktionen derselben Motive.

SM: Hast du ein Lieblingswerk von Helene Schjerfbeck?

EM: Ja. Das „Mädchen mit Béret".SM: Warum gerade dieses Bild?EM: Mir gefällt die Modernität des Gemäldes. Helene Schjerfbeck hat zu der Zeit bereits einsam in einem kleinen finnischen Dörfchen an der Küste gelebt. Da ist es doch erstaunlich, dass sie moderne junge Frauen abgebildet hat. Sie hat sich anscheinend sehr für Mode interessiert. Und ich mag die Farben. Viele ihrer Bilder wirken in gewisser Weise traurig, vor allem einige ihrer Selbstportraits. Man wird Zeuge, wie Schjerfbeck immer älter wird. Für mich sieht es so aus, als würde sie mit ihrem Verfall hadern. „Mädchen mit Béret" strahlt dagegen eine gewisse Lebensfreude aus. Schjerfbeck hat im Laufe ihres Schaffens verschiedene Malstile ausprobiert. Am Anfang war ihr Stil realistisch, später dann modern. Mir gefällt ihre moderne Phase am besten.