Fabian Hart kommentiert Moden und andere Ausdrucksmedien. Angeregt von der Ausstellung GERMAN POP macht sich der Autor und Fashionblogger auf die Suche nach dem Pop in der deutschen Mode.

GERMAN POP findet in diesem Beitrag in Gestalt von Mode statt, weil sie per definitionem Populärkultur ist. Aber vor allem zeigen wir deutsche Mode, die erwiesen populär ist und gleichzeitig völlig out of fashion.

Wir haben eine Modestrecke mit deutschen Marken produziert, die als kleinbürgerlich und spießig gelten. Sie verkörpern also dieselben Attribute, die von Vertretern der deutschen Pop Art in den 1960er-Jahren ironisiert wurden, etwa Karl Horst Hödicke, Christa Dichgans oder Sigmar Polke.

Auch über die Protagonisten unserer Version von GERMAN POP lächeln Experten gerne, oder schenken ihnen keine Beachtung. Weil wir das eine Spur zu ignorant finden, machen wir das anders und feiern deutsche Marken wie Brax, Cinque, Lloyd und Lerros, weil sie es verdient haben. Nicht nur, weil all diese Unternehmen mehrere Hundert Millionen Euro pro Jahr umsetzen -- Brax, bekannt für ihre Feel-Good-Jeans, alleine um die 280 Millionen. Sie sind viel mehr als ein Wirtschaftsfaktor. Sie repräsentieren den Geschmack eines großen Teils der deutschen Bevölkerung: bodenständig und funktional.

Wer von deutscher Mode spricht, möchte darüber aber nicht reden. Nicht über Gerry Weber, Basler, Marc Cain und Tamaris, sondern am besten noch immer von Jil Sander, wieder über Hugo Boss dank Jason Wu, oder eben von Lala Berlin, Perret Schaad, Kaviar Gauche und Achtland zum Beispiel. Sie sind neben den großen Namen französischer, italienischer und amerikanischer Modehäuser und etablierter High-Street in den Herstellerlisten der Prestige-Titel willkommen. An die anderen Big Player wird man nicht so gerne erinnert, und wenn doch, dann meistens von der Anzeigenabteilung. Also werden sie in Editorials gemogelt, angeschnitten, unter einem Mantel versteckt oder als kleine Freisteller gelayoutet.

Aber liegt die Herausforderung nicht gerade darin, Brax mit derselben Anmut zu stylen wie Balenciaga? Wäre es nicht mutig und neu, die Helene Fischer unter den Jeans ganz selbstverständlich abzubilden, weil damit auch deutscher Stil gezeigt würde?

Die Wahrheit ist, es ist nicht schwierig Models in Total Looks von Prada gut aussehen zu lassen. Das ist mindestens so safe wie das Image der Altherrenmarken auf diesen Bildern. Warum also zur Abwechslung nicht Camel Active statt Bottega Veneta und BRAX statt HBA? Wir haben keine Angst vor GERMAN POP.

Fotografie: Anna Wegelin

Fabian Hart schreibt auf seiner Seite fabianhart.com über Leben und Überleben, unter anderem. Neben etymologischen Wendungen und anderer Wortakrobatik verwendet er dafür Mode als Ausdrucksmittel. Für die Ausstellung ESPRIT MONTMARTRE kleidete er sich in Gemälde von großen Künstlern.

Motiv 1: Hemd A. W. DUNMORE Jeans BRAX Socken SOCKS WITH ATTITUDE Schuhe LLOYD

Motiv 2: Mantel CINQUE Hemden A. W. DUNMORE Jeans BRAX Socken Schuhe LLOYD

Motiv 3: Rollkragenpullover LERROS Pullover BRAX

Motiv 4: Mantel CINQUE Hemd A. W. DUNMORE Jeans BRAX Socken SOCKS WITH ATTITUDE Schuhe LLOYD

Motiv 5: Pullover BRAX Jeans BRAX Socken SOCKS WITH ATTITUDE Schuhe LLOYD

Motiv 6: Rollkragenpullover LERROS Pullover BRAX

Motiv 7: Mütze Pullover CAMEL ACTIVE